2723 - Nur 62 Stunden
wenig, eine Tür knarrte. Attilar blickte sich um.
»Offenbar habe ich wieder mal Gespenster zu Besuch«, klärte Rhodan seinen Gast auf. »Du kennst das ja.«
»Ich verstehe nicht, wie du diese Angelegenheit einfach so hinnehmen kannst.«
»Ich bin mir sicher, dass sich meine unbekannten Gäste eines Tages bei mir vorstellen werden.« Rhodan spießte eine Cocktailtomate mit der Gabel auf, steckte sie in den Mund und zerbiss sie. Das Fruchtfleisch verteilte sich über Zunge und Gaumen. Rhodan genoss den Luxus dieser kleinen, so einfachen Mahlzeit. Sie weckte vage Erinnerungen an seine Jugend.
Attilar legte die Gabel beiseite und lehnte sich zurück. Er gab zu verstehen, dass er satt war – und dass er genug von diesem kleinen Spielchen hatte.
Rhodan nahm noch einige Bissen, bevor er sein Mahl beendete. Ein Roboter servierte Kaffee, er ließ sich eine Zigarette bringen. Die erste seit wie vielen Jahren? Seit acht? Oder neun?
Attilar schüttelte missfällig den Kopf. »Können wir endlich auf den Punkt kommen, Perry? Warum hast du mich hierher gebeten?«
»Ich danke dir, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Ich weiß das zu schätzen.« Er saugte an der Zigarette und inhalierte tief. Anders als die Glimmstängel der Vergangenheit schadete ihm dieses Ding ganz gewiss nicht. Die Zusatzstoffe waren gefiltert, das Nikotin von Sucht erzeugenden und karzinogenen Bestandteilen befreit. Hoch aktive Reinigungspartikel legten sich darüber hinaus in den Lungenflügeln an und säuberten diese. Die Zigaretten neuester Generation waren teuer; doch sie versprachen Genuss und Gesundheit gleichermaßen.
»Nun, Perry?«
»Erzähl mir etwas über den Schauplatz der Entführung. Ich habe die Bilder gesehen, aber ich möchte aus deinem Mund hören, was in Istanbul geschah.«
Attilar nickte. »Unsere Gegner sind ohne jeglichen Skrupel vorgegangen. Es gab mehr als ein Dutzend Tote, unter ihnen sechs unbeteiligte Passanten. Sie saßen in einem Kaffeehaus in der unmittelbaren Nähe des Hauses der Celistas, als es geschah. Fehlgeleitete Angriffsdrohnen schlugen dort ein und verursachten Chaos, während auf der Straße aufeinander geschossen wurde.«
»Wie viele Angreifer gab es?«
»Mindestens zwei. Wobei davon auszugehen ist, dass einer instrumentalisiert wurde. Ein Junge.« Leccore schüttelte den Kopf. »Er ist etwa zehn Jahre alt, und er wurde eingesetzt, um Tekener aus der Deckung des Hauses zu locken.« Bevor Rhodan etwas sagen konnte, fuhr der Leiter des TLD fort: »Der zweite Angreifer ist auf unbekanntem Weg in das Haus der Arkoniden eingedrungen. Es gelang ihm, einen HÜ-Schirm zu überwinden, Bostich außer Gefecht zu setzen und gemeinsam mit ihm zu entkommen. Die näheren Umstände sind unbekannt.«
Es gab also wenig Neues. Rhodan hatte diese vagen Informationen bereits in Form eines Bulletins zugestellt erhalten. »Was weiß man über Tekener?«
»Man hat seinen Leichnam sichergestellt. Beziehungsweise das, was von ihm übrig geblieben ist. Der Zellaktivatorchip muss ebenfalls zerstört worden sein.«
»Was geschieht mit ihm und den anderen Toten?«
»Sie werden in den nächsten paar Stunden von der Gerichtsmedizin freigegeben. Weißt du, ob Tek Angehörige hatte?«
»Ja. Es gab einige Nachkommen.« Mehr war Rhodan nicht bereit zu sagen. Ron hatte seine Kinder, Enkel und weiteren Nachfahren stets, so gut es ging, zu schützen versucht. Viele von ihnen lebten fernab vom galaktopolitischen Geschehen auf unbedeutenden Randplaneten der Liga Freier Terraner. Ein Mädchen, dessen Ururgroßmutter eine schlanke und aparte Akonin gewesen war, tat auf einem USO-Stützpunkt Dienst. Rhodan würde Monkey bitten, die junge Agentin als Einzige über ihren Vorfahren aufzuklären. Mit etwas Glück war sie bereit, dem offiziellen Begräbniszeremoniell beizuwohnen und das Erbe anzutreten.
Ein Erbe, das aus wenigen persönlichen Gegenständen bestand, aus einer Reihe von Tagebüchern und aus einer bemerkenswerten Waffensammlung. Auf Geld und Luxus hatte Tekener niemals Wert gelegt. Millionen, wenn nicht Milliarden von Galax waren in Stiftungen geflossen, die meist Hinterbliebenen von Kriegsopfern zugutekamen.
»Wie sieht es mit weiteren Spuren aus?«, fragte er Attilar.
»Die USO-Leute kümmern sich darum. Sie besitzen bemerkenswertes Fachwissen und Gerätschaften, die sich der TLD kaum leisten kann.«
»Sollte das ein Vorwurf sein, wende dich bitte an Cai Cheung. Ich habe mit der Budgetierung der diversen Geheimdienste nichts
Weitere Kostenlose Bücher