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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du?“
    „Emir von Kenadem.“
    „Ke-na-dem! Kenadem!“ wiederholte er erst langsam und dann schnell. Auf seinen Wangen kam und ging die Röte, und sein Atem flog, als er fortfuhr: „Kenadem! O mein Kopf, mein Gedächtnis, meine Erinnerung! Allah, Allah! Kenadem, Kenadem! Welch ein süßes, welch ein herrliches Wort! Ich kannte es; es lag in mir begraben, nein nicht begraben, sondern es schlief nur und brauchte bloß geweckt zu werden! Aber ich fand keinen Menschen, der es nannte, der es aussprach. Kenadem, so hieß meine Heimat, so hieß der Ort, an welchem meine Eltern wohnten! Kenadem, Kenadem! Wo liegt es? Wer weiß, wo es liegt?!“
    Er sah sich im Kreise um mit einem Blick, einem Gesichtsausdruck, als ob von der Antwort sein Leben abhängig sie.
    „Es liegt in Dar Runga“, antwortete Schwarz. „Südlich vom See Rahat Gerasi.“
    „Kennst du es, Effendi, bist du dort gewesen?“
    „Nein; aber ich habe diesen Namen in Büchern gelesen und auf Karten gefunden.“
    „In Büchern und auf Karten! Allah, o Allah! Könnte ich so ein Buch oder so eine Karte sehen! Ich habe meine Heimat nicht gefunden; ich bin entfernt von ihr; ihre Palmen wehen vor meinem Geiste, aber sehen kann ich sie nicht. Darum wäre ich entzückt, ein Buch, eine Karte nur zu sehen, auf welcher der Name zu finden ist. Kenadem, o Kenadem!“
    Da griff Schwarz in die Tasche und zog einen rotledernen Umschlag hervor. Es war der Einband einiger Karten.
    „Ich komme aus dem Norden und habe hier eine Karte desselben. Kenadem steht auch darauf.“
    „Zeig her, zeig her, Effendi!“ rief der Jüngling, indem er nach seinem Heft griff und es ihm aus der Hand reißen wollte.
    „Warte! Du findest es nicht; ich muß es dir zeigen.“
    „O doch! Ich finde es; ich finde es gewiß! Ich werde den Namen Kenadem sogleich unter Tausenden sehen!“
    „Nein, denn es ist eine Schrift, welche du nicht kennst. Setz dich ans Feuer!“
    Abd es Sirr ließ sich nieder. Schwarz breitete die Karte auf seinem Schoß aus, zeigte ihm die betreffende Stelle und erklärte: „Dieses kleine, grün gefärbte Land ist Dar Runga; diese winzige, längliche Stelle ist der See Rahat Gerasi, und unterhalb desselben siehst du ein kleines, kleines Ringelchen. Das ist Kenadem. Der Name steht in europäischer Schrift dabei.“
    „Geh weg mit deinem Finger! Nach Kenadem gehört der meinige! Also das, das ist es! Dort leuchteten die Oleanderhaine, welche ich in meinen Träumen immer wieder sah! Dort, dort! O Kenadem! Effendi, deine Güte ist groß; du wirst mir eine Bitte erfüllen!“
    „Welche?“
    „Schenke mir Kenadem!“
    „Das liegt nicht in meiner Macht, denn es ist nicht mein Eigentum.“
    „Wie? Gehört diese Karte nicht dir?“
    „Diese Karte, ja, die ist mein.“
    „Und du willst mir mein Kenadem nicht geben? Ich verlange nicht die ganze Karte; ich bitte dich nur um die Erlaubnis, mir mit dem Messer die Stelle, auf welcher meine Heimat liegt, herausschneiden zu dürfen!“
    Er befand sich in einer leidenschaftlichen Aufregung. Er küßte die Stelle wieder und immer wieder, indem er die Karte an seine Lippen zog.
    „Ah, so meintest du es!“ sagte Schwarz. „Dann bedarfst du des Messers nicht. Die ganze Karte soll dir gehören.“
    „Ist's wahr? Ist's möglich? O Herr, o Effendi, wie glücklich machst du mich!“
    Er sprang auf, küßte die Hand des Deutschen, was er, der stolze, zurückhaltende junge Mann, sonst um keinen Preis getan hätte, und wandte sich, die Karte noch offen in der Hand, wieder an Babar: „Und welchen Namen führte der Emir?“
    „Barak el Kasi.“
    „Ba-rak-el-Ka-si – – –“, wiederholte Abd es Sirr, indem er die Hand an die Stirn legte, als ob er dort eine Erinnerung herauspressen wolle. Dann zuckte er zusammen und rief aus: „Ich hab' es; ich hab' es; ich weiß es! Ja, ja, so ist es. Barak el Kasi, so wurde mein Vater genannt. Wenn er einen Untertan bestrafen oder einen Sklaven peitschen ließ, so stand er finstern Angesichts dabei und sagte: ‚Ihr nennt mich Barak el Kasi, nun wohl, so will ich es auch sein!‘ Darum haßte ich diesen Namen, und meine Mutter erbleichte, wenn sie ihn hörte. Und der Mann, welchen Abd el Mot gefangenhält, ist Barak el Kasi, der Emir von Kenadem?“
    „Ja.“
    „Mein Vater, mein Vater! Ich muß zu dir, zu dir! Effendi, laß uns aufbrechen! Ich muß augenblicklich fort, um ihn aus den Händen seines Peinigers zu befreien!“
    „Komm zu dir! Beherrsche dich, Abd es Sirr!“ bat der

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