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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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über eine Speerlänge ( etwas mehr als zwei Meter ) hohen Mannes, dessen dünne schwarze Haare bis zu den Knien hinunter hingen und durch dessen linke Gesichtshälfte eine dicke feuerrote Narbe ging? Gallo spürte den Drang in sich aufsteigen, der Bohnenstange mit der totenschädelähnlichen Visage an die Gurgel zu gehen und so lange zuzudrücken, bis sie die letzte Zuckung in seinen Pranken getan hatte.
    Gallo gab diesem Drang wohlweislich nicht nach. Er wusste genau, dass er nicht einmal in die Nähe von Alastars Hals gekommen wäre, obwohl er ein guter und trickreicher Kämpfer war. Denn der von Kopf bis Fuß in schwarzes Leder gekleidete Mistkerl hatte sich als Chefexekutor vorgestellt. Die Exekutoren der Reenschas, wie sich die Glesgoer Stadtherren nannten, waren weitum berüchtigt und galten als nahezu unbesiegbar.
    Es hieß, dass die Reenschas ohnehin nur die allerbesten Kämpferinnen und Kämpfer in die Gilde der Exekutoren aufnahmen und diese dort in einer unmenschlich harten Schule weiter gedrillt wurden. Gedrillt zum Töten. Es gab keinen bekannten Fall, in dem ein normaler Kämpfer einen Exekutor besiegt hatte. Es ging sogar das Gerücht, dass es ein Exekutor alleine mit dreiundzwanzig Männern aufgenommen und deren Innereien an den umliegenden Bäumen verteilt hätte, ohne selbst nur den geringsten Kratzer abzubekommen. Aber das konnte sich Gallo nun doch nicht vorstellen.
    Umso besser konnte er sich vorstellen, dass die neun Exekutoren, die mit Kampfbeilen und Messern schwer bewaffnet, breitbeinig und mit verschränkten Armen hinter Alastar standen, mindestens so gefährlich waren wie dieser selbst. Vor allem das rothaarige Weib mit dem traurigen Kindergesicht, dem aufklaffenden langen schwarzen Mantel und dem Geflecht aus Lederriemen um den ansonsten nackten Körper hatte ihm von Anfang an arges Unbehagen bereitet. Er schätzte das Weib sogar noch gefährlicher ein als Alastar.
    Das lag daran, dass sie als Einzige in den Reihen der Exekutoren keine sichtbaren Waffen trug. Waren etwa die schmalen Hände ihre besten Waffen? Oder die wohlgeformten Beine? Oder verbarg sie ihre Waffen gar in ihrem seltsamen Kleid? Vielleicht war es aber auch dieser ganz und gar unschuldige Ausdruck in ihren wasserhellen Augen, den ein Mann, der sie nicht kannte, mit Harmlosigkeit gleichsetzte und sie deswegen unterschätzte.
    »Warum wollt ihr unsern guten Uisge ( Whisky ) nicht mehr haben?«, fragte Gallo, obwohl ihm die Antwort längst bekannt war.
    »Weil er nicht mehr gut genug ist. Das Lebenswasser der Mecgregers schmeckt meinen Herren besser. Viel besser.« Alastar nahm den Becher mit dem Uisge hoch, der die ganze Zeit unberührt vor ihm gestanden hatte, und steckte seine lange Nase hinein. Dann verzog er so abfällig das Gesicht, als rieche er an Fäkalien.
    Gallo ballte die Hände zu Fäusten. In diesem Moment hatte er gute Lust, die tatsächliche Leistungsfähigkeit der Exekutoren zu testen und ihnen seine dreiundsiebzig kampffähigen Männer auf den Hals zu hetzen.
    Alastar erhob sich geschmeidig von dem langen Holztisch, der sicher fünfzig Menschen Platz bot. »Damit wäre schon alles gesagt, Gallo. Meine Herren sind auch nicht gewillt, die bereits bestellte Ladung noch abzunehmen. Verkauf sie also getrost jemand anderem. Es soll ja Leute geben, die sich den Mecgreger-Uisge nicht leisten können und deswegen dieses minderwertige Zeug hier saufen müssen.«
    Der Chefexekutor lachte meckernd. Dann machte er eine herrische Kopfbewegung und ging zur Tür. Etwas Unheimliches ging von ihm aus. Seine Garde folgte ihm auf dem Fuß. Die zehn Freesa-Krieger, die sich ebenfalls im Raum befanden, machten fast ängstlich Platz. Gallo hasste im Moment sich selbst und seinen ganzen Clan für das jämmerliche Bild, das sie hier abgaben. Sie duckten sich vor insgesamt vierzehn Männern und einer Frau! Doch er besaß nicht den Mut, den Seinen als leuchtendes Beispiel voranzugehen und dieses Bild zu korrigieren.
    Unter der Tür drehte sich Alastar plötzlich um. »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft und dein Verständnis, Gallo. Leider können wir nicht länger in deiner wunderschönen Burg bleiben. Wir müssen weiterziehen. Zu den Mecgregers. Chieftain Wallis wartet bereits sehnsüchtig auf unsere Ankunft. Er ist sicher schon scharf darauf, mit uns zu verhandeln. Und er soll nicht enttäuscht werden. Wir werden ihm ganz sicher ein gutes Angebot machen. Ein sehr gutes sogar. Und nun lebt wohl.«
    Gallo ließ die Exekutoren

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