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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Stelle anzuweisen, was Zeit erforderte. Hie und da stieß einer gegen die Zweige, daß sie raschelten. Glücklicherweise war das Gespräch, welches jetzt am Feuer geführt wurde, ein so lautes, daß dieses Rascheln vom Feind nicht bemerkt wurde.
    Schwarz selbst postierte sich in die Mitte seiner Aufstellung, gerade hinter den Feldwebel, welchen sein erster Hieb treffen sollte. Die Hauptperson für ihn aber war Babar, der Bote Abd el Mots. Von diesem allein konnte er erfahren, was er wissen wollte und wissen mußte; darum richtete er auf ihn sein Hauptaugenmerk.
    Eben hatte er sich niedergekauert, als der Graue das verabredete Zeichen ertönen ließ. Zu gleicher Zeit hörte er, daß der Feldwebel den Boten fragte: „Nun sei klug und wähle! Ich habe dir alles erklärt und auseinandergesetzt. Zu wem willst du halten, zu mir oder zu Abd el Mot?“
    „Zu dir natürlich“, erklärte Babar. „Bei dir wird es ein ganz andres Leben geben als bei ihm, und ich sage dir, daß die meisten von uns, wenn sie kommen, sich auf deine Seite stellen werden. Freilich ist's ein Wagnis. Wenn Abu el Mot kommt, sind wir verloren.“
    „Noch nicht. Ich fürchte mich nicht.“
    „Bedenke fünfzig sind wir; aber er bringt einige hundert mit!“
    „Wir werden mehr als fünfzig sein. Wie die Sachen stehen, muß ich meinen Plan ändern. Ich darf nicht hier liegenbleiben und mich von Abu el Mot abwürgen lassen. Morgen mit dem frühesten kommen die Dor mit dem Elfenbein. Ich schließe den Handel so rasch wie möglich ab, und dann brechen wir nach Ombula auf. Wenn ich die Fahnen der Empörung entfalte, fallen mir alle Kameraden zu, und dann mag Abd el Mot kommen. Ich gebe ihm eine Kugel, und damit hat seine Herrschaft ein Ende.“
    „Und die deinige beginnt!“ stimmte der Bote bei.
    Er sollte nicht recht behalten, denn gerade in diesem Augenblick wurde dafür gesorgt, daß die Herrschaft des Feldwebels gar nicht beginnen sollte. Schwarz gab das Zeichen, sprang vor und schlug den Alten mit solcher Macht gegen die Schläfe, daß er lautlos zur Seite fiel und da wie tot liegenblieb. Im nächsten Augenblick schmetterte seine Faust den Boten nieder.
    Das geschah so schnell, daß die Sklavenjäger gar nicht Zeit fanden, eine abwehrende Bewegung zu machen. Sie saßen auch dann noch vor Schreck lautlos da, als die Angreifer von allen Seiten über sie herfielen. Erst als die meisten von ihnen niedergeschlagen waren, erhoben die andern ihre Stimmen und versuchten, sich zu wehren, doch ohne den geringsten Erfolg.
    Das war ein ganz eigenartiger Kampf, wie ihn der mehr als lebhafte Sudanese, welcher nichts ohne Geschrei tun kann, eigentlich gar nicht kennt. Die Angreifenden kamen ihrer Instruktion wörtlich nach. Keiner von ihnen sprach ein Wort; sie schlugen mit den Kolben zu, und fast jeder Hieb fällte einen Mann. Die wenigen, welche die gegen sie gerichteten Schläge mit den Armen pariert hatten, baten um Gnade. Sie sahen ein, daß Widerstand vergeblich sein werde.
    Noch nie am Nil hatten hundertzwanzig Personen gegeneinander mit so wenig Lärm gekämpft, und auch wohl noch nie war ein ähnlicher Kampf so schnell zu Ende gewesen. Jeder Asaker hatte sich mit einem Strick, einer Schnur oder etwas Ähnlichem versehen, und noch keine Viertelstunde nachdem Schwarz das Zeichen des Grauen erwidert hatte, lag die ganze Mannschaft des Feldwebels, und auch er selbst, gefesselt da.
    Es läßt sich denken, welche Augen er machte, als er aus seiner Ohnmacht erwachte. Er wollte sich mit der Hand an die Stelle langen, wo ihn die Faust des Deutschen getroffen hatte; aber konnte nicht, denn er war gefesselt. Er riß die Augen auf und blickte im Kreise umher. Da sah er die Seinen gebunden, und rundum standen die Gestalten der Asaker, stumm und die Hände auf ihre Gewehre gestützt.
    Sein Auge fiel auf Schwarz und Pfotenhauer; er sagte noch immer nichts; auch kein andrer sprach. Dann traf sein Blick einen – – –
    „Allah ia sillib – Gott allmächtiger!“ schrie er auf, indem er sich vor Entsetzen aufbäumen wollte, aber nicht konnte. „Herr, schütze mich vor dem neunundneunzigmal gesteinigten Teufel! Wandeln die abgeschiedenen Geister auf der Erde umher?“
    Der Onbaschi war es, den er sah. Dieser antwortete: „Ja, sie wandeln. Es sind die Dschin el Intikam (Geister der Rache), welche den Wortbrüchigen verfolgen. Du verführtest mich, indem du sagtest, daß ich mit dir gebieten solle. Du hieltest nicht Wort und wolltest mir befehlen. Nun ereilt dich

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