Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2579 - Der Spieler und die Toten

2579 - Der Spieler und die Toten

Titel: 2579 - Der Spieler und die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
Vom Netzwerk:
würde.
    Der Narr wiederum sah im Boten die buchstäbliche Verkörperung des schlechten Omens;

Gewitterwolken, die sich am Horizont bedrohlich auftürmten.
    Der Vorhang fiel. Es kam dem Terraner einer Erlösung gleich.
    *
    KANZLER: »Eine glorreiche Zukunft erwartet das Reich der Harmonie!«
    KÖNIG, erzürnt: »Glorreich - so war es immerdar!«
    KANZLER, beschwichtigend: »Gewiss. Der gute Ruf des Reiches reiste zwischen den

Sternen wie ein sprühender Komet, hat sich in manchen Gehörgang geschlichen, verwandelte sich

erst in Erstaunen, dann in Neid und Habgier.«
    KÖNIG: »Nie hatten wir Probleme damit, ob jemand unsere Freiheit in Frage

stellt.«
    KANZLER: »Freiheit! Wir beten sie an und merken doch nicht, dass sie uns

umklammert, schlimmer denn der ärgste Tyrann!«
    KÖNIG: »Wie könnt Ihr solchen Unsinn von Euch geben, Kanzler!«
    KANZLER: »Der Glaube an das, was wir als Freiheit verstehen, hat uns in Ketten

gelegt. Eine wunderbare Kette, zugegeben, ihre Glieder funkeln hell im Schein der Zwillingssonnen

- und raubt uns so den Blick auf unser Sein, das mehr Schein ist.«
    KÖNIG, unsicher: »Aber, treuer Kanzler, wir sind doch frei!«
    KANZLER: »Seid Ihr Euch da so sicher? Ist nicht unser Wunsch nach Freiheit so

dringend und zwingend, dass wir weder vor- noch zurückgehen können? Das nennt Ihr frei? Hält uns

nicht die Angst im Würgegriff, die Angst um den Verlust dessen, was wir als Freiheit verstehen?

Sie nimmt uns die Luft, erstickt uns Tag für Tag etwas mehr. Und das nennt Ihr frei?«
    KÖNIG: »In einer Allianz, den Hohen Mächten zu Diensten, wären wir nicht

freier.«
    KANZLER: »Suchen wir denn die Freiheit? Sollten wir uns nicht besser Gedanken

machen, auf welchem Fundament wir die Zukunft erbauen wollen?«
    KÖNIG: »Das Fundament existiert seit langer Zeit. Und es wird noch lange

tragen.«
    KANZLER: »Alles ist in konstanter Bewegung, mein König. Was heute von

scheinbarer Sicherheit und Stärke ist, kann morgen morsch und brüchig sein.«
    KÖNIG, beunruhigt: »Wovon sprecht Ihr?«
    KANZLER: »Von den Begehrlichkeiten, die der Wohlstand des Reiches der Harmonie

geweckt hat! Andere werden kommen und teil- wenn nicht alles haben wollen. Sie werden uns

entreißen, was wir in Jahrhunderten aufgebaut und bestellt haben. Und wir werden es nicht

verhindern können, weil wir weder vorbereitet sind auf eine solche Tat noch Verbündete haben, die

uns in der Stunde der Not beistehen.«
    KÖNIG, nachdenklich: »Es scheint mir widersinnig, für den schlimmsten aller

Momente zu planen. Denn in dem Augenblick, in dem wir ihn in unseren Köpfen Gestalt annehmen

lassen, wird er Wirklichkeit.«
    KANZLER, verzweifelnd: »Mein König! Der Bote hat mir die Bilder der Zukunft

gezeigt! Ich sah blühende Landschaften, Glück und Sicherheit. Ich sah, dass die Arbeit für die

Hohen Mächte eine Investition ist, die sich auszahlen wird!«
    KÖNIG: »Welcher Art?«
    KANZLER: »Aus jedem Tropfen Schweiß, den wir für die Allianz vergießen, wird

eine Blume wachsen, schöner als die vorhergehende. Aus jedem Körnchen Erz, das wir aus einem

unserer Stollen holen, werden uns die Hohen Mächte eine Maschine bauen, die unser Leben

erleichtern und verbessern wird! Waffen ...«
    KÖNIG, zornig: »Hört mir auf mit Waffen!«
    Das mahnende Schauspiel vom See der Tränen, 3. Akt, 1. Szene (Ausschnitt)
     

2.
    Ein Spaziergang am See
     
    Eroin Blitzer rief das UHF-Fenster zu sich. Er warf einen letzten Blick auf die Überreste der

Besatzung, zog sich dann am Rahmen hoch und verließ die PROTENOR GAVRAS.
    Auf dem Weg in die Zentrale der ROTOR-G aktivierte er bereits mit dem Kodegeber ihren Antrieb.

Das Beiboot driftete langsam vom Schiff des Kritikers weg, bevor er die nächste Phase startete

und zurück in den Strahlungsbereich des Systems glitt.
    Inmitten des Pulks der BesucherSchiffe schleuste Blitzer alle verfügbaren Telemetrie-Sonden

aus.
    Bei der ersten Annäherung der LEUCHTKRAFT hatten die Schiffe einen immensen Funkverkehr

unterhalten, der ein Bild erwartungsvoller Schauspielbesucher gemalt hatte.
    Eroin Blitzer ärgerte sich, dass sie bei der Ankunft nicht mehr Zeit auf die Situationsanalyse

verwendet hatten - wie sie es sonst immer taten ...
    Sonst immer getan hatten, bevor der Terraner seinen Einfluss auf die Operationen der

LEUCHTKRAFT geltend gemacht und alles durcheinandergebracht hatte.
    Der Hauptrechner der ROTOR-G nahm die Telemetriedaten der

Weitere Kostenlose Bücher