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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Kalifen und fordere dich auf, die Wahrheit zu sagen! Würdest du mir verzeihen oder dich dennoch rächen?“
    „Allah weiß es!“ wiederholte der Gefragte.
    „Ist das die einzige Antwort, welche du für mich hast?“
    „Ja.“
    „So habe ich nichts mehr zu fragen. Allah entscheide zwischen dir und mir!“ – Er wandte sich ab ab und ging fort. Da holte der Emir tief, tief Atem. Er mußte sich bezwingen, nicht laut aufzujubeln:
    „Freund, Bruder, du hattest recht! Mein Sohn lebt; er lebt! Er ist nicht tot und auch nicht verstümmelt!“
    „Ich wußte es“, nickte Schwarz, selbst bis ins tiefste Herz erfreut. „Und wie schön hat er uns alles gesagt, ohne zu ahnen, daß wir gar nichts wußten!“
    „Ich sage dir, daß ich an seiner Stelle mir auch alles hätte entlocken lassen. Du bist wirklich listiger als Talab (Fuchs), der heimlich Schleichende. Wärst du ein Kadi, so würdest du alle Verbrechen entdecken. Aber sage, lebt die Frau wirklich noch, die mit meinem Sohn von ihrem Mann floh?“
    „Das weiß ich nicht. Ich habe von ihr ja gar nichts gewußt! Aber warum beantwortest du seine letzte Frage nicht?“
    „Weil ich unmöglich konnte.“
    „Ein Ja hätte uns vielleicht die Freiheit sofort wiedergegeben!“
    „Und ein offenes Nein hätte zum sichern Tod geführt. Ich konnte keins von beiden sagen. Oder meinst du, daß ich meine und sogar auch deine Rettung einer Lüge verdanken möchte?“
    „So kannst und wirst du nicht vergeben?“
    „Nie!“
    „Auf keinen Fall?“
    „Niemals! Es würde eine Sünde gegen das Gesetz der Wüste, ja gegen das Gesetz des Propheten sein. Und selbst wenn ich diese beiden Vorschriften übertreten wollte, so würde mich mein Schwur daran hindern. Ich habe Rache geschworen, und ich werde mich rächen. Was tätest du an meiner Stelle?“
    „Nein. Unser Kitab el mukaddas befiehlt uns, die Rache Gott zu überlassen.“
    „Auch wenn ihr geschworen habt?“
    „Kein frommer Christ tut einen solchen grausigen Schwur, denn Isa Ben Marryam hat uns befohlen: ‚Liebet eure Feinde, segnet die, welche euch fluchen; tut wohl denen, die euch beleidigen und verfolgen!‘ Und hätte jemand dennoch einen solchen Schwur getan, so würde er Gott bitten, ihn zurücknehmen zu dürfen.“
    „Eure Lehre ist schön; sie ist gut für euch, falls ihr eure Feinde wirklich zu lieben vermögt; aber sie paßt nicht für diese Länder, nicht für die Wüste, nicht für uns. Auge um Auge, Blut um Blut, Leben um Leben, das ist unser Gesetz; wir müssen ihm gehorchen, und du darfst mir nicht zürnen, wenn ich es erfülle.“
    „So bleiben wir also gefangen!“
    „Ja. Ich habe dich lieb, aber ich kann selbst dich nicht durch eine Sünde retten. Werde ich schuld an deinem Tod, so mag Allah es mir vergeben, der ja auch der Gott der Christen ist.“
    „Nun, was das betrifft, so brauchst du dir jetzt noch keine Vorwürfe zu machen. Ich weiß, daß meine Worte und Vorstellungen bei Abd el Mot haftengeblieben sind; sie werden sicher, wenn auch langsam wirken. Ich habe ihn in Zwiespalt mit sich selbst versetzt, und wir müssen nun das Ergebnis in Ruhe erwarten.“
    Er hatte die Worte kaum gesagt, so zeigte sich schon die erste der Wirkungen. Abd el Mot kam wieder herbei und fragte: „In einigen Minuten brechen wir auf. Habt ihr Hunger oder Durst?“
    „Nein“, antwortete Schwarz.
    „Unterwegs erhaltet ihr nichts. Ihr seid also selbst schuld, wenn euch während des Marsches hungert oder dürstet.“
    Er band sie los und führte sie zu den Lasttieren. Er selbst schlang einen Strick um die Spitze der beiden Halsgabeln und band denselben an den Sattel eines Lastochsen. Schwarz warf seinem Gefährten einen befriedigten Blick zu. Ohne die Mahnungen des Deutschen hätte der Sklavenjäger ihnen wohl nicht Speise und Trank angeboten und sie auch jetzt nicht an den Ochsen gebunden, nachdem er vorher gesagt hatte, daß er sie an sein eigenes Pferd fesseln werde. Es war also wohl Grund vorhanden, die Hoffnungen auf Befreiung nicht ganz aufzugeben.
    Jetzt erteilte Abd el Mot seine Befehle, und zwar laut, daß die Gefangenen es hören konnten. Von jetzt an befolgte er die Taktik, von welcher der Emir gesprochen hatte. Zwanzig Späher mußten auf den schnellsten Pferden voranreiten; ihnen folgten hundert andre, welche nach ihrer Ankunft das Dorf in weitem Kreise zu umstellen hatten. Darauf setzten sich die übrigen in Bewegung, teils zu Fuß, teils auf Ochsen reitend.
    Diese Ochsen sind nicht die langsamen

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