29 - Im Lande des Mahdi III
verdient haben. Wenn aber ich es bin, an dem sie sich versündigten, so halte ich es für meine Pflicht, wenigstens ein gutes Wort für sie einzulegen. Fruchtet das nichts, so habe ich eben meine Schuldigkeit getan und brauche mir nichts vorzuwerfen.“
„So bist du einverstanden, daß ich den Mokkadem auch hängen lasse, und wirst mitgehen?“
„Ja.“
„Das ist mir sehr lieb, denn du bist ein besserer Führer und Berater, als Ben Nil es sein würde. Ich muß dich sogar schon jetzt um deinen Rat bitten. Denkst du, daß wir die Schufte ergreifen werden?“
„Ich bin überzeugt davon.“
„Und ich befürchte, daß sie entflohen sein werden. Sie können sich doch denken, daß du zurückkommst!“
„Wenn sie dies denken, so glauben sie doch jedenfalls nicht, daß ich so bald komme. Ich habe dafür gesorgt, daß sie sich heute noch sicher fühlen. Sie glauben, du seist anderthalb Tagereise von hier entfernt. Ich muß, da man uns die Waffen abgenommen hat, auf deine Ankunft warten, ehe ich etwas gegen sie unternehmen kann. Ich bin ihnen entflohen, jedenfalls weit fort, um von ihnen nicht gefunden zu werden. Das ist ihre Ansicht, und darum werden sie sich auf ihrer neu angelegten Seribah so sicher fühlen, als ob heute gar nichts geschehen wäre.“
„Wenn du dich nicht irrst, so sind wir allerdings sicher, ihrer habhaft zu werden. Wann brechen wir auf?“
„Möglichst bald. Ich bin schon jetzt bereit dazu. Wir haben zwei Boote und brauchen uns nur eins noch von den Bor zu borgen, so fassen sie mehr Leute, als wir brauchen, um diese wenigen Gegner zu überwältigen.“
„Da müssen wir aber einen anderen Weg nehmen, daß sie unser Kommen nicht bemerken.“
„Natürlich! Sie wissen, daß wir in westlicher Richtung geflohen sind, und werden also, falls sie überhaupt aufpassen, ihre Aufmerksamkeit nach dieser Gegend wenden. Wir müssen von Osten kommen. Um dies zu können, rudern wir im Schatten der Bäume immer nahe am diesseitigen Ufer hin, bis wir über die jenseits liegende neue Seribah hinaus sind. Dann fahren wir quer über den Maijeh, landen, lassen die Boote zurück und schleichen uns zu Fuß zu ihnen hin.“
„Können wir uns nicht verirren?“
„Nein. Der Mond geht bald auf. Dann ist der dunkle Wald am jenseitigen Ufer leicht von der Savanne zu unterscheiden, an deren Rand die Seribah liegt. Nimm außer mir und Ben Nil zwanzig Mann mit. Das genügt.“
„Ich denke auch, daß wir nicht mehr brauchen. Die Waffen, welcher du bedarfst, kannst du von jedem zurückbleibenden Askari erhalten. Laß sie dir geben!“
„Ich mag keine. Ich hole mir die meinigen. Nähme ich jetzt andere mit, so müßte ich sie zurücktragen!“
„Aber wenn es zum Kampf kommt und du bist unbewaffnet, so kann es dir leicht schlimm ergehen!“
„Schlimm? Pah! Ich fürchte nichts.“
„So will ich mit dem Häuptling wegen des Bootes sprechen.“
Der Anführer der Bor war nicht nur bereit, uns eines seiner Boote zu leihen, sondern er bat uns, ihn mitzunehmen, was ihm auch gern gestattet wurde. Ich stieg mit dem Emir und Ben Nil in das kleine Boot, welches wir am Nachmittag gehabt hatten, um voranzurudern, während die Asaker in den beiden größeren Fahrzeugen folgen sollten.
Noch war der Mond nicht aufgegangen, als unsere Fahrt begann, doch leuchteten die Sterne hell genug, um uns in das Wasser ragende Wurzeln und andere derartige Hindernisse vermeiden zu lassen. Wir folgten genau dem Ufer, welches an dieser Seite einige größere Buchten hatte. Dadurch wurde unsere Fahrt verlangsamt, was mir aber gar nicht unlieb war, da ich, um dann später nicht zu irren, auf den Mond zu warten hatte.
Als er aufging, sahen wir ihn tief am Horizont stehen, denn es gab da drüben keine Bäume, die ihn verdeckten. Daran erkannte ich, daß wir uns schon parallel mit der baumlosen Prärie befanden, an deren anderem Rand die Seribah lag.
Jetzt legten wir uns kräftiger in die Ruder als bisher. Der Mond stieg langsam höher, verschwand aber doch nach einiger Zeit hinter einer dunklen Wand, welche ihn uns unsichtbar machte. Das war der Wald, welcher drüben wieder begann. Wir waren also an der Savanne vorüber, ruderten noch eine kleine Strecke weiter und hielten dann quer über den Maijeh hinüber.
Am jenseitigen Ufer angekommen, stiegen wir aus und banden die Boote fest. Es galt zunächst zu erfahren, ob unsere Annäherung bemerkt worden sei. Wir verhielten uns zu diesem Zweck vollständig laut- und bewegungslos, um zu lauschen,
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