26 - Die Sklavenkarawane
in Allahs Namen so schwarz an wie möglich!“
„Aber erwägen Sie auch die Gefahr? Werden wir entdeckt, so ist's um uns geschehen.“
„Unsinn! Mich bekommen s' nit!“
„Nun, zur Beruhigung will ich Ihnen sagen, daß wir dieses Wagnis des Abends unternehmen. Ich werde das Lager vorher umzingeln lassen. In der Dunkelheit laufen wir auch nicht Gefahr, daß Ihre wenig negerartige Nase Verdacht erweckt. Und erwischt man uns ja, so werden die Unsrigen auf ein Zeichen zu Hilfe kommen. Uns zu wehren, bis die da sind, wird wohl möglich sein.“
„Natürlich! Ich geh' als Schwarzer mit. Abg'macht! Ich freu' mich schon darauf.“
„Aber wir müssen uns fast ganz entkleiden und den ganzen Leib mit Ruß und Fett einsalben!“
„Das tut nix; das macht nix, wann ich nur später wieder in den Besitz meiner kaukasischen Abstammung gelang'. Wegen einemmal wird man noch lange nicht für immer aan Neger. Also Punktum und abg'macht; es bleibt dabei!“
SECHZEHNTES KAPITEL
An der Nilpferd-Maijeh
Die Aufgabe dieses ereignisreichen Tages war gelöst, und man hätte sich nun zur Ruhe begeben können. Die Asaker schliefen auch, wenigstens diejenigen, welche nicht zur Bewachung der Gefangenen munter bleiben mußten. Schwarz und Pfotenhauer aber fanden keinen Schlaf. Der eine wußte seinen Bruder in Gefahr, den auch der andre als seinen ‚Spezi‘ herzlich lieb hatte, und so ließ beiden die Sorge um denselben nicht die so notwendige Ruhe finden.
Zu ihnen gesellte sich später ein dritter, der ‚Sohn des Geheimnisses‘. Er kehrte innerlich ziemlich beruhigt zurück und setzte sich zu ihnen. Auch er konnte nicht schlafen, aus Freude, das Dunkel seiner Herkunft endlich gelichtet zu sehen, und aus Sorge wegen der gefährlichen Lage seines Vaters.
Um Mitternacht wurden die Wächter der Herden abgelöst, und dann legten sich auch die drei nieder, eingehüllt in die Fliegennetze. Sie wollten wenigstens versuchen, einzuschlafen. Aber von Zeit zu Zeit bemerkte der eine, daß der andre sich immer noch ruhelos bewegte, und als es gegen Morgen war, richtete Schwarz sich auf und schälte sich aus dem Netz, um einen Rundgang zu den Posten zu unternehmen. Sofort fuhr Pfotenhauer auch empor und fragte: „Haben S' geschlafen?“
„Nein.“
„Ich auch nit. Ich leg' mich überhaupt niemals wieder an einem Maijeh nieder. Dieses Teufelszeug, die Fliegen, sind nit auszustehen. Da hatten einige den Weg ins Netz 'reing'funden; das möcht noch gehen, wann sie mir nur in die Stiefelsohlen g'stochen hätten; abe sie hatten's partout auf meine Nas' abg'sehen. Diese Kreatur hat nit den mindsten klassisch-ästhetischen G'schmack. Ich steh' also auch auf. Was tun wir aber nun?“
„Ich will die Posten besuchen.“
„Das hat keinen Zweck. Ich möcht' Ihnen was Besseres vorschlagen.“
„Was denn?“
„Eine Jagd auf Nilpferde. Es wär' doch eine Sünd' und Schand', wann wir am Nilpferd-Maijeh g'wesen wären, ohne eins wenigstens zu G'sicht bekommen zu haben. Machen S' mit? Es ist jetzt grad die Zeit, um welche sie sich am Ufer g'äst haben und ins Wasser zurückkehren.“
„Dieser Vorschlag ist ausgezeichnet. Ich gehe mit.“
„Schön! Aber wie steht's mit den Waffen?“
„Ich habe mein Gewehr.“
„Das reicht nit aus. Mit einem Schuß oder zweien legen S' kein Nilpferd nieder, außer Sie haben Explosionskugeln g'laden.“
„Die habe ich nicht bei mir, sondern auf dem Schiff.“
„Schade! Ich hab' hier welche, aber sie passen nit für Ihr Kaliber. Wissen S' denn auch, wo das Nilpferd seine Achillesferse hat?“
„Ja, zwischen dem Auge und Ohr.“
„Nit übel! Aber besser noch ist's, man trifft es hinters Ohr. Weiß man die Stell' genau, so reißt die Sprengkugel den Schädel auf und treibt das G'hirn aus'nander. Sie kommen vom Norden und haben diese Jagd wohl noch nit versucht; aber ich und Ihr Bruder, der Sepp, haben schon manches Flußpferd auf diese Weis' erlegt. Ich werd' gleich Sprengkugeln laden; dann gehen wir.“
Als er sein Gewehr schußfertig gemacht hatte, verließen sie das Lager. Eben begann der Osten sich heller zu färben, und sie konnten nun wenigstens die Bäume und Sträucher sehen, zwischen und unter denen sie sich langsam und scharf ausspähend fortbewegten.
Sie wandten sich nicht nach dem See, sondern gingen am Ufer des Maijeh hin, weil dort eher ein Nilpferd zu treffen war als am ersteren. Es wurde heller, so daß sie nun deutlich sehen konnten. Der Graue hatte auf alles acht. Einmal blieb er stehen
Weitere Kostenlose Bücher