286 - Der körperlose Herrscher
Gilam'esh zu Boden, keine Sekunde zu früh. Bläuliche Blitze zuckten über sie hinweg. Bel'ar und die anderen Hydriten aus Hykton erwiderten das Feuer, während die Mar'os-Jünger Blasrohre mit Seeigelstacheln hervorrissen und an ihre Quastenlippen legten.
Zwei Mar'osianer wurden getroffen und sackten betäubt in sich zusammen.
»E'fah!«, klackerte Gilam'esh, der zwar aufstand, aber noch immer nicht handlungsfähig wirkte.
»Kämpft bis zum Tod!«, rief E'fah ihren Untergebenen zu. Sie beachtete Gilam'esh nicht, schien ihn nicht einmal zu erkennen.
Quart'ol verstand die Welt nicht mehr. Das vor ihm war ganz eindeutig E'fah! Wie kam sie dazu, Mar'os-Jünger zu befehligen und diese auch noch anzustacheln, ihn, Gilam'esh und Bel'ar zu töten?
Bel'ar zielte auf E'fah und löste aus. Im Gegensatz zum Kombacter war ihre Waffe nicht tödlich, sondern auf Betäubung gestellt. E'fah sprang zur Seite, rollte sich ab und zielte ihrerseits auf Bel'ar. Dabei kam sie nahe an Gilam'esh und ihn heran. Sie folgte mit der Spitze des Kombacters Bel'ars Bewegung, als diese sich hinter einen Baumstumpf in Deckung warf.
Gilam'esh wagte ein verzweifeltes Manöver. Er sprang vor und packte ihre Arme. E'fah schrie zornig auf, bekam den Kombacter aber nicht frei. Beide rangen miteinander. Sie stürzten zu Boden und für einen Moment hatte Gilam'esh die Oberhand.
»E'fah, erkennst du mich denn nicht?«
Quart'ol schmerzte die Verzweiflung in Gilam'eshs Stimme. Was war nur mit E'fah geschehen? Sie reagierte nicht auf Gilam'esh, versuchte lediglich ihren Kombacter freizubekommen, um ihn damit umzubringen. War das wirklich E'fah, oder hatten sie es mit einer Doppelgängerin zu tun?
»Aufhören!«, schnarrte Bel'ar. Sie hielt ihren Blitzstab auf E'fahs Kopf gerichtet. Die Mar'os-Jünger waren überwältigt und wurden von Quart'ols Begleitern in Schach gehalten. Nur E'fah und ein männlicher Hydrit mit Schalenpanzer standen noch.
E'fah sah sich panisch um. Ihre Gegenwehr erschlaffte und sie zog sich zurück. Quart'ol sah, wie Gilam'esh sie gehen ließ, obwohl sie den Kombacter noch immer bei sich hatte.
»Bitte«, klackte Gilam'esh eindringlich. »Bitte, E'fah, komm mit mir nach Hykton. Wir können über alles reden.«
» Mutter braucht Nahrung!« E'fah sah Gilam'esh an, als wüsste sie noch immer nicht, wer er sei. »Versagen wird nicht geduldet.« Sie hob Sar'kirs Kombacter an ihr Kinn. »Ich habe Mutter enttäuscht.«
»Wer ist Mutter ?«, fragte Quart'ol in die Stille. Er begriff nicht, was vor sich ging. Hatte E'fah tatsächlich vor, sich umzubringen? E'fah? Dafür war sie nicht der Typ. Ob sie unter dem Einfluss des Tentakelmonsters stand? Die Hydritin vor ihm konnte keine Doppelgängerin sein. Sie glich E'fah in allen Einzelheiten.
Gilam'esh hob beide Hände und wich langsam zurück. »Tu dir nichts. Wir ziehen uns zurück. Du hast gewonnen. Wir gehen und lassen dir deine Verbündeten da.«
E'fah sah in ungläubig an. »Du hast die Schlacht gewonnen. Warum verzichtest du auf den Triumph, Gefangene zu nehmen?«
»Sag mir nur, was du vorhast, E'fah, dann verschwinden wir.«
Sie zögerte. »E'fah…«, klackte sie langsam, als könne sie mit dem Namen nichts anfangen. »Ich… wir gehen zu Mutter .«
»Lass gut sein«, schnalzte Quart'ol. Sie wussten, woher die Qualle gekommen war: aus Neu-Martok'shimre. Es würde nicht schwer sein, ihren Rückweg zu verfolgen.
Er griff gemeinsam mit Bel'ar nach einem bewusstlosen Ei'don-Hydriten, in dessen Hals Seeigelstacheln steckten. Zusammen traten sie den Rückzug an.
Keiner der anderen Hydriten leistete Widerstand oder brachte auch nur Einwände vor. Sie alle kannten E'fah, Gilam'esh und ihre Geschichte. Sie wirkten nicht minder verwirrt, als sich Quart'ol fühlte, sagten aber vorerst nichts zu der verworrenen Situation. Ihr primäres Ziel hatten sie erreicht: In ihrer Verfassung würden die Mar'osianer niemanden überfallen.
Gilam'esh ordnete an, den Abzug der Mar'os-Jünger aus sicherer Entfernung zu beobachten. Er wollte nicht riskieren, dass E'fah etwas zustieß. Lange Zeit hockten sie schweigend in ihren bionetischen Sitzen im Leitstand und beobachteten, wie E'fah und der zweite Mar'os-Jünger ihre Kumpane in die Qualle verfrachteten.
Es war Quart'ol, der die Stille irgendwann nicht mehr ertrug. »Sie lebt also noch. Aber sie ist nicht mehr sie selbst.«
Bel'ar sah von einem zum anderen. »Was kann mit ihr geschehen sein? Warum hat sie uns nicht erkannt?«
Quart'ol rieb sich
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