260 - Fly me to the moon
möglich nach Hause. Die Erde ist mir eindeutig zu feucht.« Er zwinkerte Matt zu, als wollte er ihn mit dem lauen Scherz ein wenig aus seiner Sorge reißen.
Doch das gelang erst, als das Resultat des medizinischen Komplettchecks vorlag. Aruula litt an einer Entzündung des Wurmfortsatzes – aber es war, wie von Vogler bereits vorab angenommen, noch zu keinem akut lebensbedrohlichen Durchbruch gekommen, der auch unter allen Umständen vermieden werden musste. Die Marsianer waren zuversichtlich, dass Aruula transportfähig war und ihr Status nicht nur gehalten, sondern auch leicht verbessert werden konnte. Sofort wurde die entsprechende Medikation eingeleitet.
Und während das Shuttle das winterliche Irland unter sich zurückließ und die Fesseln der Erdschwerkraft quasi im »Schongang« überwand, fand sich für Matts Gastgeber die Zeit und Gelegenheit, ihm zu erklären, wie sie ihn denn überhaupt hatten ausfindig machen können…
***
Vogler überzeugte Matt, dass die schlafende Aruula es auch ein paar Minuten aushalten würde, ohne dass er neben ihr saß und – wie der Marsianer es ausdrückte – Händchen hielt.
»Komm.« Er führte Matt ins Cockpit, wo gegenwärtig nur Titus Tsuyoshi die Stellung hielt. In sechshundert Kilometern Höhe über der Erde bereitete er gerade die nötigen Kurskorrekturen vor, die das Shuttle auf dem kürzesten Weg zum Mond bringen würden.
»Was willst du mir zeigen?«
»Du hattest dich gewundert, wie wir dich finden konnten.« Vogler lächelte stolz. »Es war im Grunde sehr einfach. Die Jungs…«, er nickte zu den Saintdemars hinüber, die sich weiter um Aruulas medizinische Versorgung kümmerten, »… brachten mich auf die Idee. Nachdem sie bei mir erhöhte Tachyonenwerte gemessen hatten. Du kannst dir sicher denken, woher die stammen?«
Matthew musste nicht lange überlegen. Schließlich hatte er schon einmal mit einer Tachyonen-Überladung zu tun gehabt, was ihn für Tage unsichtbar werden ließ. [3] »Die Passage durch den Zeitstrahl«, antwortete er. »Dabei wird der Körper in einen Tachyonenmantel gehüllt, der ihn extrem langsam –«
»Genau!«, unterbrach ihn Vogler, bevor er auf die verlangsamte Alterung zu sprechen kommen konnte. Der warnende Blick des Baumsprechers ging zu den drei Crewmitgliedern – und Matt begriff. Dass der Zeitstrahl für genau fünfzig Erdjahre jede Alterserscheinung aufhielt, nachdem man ihn durchquert hatte, war offenbar auf dem Mars noch nicht publik gemacht worden. Verständlich – bei Bekanntwerden hätte ein unkontrollierbarer Sturm auf den Zeitstrahl eingesetzt. So lange es Menschen gab, war ewige Jugend ein stets aktuelles Thema.
»Auch mit der Ortungsanlage des Shuttles kann man Tachyonenstrahlung anmessen«, erklärte Vogler weiter. Er bedeutete Matt, im Sitz neben Titus Tsuyoshi Platz zu nehmen, der sich von ihnen nicht stören ließ. »Da. Das kleine Display, das jetzt die Erdoberfläche zeigt… Es kann die Strahlung anzeigen, wenn sie in genügender Konzentration auftritt. Bei dir war es nicht schwierig – du strahlst wie eine Supernova …«
Matt brauchte nicht lange zu überlegen. »Der Zeitstrahl. Die Passage durch ihn hindurch hat ihre Spuren hinterlassen.«
Matt nickte verstehend. »So also habt ihr uns gefunden.« Er war beeindruckt vom Ideenreichtum seines Freundes und von seinem Einsatz, der Aruula letztlich das Leben gerettet hatte.
Dann fiel ihm etwas auf und er beugte sich näher an das Gerät heran.
»Ist das eine Ortung?«, fragte er und deutete auf einen blinkenden Punkt am Rand des Scanbereiches.
Auch Vogler beugte sich vor. »Tatsächlich. Offenbar hat niemand den Scanner abgeschaltet, nachdem wir dich gefunden hatten.« Er runzelte die Stirn. »Aber das bedeutet ja… es gibt noch jemanden dort unten, der durch den Strahl gereist ist!«
Matt wurde es heiß und kalt zugleich. »Ann…«, flüsterte er. »Das muss Ann sein!«
Vogler sah ihn verständnislos an. »Wer ist Ann?«
Matt krallte seine Finger in Voglers Arm. »Meine Tochter. – Das erkläre ich dir später. Wir müssen sofort Kurs auf diesen Punkt nehmen!«
Titus Tsuyoshi hatte offenbar seine Kursberechnungen und -eingaben abgeschlossen. Er wandte sich seinen beiden Gästen im Cockpit zu, schnappte gerade noch auf, worüber sie diskutierten.
»Das ist nicht möglich«, sagte er. »Wir sind auf dem Weg zurück zum Mond. Wenn wir jetzt abbrechen, reicht der Treibstoff nicht mehr aus.«
Matt unterdrückte ein Stöhnen. »Das darf doch
Weitere Kostenlose Bücher