260 - Fly me to the moon
hohen G-Werte auf ein Minimum reduzierte. Jetzt standen Matthew Drax und sie zusammen in der Messe und blickten durch ein Fenster aus Stahlglas nach draußen.
»Ich wollte es vorhin nicht erwähnen, um dich nicht zu beeinflussen«, sagte sie, »aber die Reise bringt uns auch einen ganz persönlichen Vorteil.«
Matt sah sie an. »Was meinst du?«
Aruula zögerte. »Der Zeitstrahl«, sagte sie dann. »Wenn wir durch ihn zur Erde zurückkehren, werde auch ich nicht mehr altern. Zumindest nicht für die nächsten fünfzig Jahre.«
»Richtig.« Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Er griff nach Aruulas Hand und drückte sie! »Das ist wunderbar. Ich freue mich für dich… für uns !«
Gleichzeitig wurde ihm ein Problem bewusst: »Als ich das letzte Mal zusammen mit Pilatre und Yann den Strahl durchquerte, war ich für Tage unsichtbar«, erinnerte er sich. »Wir müssen also einen Weg finden, eine Überdosis Tachyonen diesmal zu vermeiden.«
Aber das war alles noch Zukunftsmusik. Erst einmal mussten sie ankommen und die Marsregierung von der Gefahr durch den Streiter überzeugen. Und wie würde die einfache Bevölkerung auf ihre Anwesenheit reagieren? Sahen sie in ihm den Schuldigen für den Zusammenbruch ihrer Gesellschaft? War der Mars noch immer voller Konflikte, wie er sie bei seinem ersten Besuch erlebt hatte? Oder hatte der Neuanfang endlich die Einheit gebracht?
Er drückte Aruula fest an sich. Gemeinsam blickten sie hinaus ins All, in die Unendlichkeit. Drei Monate Flug lagen vor ihnen. Und eine ungewisse Zukunft…
ENDE
Aus dem Tagebuch des Dominikanermönchs Bartolomé de Quintanila
17. Februar a.d. 1499: Die Sonne hatte kaum ihre ersten Strahlen ausgesandt, da machte ich mich mit El Cánido und Maxim auf den Weg zu den Taino. Commandante de Villalonga bestand darauf, dass wir alle zu unserem Schutze Rüstungen anlegen sollten. Ich verwünsche ihn dafür! Das Leder des Brustpanzers und des Halsschutzes knirscht beirr Gehen, und der stählerne Helm drückt meinen Kopf auf die Schultern, als hätte Gott ihn mir wie eine Strafe auferlegt. Das Schwert vermag ich kaum zu heben, geschweige denn damit zu kämpfen.
Ich fürchte allerdings, dass uns auch die Rüstungen nicht helfen werden. Unsere Mission steht unter einem Unglücksstern. Die Taino hatten allen Grund, El Castillo zu überfallen. Ich weiß, dass die Soldaten des Commandante mehr als einmal deren Frauen entführt und geschändet haben. Nicht wenige der Unglücklichen flüchteten sich nach ihrer Rückkehr aus Scham oder Verzweiflung in den Freitod, sofern sie nicht unter den Folgen der Misshandlungen starben. Und rät nicht auch die Bibel: Auge um Auge, Zahn um Zahn?
19. Februar a.d. 1499: O Herr, vergib mir, denn Entsetzliches ist geschehen! Von Sonnenunter- bis -aufgang verhandelte ich mit den Häuptlingen. Anwesend war auch einer der Entführten, ein Jüngling von siebzehn Lenzen, der die Sprache der Taino leidlich gut beherrschte und ihnen als Übersetzer gedient hatte.
Das Verhängnis nahm seinen Lauf, als man endlich einwilligte, Garota holen zu lassen. Als Maxim die Misshandlungen sah, die sie hatte erleiden müssen, sprang er auf und ging auf die Kaziken los. Ich konnte nicht verhindern, dass er einigen die Schädel zertrümmerte.
Wir flohen Hals über Kopf: El Cánido, Garota, Maxim und ich, sowie der spanische Junge namens Mateo. Alle anderen Geiseln, Gott sei ihnen gnädig, wird unsere gescheiterte Mission das Leben gekostet haben.
Unser neuer Begleiter ist es nun, der Unruhe in die Gruppe bringt. Der Junge hat aus Gesprächen der Indios von einem Schamanen erfahren, der ganz in der Nähe an einem heiligen Ort leben und ein »Hüter des Schatzes« sein soll. In Erwartung unermesslichen Reichtums bestanden Maxim und Mateo darauf, dass wir nach dem Alten suchen. Ich konnte die beiden nicht umstimmen, nach El Castillo zurückzukehren, also folgen wir ihnen. Gebe Gott, das wir nicht noch mehr Seelen verlieren…
Weitere Kostenlose Bücher