2934 - Der Tod hat kein Pseudonym
die Treppe hinunter, zurück zum Ausgang.
»Sie wird ihn sicherlich anrufen«, sagte Phil. »Fahren wir schnell hin, bevor er die Möglichkeit hat, sich aus dem Staub zu machen.«
Ich nickte, drehte den Zündschlüssel herum und fuhr los. Die Fahrt dauerte nur etwa fünf Minuten, dann standen wir vor dem Bürohaus, in dem sich die von der Frau genannte Firma befand. Wir stiegen aus und gingen zum Empfangsbereich im Erdgeschoss.
Eine junge Dame mit langen dunklen, fast schwarzen Haaren, fragte uns: »Guten Morgen, willkommen bei Wolfram & Soft Enterprises , wie kann ich Ihnen helfen?«
Phil zeigte seine Marke. »Wir sind auf der Suche nach Mister Joseph Quenton. Können Sie mir sagen, wo wir ihn finden?«
»Einen Moment, Sir«, sagte sie und schaute im Computer nach. »Vierter Stock, Zimmer 424.«
»Vielen Dank«, sagte Phil und folgte mir zum Fahrstuhl.
Wir stiegen zusammen mit drei jungen Frauen in den Fahrstuhl. Sie musterten uns neugierig. Offenbar war ihnen klar, dass wir nicht hier arbeiteten.
Im vierten Stock stiegen wir aus, gingen den Flur entlang nach rechts und kamen bei Zimmer 424 an. Ich klopfte und trat ein, Phil war direkt hinter mir.
»Guten Tag«, begrüßte uns Joe Quenton.
Er sah genauso aus wie auf dem Foto, das Phil mir am Bordcomputer gezeigt hatte.
»Guten Tag, Mister Quenton, wir sind die Agents Decker und Cotton vom FBI New York und hätten ein paar Fragen an Sie«, sagte ich.
Er nickte. »Ja, meine Frau hat mich gerade angerufen und gesagt, dass Sie nach mir gefragt haben. Worum geht es denn?«
»Um Miss Sandy Saxon«, sagte ich.
An seiner Reaktion erkannte ich, dass er wusste, von wem die Rede war.
»Und um was genau?«, fragte er nach.
»Was ist Ihre Meinung zu Miss Saxon und den von ihr geschriebenen Büchern?«, wollte Phil wissen.
»Ich finde, dass sie ein Schandfleck für unser Land sind – die Bücher«, antwortete er und man konnte erkennen, dass er versuchte, seinen Groll zurückzuhalten. »Sie sind eines von vielen Symptomen, die zeigen, dass es mit dieser Gesellschaft bergab geht.«
»Haben Sie ihr deshalb im Namen der Vereinigung für ein reines Amerika einen Drohbrief geschrieben?«, fragte Phil weiter.
Quenton errötete leicht. »Ja, habe ich, in der Tat. Und ich habe damit nur zum Ausdruck gebracht, was ich gedacht und gefühlt habe, was ja nicht verboten ist, oder?«
»Gute Frage«, erwiderte ich. »Zum einen kann es sein, dass die Vereinigung nicht so erfreut darüber ist, dass jemand in ihrem Namen und mit ihrem Briefpapier Drohbriefe schreibt. Zum anderen ist es dann verboten, wenn man versucht, die Drohung in die Tat umzusetzen, und dabei jemand zu Schaden kommt.«
»Was meinen Sie?«, fragte er überrascht.
»Haben Sie etwas mit dem Mord an Zoe Canaghan, der Literaturagentin von Sandy Saxon, zu tun?«, fragte Phil direkt.
Quenton zuckte zurück und der Rotton seiner Gesichtshaut wurde noch eine Nuance dunkler. »Nein, habe ich nicht, wirklich nicht!«
»Wo haben Sie sich vorgestern früh aufgehalten?«, fragte ich.
»Hier, hier im Gebäude, bei der Arbeit«, antwortete er.
»Gibt es dafür irgendwelche Zeugen?«, hakte Phil nach. »Immerhin ist es bis zu der Buchhandlung, in der der Mord geschehen ist, nicht allzu weit. Sie hätten morgens zur Arbeit kommen, das Gebäude hier unbemerkt verlassen, in der Buchhandlung das Gift injizieren und dann unbemerkt wieder zurückkommen können.«
Quenton wurde nervös. »Ich, ich muss eben nachdenken, natürlich haben mich Leute gesehen, als ich hier im Büro war. Mein Chef, als ich um acht gekommen bin und … ja, um neun war ein Meeting, das ging – verdammt, wie lang war das denn – bis etwa um elf. Dann habe ich mit Mister Sorens von der Buchhaltung gesprochen und um zwölf hatte ich einen Termin mit Miss Dogan und Mister Frech …«
Er stockte.
»Wenn die Personen, die Sie uns genannt haben, das bestätigen können, würde uns das reichen«, sagte ich.
Es lag mir nichts daran, einen Unschuldigen unter Druck zu setzten. Wir prüften Mister Quentons Alibis und sie erwiesen sich als zutreffend. Er hatte also die Wahrheit gesagt und kam daher nicht als Mörder von Zoe Canaghan in Frage.
Wir entschuldigten uns bei ihm und verließen dann das Bürogebäude.
»Wieder ein Verdächtiger, der nicht der Täter war«, meinte Phil, als wir wieder im Jaguar saßen. »Das scheint für diesen Fall nur allzu typisch zu sein.«
»Nur Geduld, irgendwann treffen wir auf den Richtigen«, beruhigte ich ihn.
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