2723 - Nur 62 Stunden
erfahren«, sagte Gucky.
»Sie ist ein wenig abseits vom Schuss.« Es stimmte, was der Mausbiber sagte. Sie würden versuchen, die Kartanin zu benachrichtigen – und alte Bande wieder enger schmieden müssen. Auch Dao war eine von ihnen, eine Unsterbliche.
»Ich hätte geglaubt, dass du Rons Tod viel schlechter aufnimmst«, gestand Rhodan, nachdem sie den staubtrockenen Mohrrübenkuchen hinuntergewürgt hatten.
»Ich bin völlig leer.« Gucky schüttelte den Kopf. »Ich brauche Zeit. Alles ist so anders, nachdem ich erwacht bin. Manchmal kenne ich mich selbst nicht.« Er legte seine fellbesetzte Rechte auf Perrys Hand. »Aber dich scheint es ganz schön erwischt zu haben.«
»Mir geht's gar nicht gut«, gestand Rhodan. Seine Augen füllten sich mit Tränenflüssigkeit, er konnte kaum etwas sehen. »Ich kann es nicht glauben. Es ist nicht richtig, es ist nicht gerecht!«
»Es steht uns nicht zu, darüber zu urteilen, was richtig und was gerecht ist.«
»Ich musste jahrelang um dich bangen, Gucky, während du im Koma lagst. Es gab wenig Hoffnung, manche Ärzte hatten dich bereits abgeschrieben. Und dann bist du erwacht. Als ich davon erfuhr, hätte ich am liebsten ein Freudentänzchen aufgeführt. Ich war ... glücklich. Ein wirklich guter Freund, den ich schon verloren gesehen hatte, war mit einem Mal wieder da. Und kaum habe ich mich aufgehört zu freuen, geschieht das.«
»Das ist etwas völlig Normales. Der Tod ist Teil des Lebens. Nur vergessen wir das manchmal.«
»Ich habe so viele rings um mich sterben sehen. Freunde, Verwandte, nächste Angehörige. Ich fand stets die Kraft, damit fertig zu werden. Weil ich wusste, dass es andere wie mich gibt. Solche, die dasselbe wie ich durchmachen und mit denen ich mich über dieses Thema austauschen kann.«
»Das kannst du auch weiterhin. Ich bin ja noch da. Und Homer ...«
Rhodan lachte bitter. »Jaja. Dazu kommen Michael, Tiff, Atlan, Dao, Tolotos und Monkey ... Entweder sind sie mir entfremdet oder verschollen, oder man macht Jagd auf sie. Manchmal scheint es mir, als wäre jemand gezielt hinter uns her, um uns auszulöschen. Und damit die Erinnerungen an frühere, an andere Zeiten.«
»Womöglich ist es so. Wir sind eine Anomalie. Etwas, das entgegen den Spielregeln weiterexistiert. Vielleicht gibt es eine Art Selbstheilungskraft des Universums. Anti-Unsterblichen-Viren, die zu wirken begonnen haben.«
Sie redeten Unsinn, und sie beide wussten es. Dennoch tat es gut, Erklärungen für das Unerklärliche zu suchen. Es erleichterte den Verlust eines Freundes, zumindest ein klein wenig.
Rhodan fühlte innere Unruhe. Er verlor wertvolle Zeit, während die Stunden des Ultimatums an ihn verstrichen – und Bostichs Lebenszeit ebenso. Der Imperator hatte noch bis siebenundfünfzig Stunden zu leben.
Er musste so rasch wie möglich zu sich selbst zurückfinden, zu Stärke und Selbstsicherheit. Doch zuerst benötigte er Absolution. Die Bestätigung von einem Freund, dass er richtig handelte.
Rhodan unterhielt sich eine Weile mit Gucky und weihte ihn in seine Pläne ein. Der Mausbiber war, was nur die wenigsten Terraner wussten, ein umsichtiges Wesen. Was er im Einsatz so spielerisch und leicht aussehen ließ, bedurfte viel Disziplin sowie mentaler Vorbereitung. Also gingen sie gemeinsam einige Strategien für die nächsten Stunden durch. So lange, bis sie müde waren und das Gespräch abbrachen.
»Ron ist tot«, sagte Gucky.
»Ja. Ron ist tot.« Rhodan beugte sich vor, stützte seinen Kopf gegen den des Mausbibers und weinte.
*
Rhodans Armbandkom erzwang eine Direktleitung zu Cai Cheungs Büro. Die Solare Premier nahm das Gespräch entgegen. Sie starrte ihn müde an, die Ringe unter ihren Augen waren tiefer und dunkler geworden.
»Gibt's was Neues?«, fragte Rhodan nach einem gemurmelten Gruß.
»Der Zellaktivatorchip und die DNS-Proben stammen hundertprozentig von Bostich, so viel steht mittlerweile fest. Die TLD-Agenten vor Ort haben neue Spuren am Ort der Entführung gefunden, die Celistas arbeiten vorbehaltlos mit unseren Leuten zusammen, die USO-Spezialisten sind eingetroffen. Es sind kleine Fortschritte, die sie machen, aber es ...«
Rhodan blickte auf die Uhr. »Es bleiben noch fünfundfünfzig Stunden, um Bostichs Leben zu retten. Wir benötigen handfeste Resultate und keine kleinen Fortschritte.«
»Wie hast du dich entschieden? Wirst du dich dem Atopischen Tribunal ausliefern?«
»Ich treffe meine Entscheidung, wenn es so weit ist.
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