261 - Ein falscher Engel
Erstaunen lag in ihrem hübschen Gesicht.
Rulfan hob die Hände und lief doch tatsächlich rot an. »Entschuldige, ich wollte nicht…« Er drehte sich schnell um.
Myrial drehte sich ebenfalls um. »Geh nicht, Rulfan«, sagte sie laut.
Er stoppte, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Dann drehte er sich zurück. »Komm zu mir, Rulfan.« Die zarte, weißhäutige Myrial stand aufrecht da, ihm direkt zugewandt. Der knöchellange Mantel lag locker auf ihren Schultern. Er stand nun völlig offen. Darunter trug sie nichts. Sie wickelte sich langsam das Handtuch vom Kopf und ließ es auf den Boden fallen.
Rulfan schluckte schwer, den Blick auf das schwarze Dreieck zwischen ihren Beinen gerichtet, dann kurz auf ihre kleinen festen Brüste, ihr Gesicht und wieder zurück. Rulfan bekam den Mund nicht mehr zu.
Myrial lächelte, geheimnis- und verheißungsvoll zugleich. Sie machte drei langsame Schritte auf ihn zu. Geschmeidig wie ein Sebezaan bewegte sie sich. Dabei streifte sie langsam den Bademantel von ihren Schultern und ließ ihn nach hinten fallen. Mit hängenden Armen stand sie nun vor ihm, den Kopf leicht in den Nacken gelegt.
Ihre Lippen öffneten sich zärtlich, ihre Augen glänzten.
Das Verlangen überflutete Rulfan wie eine mächtige Woge. Im Moment war es ihm vollkommen egal, dass er schwitzte und nach Horsey roch. Er machte einen Schritt nach vorne.
Schon war Myrial bei ihm, umklammerte ihn kraftvoll. Er stöhnte leise und küsste sie. Sie erwiderte den Kuss mit einer Wildheit, die Rulfan zusätzlich anstachelte. Dann begann sie ihm die Kleider vom Leib zu reißen. Er half ihr dabei. Rulfan stolperte fast, als er sich die Hose von den Knöcheln trat. Es konnte nicht schnell genug gehen.
Stöhnend pressten sie sich aneinander, rieben und küssten sich, ließen ihre Finger und Zungen wandern. Myrials Haar duftete nach Tannennadeln und mischte sich mit einem leichten Schweißgeruch.
Das machte Rulfan fast verrückt.
Myrial hielt plötzlich ein, zog ihn in den Holzbottich, in dem noch immer warmes Badewasser schwappte. Sie setzten sich und seiften sich gegenseitig ab, ließen keine Stelle aus, hingen immer wieder aneinander. Rulfan konnte sich nun nicht länger bezähmen und nahm sie. Wie ein Fels stand er inmitten des Bottichs, während ihre Beine seine Lenden umklammerten.
Irgendwann lagen sie eng umschlungen auf Myrials Lager. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust. »Liebster«, flüsterte sie selig.
Rulfan hätte die ganze Nacht so verbringen können, aber sie mussten zum Dinna. »Ich liebe dich auch«, sagte er.
Das ganze Abendessen über wagte Myrial es kaum, Rulfan anzusehen. Es schien, als ob ihr Vorstoß ihr im Nachhinein peinlich wäre.
Rulfan wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Fast war er froh darüber, dass Pellam ihn die ganze Zeit mit Beschlag belegte.
»Jetzt noch ein schöner Uisge wäre genau das Richtige zum Verdauen«, meinte der Verwalter schließlich. »Leider kann ich Euch keinen anbieten, Herr, weil wir schlicht und einfach keinen da haben. Ich denke aber, dass es für die langen und harten Wintermonate, die noch kommen, sicher kein Fehler wäre, einige Fässer guten Uisges im Keller zu haben. Würdet Ihr mir da zustimmen, Herr?«
Rulfan nickte. »Aber immer doch. Gegen einen guten Tropfen habe ich nichts einzuwenden. Was schlägst du also vor, Pellam?«
»Da für Euch nur das Beste in Frage kommt und Ihr es ganz sicher auch bezahlen könnt, würde ich gleich morgen zu den Mecgregers fahren und einen Wagen voller Fässer kaufen. Ihr müsst wissen, Herr, dass die Mecgregers den besten Uisge weit und breit brennen. Das würde aber schon eine Kleinigkeit kosten…«
Du gerissene Taratze , dachte Rulfan amüsiert. So kommt er ebenfalls an den guten Uisge, den er sich sonst wohl im Leben nicht leisten könnte
…
Rulfan wusste bereits, dass die Mecgregers den besten Uisge produzierten. Er hatte davon gekostet. Und er kannte ihr Geheimnis, das dahinter steckte! Obwohl er sich erst seit einigen Wochen hier in den schottischen Highlands aufhielt. Er schmunzelte innerlich, als er daran dachte.
»Was kostet denn so ein Fass genau?«
»Das ist Verhandlungssache.«
Rulfan lachte und musterte Myrial wohlwollend. Sie lächelte nur kurz zurück und schlug dann die Augen nieder. »Wenn das so ist, dann werde ich mitkommen und höchstpersönlich verhandeln. Zudem ist es eine gute Gelegenheit, Land und Leute besser kennen zu lernen. Wir brechen übermorgen früh auf. Wie weit ist es
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