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29 - Im Lande des Mahdi III

29 - Im Lande des Mahdi III

Titel: 29 - Im Lande des Mahdi III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht einholen können. Du wirst also auf das schöne Geld verzichten müssen.“
    „Alla kerihm – Gott ist gnädig; aber grad uns scheint er nicht seiner Gnade teilhaftig machen zu wollen“, klagte sie.
    „Gibt es denn garkeinen Menschen hier, der zwei gute, schnelle Pferde zu verkaufen hat?“
    „Oh, es gibt wohl einen; aber der verkauft sie nicht und verborgt sie noch viel weniger.“
    „Auch dann nicht, wenn er erfährt, daß er deinem Mann damit zu seinem Geld verhilft?“
    „Dann erst recht nicht, denn er ist ein Feind von uns.“
    „So! Wer ist denn dieser Mann?“
    „Unser Nachbar, der von Kerkuk hierher gezogen ist. Er ist erst ein kleiner Baijah (Krämer) gewesen und dann Tabbach el adwija (Apotheker) geworden, als welcher er sich viel, sehr viel Geld verdient hat. Man sagt, daß er nicht ehrlich gewesen sei und deshalb Kerkuk habe verlassen müssen. Hier in Khoi ist er der reichste Mann und tritt wie ein Pascha von drei Roßschweifen auf. Er besitzt zwei teure Kamele und fünf noch teurere Pferde, von denen er erst kürzlich zwei gekauft hat, die noch nicht an den Stall gewöhnt sind.“
    „Noch nicht an den Stall? So befinden sie sich wohl im Freien?“
    „Ja.“
    „Wo?“
    „In dem Garten, welcher draußen vor dem Ort liegt.“
    „Das ist aber doch eine sehr große Unvorsichtigkeit, zwei so gute Pferde da draußen so ohne Aufsicht stehen zu lassen!“
    „Ohne Aufsicht sind sie nicht, denn in dem Garten steht ein Kiosk, in dem er selber schläft und von zwei Dienern bewacht wird.“
    „Liegt dieser Garten nach derjenigen Seite der Stadt, wo die Feuersbrunst entstanden ist?“
    „Nein, sondern nach Norden. Warum fragst du, Effendi?“
    „Das kann ich dir nur sagen, wenn ich weiß, daß du verschwiegen bist. Vielleicht kannst du dadurch dein Geld wiederbekommen.“
    „Emir, wenn das der Fall ist, wird kein Wort über meine Lippen kommen! Du bist klüger, viel klüger, als mein Herr und Gebieter, welcher nach einer ganz falschen Richtung geritten ist; darum ist den Kelhur das Geld in die Hände gefallen. Ich habe dir noch gar nicht gesagt, wie die Feuersbrunst entstanden ist. Die Kelhur haben sie angezündet, weil sie dachten, ihr würdet hinlaufen und eure Pferde hier ohne Wache lassen; dann könnten sie sie leichter stehlen. Dies ist auch geschehen. Aber ihr werdet sie euch wiederholen und dabei auch unser Geld mitbringen. Nun sag mir aber auch, was ich verschweigen soll!“
    „Ich will es dir sagen. Ich muß die Kelhur einholen; dazu brauche ich schnelle Pferde. Da ich sie aber weder verkauft, noch verborgt bekomme, muß ich sie mir ohne Erlaubnis des Besitzers leihen. Verstehst du mich?“
    Die Kurdin war nicht auf den Kopf gefallen. Sie blinzelte mir verständnisinnig zu, nickte dabei mit dem Kopf und fragte:
    „Wirst du sie ihm wiederbringen?“
    „Natürlich! Wir sind keine Diebe.“
    „Willst du dir etwa die beiden schönen, neuen Pferde des Apothekers borgen?“
    „Ja.“
    „Da kann ich nichts dagegen haben, zumal er nicht ein Freund von uns ist und ich dir sagen muß, daß es die schnellsten Pferde von ganz Khoi sind.“
    „Hm, ja! Wenn ich nur genau wüßte, wo der Garten liegt!“
    Sie senkte nachdenklich den Kopf und sagte nach einer Weile:
    „Du wirst einsehen, Effendi, daß ich dir in einer solchen Sache nicht behilflich sein kann; aber wenn du es erlaubst, werde ich dir einen guten Rat geben.“
    „Gib ihn mir; ich bitte dich darum!“
    „Brauchst du auch zwei Sättel?“
    „Nein. Wir hatten die unsrigen den Pferden abgenommen und sie dann als Kopfkissen gebraucht; sie liegen noch dahinten, denn die Kelhur haben sie, ich weiß nicht warum, nicht mitgestohlen.“
    „So laßt von jetzt an einige Minuten vergehen; dann nehmt ihr die Sättel und verlaßt den Khan. Wenn ihr links an drei Häusern vorüber seid, werdet ihr eine Frau sehen, der ihr folgen müßt, ohne euch ihr aber ganz zu nähern. Draußen vor der Stadt wird sie euch ein Zeichen geben, indem sie den Stock, den sie in der Hand hat, an eine Pforte lehnt und sich dann entfernt. Ihr folgt ihr nicht weiter, denn diese Pforte gehört zum Garten, in welchem sich die Pferde des Apothekers befinden. Wollt ihr diesen Rat befolgen?“
    „Ja.“
    „So sei Allah mit euch! Er gebe, daß ihr das Geld wiederbringt; denn wenn es mein Herr und Gebieter nicht zurückerhält, muß er es ersetzen und wird so arm wie ein Bettler sein!“
    Sie stand auf und ging hinaus. Halef sah mich an; lachte kurz und leise auf und

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