2584 - Der Okrivar und das Schicksal
Glykoproteinen Stacheln Hunderte von Kilometern aufragten. Im Schatten dieser Giganten fanden sich unzählige Korkenzieherspiralen, Türme, Obelisken und Kuppeln.
TZA'HANATH war ein Ort, wie Kruuper ihn sich lange erträumt hatte. Ein Ort, an dem die besten, die einfallsreichsten Geister der Frequenz-Monarchie zusammenkamen. Wo es keine Denkverbote gab, keine Ideen, die zu verrückt waren, als dass man ihre Umsetzung nicht in Angriff genommen hätte. Ein Ort, an dem Kruuper hätte heimisch werden können.
In einem anderen Leben.
Denn TZA'HANATH war ein geschändeter Ort. Sinnafoch und seinesgleichen hatten die Forschungsstation zu einer Todesfabrik umgewandelt, damit beschäftigt, mit Hochdruck immer neue Methoden zu ersinnen, intelligente Lebewesen auszulöschen.
Und dennoch blieb TZA'HANATH ein überwältigender Ort. Seine Schönheit konnte selbst von den Vatrox nicht ausgelöscht werden.
»Schön ist TZA'HANATH«, sagte Kruuper leise.
»Ja«, stimmte Bhustrin zu, erneut in den Bann geschlagen von dem Anblick.
»Traurig nur, dass Schönheit von TZA'HANATH nicht von Dauer ist.«
»Wie kommst du darauf?« Bhustrin fuhr herum, von Kruupers Bemerkung wieder in die grimmige Realität zurückgeholt. »Zugegeben, der Krieg gegen die Terraner und ihre Verbündeten verläuft zäh. Aber das ist lediglich eine Momentaufnahme. Die FrequenzMonarchie hat in ihrer Geschichte stets obsiegt. Du hast mit eigenen Augen die Demonstration Durants gesehen! Bald wird es im Stardust-System keinen einzigen Terraner mehr geben!«
Glaubte die Kriegsordonnanz ihre eigenen Worte? Kruuper versuchte, in ihrer fremden Mimik zu lesen. Bhustrin musste wohl an den Sieg glauben. Die Kriegsordonnanz konnte sich keine Existenz ohne die Frequenz-Monarchie vorstellen, also musste sich auch ihr mögliches Ende ihrer Vorstellung entziehen. Was nicht sein durfte, konnte nicht sein.
»Kruuper nicht meint Krieg.«
»Was dann?«
»Kruuper nicht sagen muss. Bhustrin es weiß.«
Bhustrin stampfte wütend auf. »Verdammt, Okrivar, wieso musst du immer in diesen gewundenen Rätseln sprechen? Wieso soll die Schönheit TZA'HANATHS nicht von Dauer sein? Raus damit!«
»TZA'HANATH ist riesig, Welt für sich. Aber winzig zugleich.«
»Und?«
»Nichts, was geschieht in TZA'HANATH, bleibt unbemerkt. Dinge sich sprechen herum. Dein Herr, Vastrear, hat veranstaltet eigene Demonstration von Projekt.«
Bhustrin ging drohend auf Kruuper zu, die Hand am Griff des Strahlers. »Woher weißt du davon, Okrivar?«
»Alle in TZA'HANATH es wissen.«
Es stimmte. Der Vorfall im Genlabor Lashans hatte sich rasch herumgesprochen. Es war unmöglich gewesen, nicht davon zu hören. Schwierig war nur gewesen, aus den einander überbietenden Gerüchten herauszulesen, was sich tatsächlich zugetragen hatte.
Fest stand, dass ein Klon die Demonstration nicht überlebt hatte. Und - ungleich wichtiger - dass Vastrear die Beherrschung verloren hatte.
»Es nicht gut steht um deinen Herrn Vastrear«, sagte Kruuper.
»Wag es nicht, meinen Herrn zu beleidigen! Sinnafoch ... «
»... Sinnafoch nicht besser ist«, schnitt Kruuper der Kriegsordonnanz das Wort ab. »Vatrox alle gleich sind. Das ist Problem von Bhustrin und Kruuper.«
»Wie kommst du darauf, mich in eine Reihe mit dir zu stellen?«
»Bhustrin und Kruuper Diener sind. Und Herren von Bhustrin und Kruuper einander versuchen werden umzubringen, sobald Gelegenheit kommt dazu.«
Bhustrin stampfte wieder auf. »Vastrear und Sinnafoch dienen VATROX-DAAG, und VATROX-DAAG wird das nicht zulassen.«
»VATROX-DAAG geschaffen hat diese Konstellation. VATROX-DAAG Kampf zwischen Sinnafoch und Vastrear will.«
Das Herz der Kriegsordonnanz schlug schneller, härter. Aber sie sagte nichts. Ihr fiel kein Gegenargument ein.
»Nur einer wird überleben, wenn es kommt zu Kampf«, fuhr Kruuper fort. »Und Sinnafoch bessere Chancen hat. Sinnafoch höher im Rang ist.«
»Pah, davon träumst du, Okrivar! Mag sein, Sinnafoch ist Statthalter, aber was hat er schon erlebt, verglichen mit Vastrear? Also, raus mit der Sprache, wieso störst du mich? Hat Sinnafoch dich geschickt, um mich auf seine Seite zu ziehen? Ja? Dann richte deinem Herrn aus, dass Bhustrin kein Verräter ist!« Die Kriegsordonnanz brüllte den letzten Satz.
Kruuper hörte den Trotz heraus, die störrische Verzweiflung. Was nicht sein durfte, konnte nicht sein.
»Sinnafoch nicht weiß, dass Kruuper spricht mit Bhustrin. Kruuper hier ist, weil Kruuper hier sein
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