2934 - Der Tod hat kein Pseudonym
Phil und ich erreichten das FBI Field Office an der Federal Plaza und ich parkte den Wagen in der Tiefgarage. Dann gingen wir zu Mr Highs Büro.
Unterwegs begegneten uns zwei hübsche Frauen, die uns nett anlächelten.
»Wer war das denn?«, fragte ich, als die beiden außer Hörweite waren.
»Neuzugang aus Quantico«, meinte Phil. »Jamie und Kendra, wenn ich mich richtig erinnere. Haben beide hervorragende Noten erhalten. Werden aber, wie es scheint, nur vorübergehend in New York stationiert sein und dann nach Washington gehen.«
»Alle Achtung, du hast deine Hausaufgaben gemacht«, sagte ich zu Phil.
»Bin halt ein guter Ermittler«, meinte Phil grinsend.
Als wir Mr Highs Büro erreichten, begrüßte uns Helen. »Habt ihr es schon gehört? Der Tod von Zoe Canaghan? Das hat mich ganz schön mitgenommen.«
»Sorry, haben wir nicht«, erwiderte Phil. »Der Name sagt mir auch nichts. Ist sie eine Schauspielerin?«
Helen schaute ihn leicht irritiert an. »Nein, sie ist – sie war die Agentin von Sandy Saxon.«
»Ah, die Autorin«, sagte ich mit Blick auf Phils ratloses Gesicht schnell.
»Wenigstens einer von euch weiß Bescheid«, sagte Helen.
»Können wir reingehen?«, fragte ich sie und deutete auf Mr Highs Bürotür.
Sie nickte. »Ja, klar.«
Ich klopfte und öffnete dann die Tür. Mr High winkte uns herein. Er war noch in einem Telefongespräch.
»Und wer ist diese Sandy Saxon?«, fragte Phil mich in Flüsterlautstärke.
»Weiß ich auch nicht genau, habe den Namen nur aufgeschnappt«, antwortete ich leise. »Wohl irgendeine Bestsellerautorin.«
Wir setzten uns und warteten, bis Mr High sein Gespräch beendet hatte.
»Sie haben es schon gehört?«, fragte er, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte.
»Die Sache mit Miss Saxons Agentin?«, fragte ich. »Gerade erst, von Helen.«
Mr High lehnte sich zurück. »Das war der Bürgermeister. Wie es aussieht, ist Miss Canaghan vergiftet worden – Genaues weiß ich auch nicht. Da sie aus Connecticut stammt und das ein Fall ist, der von den Medien sicherlich verfolgt werden wird, übernehmen wir das.«
»Natürlich, Sir«, sagte Phil.
»Diese Miss Saxon scheint ein neuer Stern am Autorenhimmel zu sein, hat wohl einen erotischen Bestseller geschrieben, der ihr viel Geld, aber auch eine Menge Feinde eingebracht hat«, fuhr Mr High fort. »Wäre möglich, dass nicht ihre Agentin, sondern sie das Ziel war. Zumindest wird das schon in einigen Kreisen spekuliert. Was wir wollen, sind aber keine Spekulationen, sondern Fakten. Der Mord fand bei Walton Books in der Fifth Avenue statt. Das NYPD ist schon vor Ort und hat den Laden abgeriegelt. Alle Anwesenden werden festgehalten. Fahren Sie besser schnell hin, bevor es zu einem Tumult kommt.«
»Also wäre es möglich, dass der Täter noch dort ist«, sagte Phil. »Das wäre ja mal ein angenehmer Umstand.«
»Soweit ich gehört habe, befinden sich in dem Gebäude über einhundert Personen«, sagte Mr High.
Phil hustete. »Na gut, das engt den Kreis der Verdächtigen zwar ein, aber nicht so, wie ich es gehofft hatte.«
»Wir machen uns gleich auf den Weg, Sir«, sagte ich.
Mr High nickte und wir standen auf. Für Helens Kaffee nahmen wir uns ausnahmsweise keine Zeit.
»So, jetzt will ich aber wissen, wer diese Sandy Saxon ist«, sagte Phil und aktivierte den Bordcomputer, während ich losfuhr. »Ah, da ist sie ja. Bei Google über eine Million Treffer. Die scheint ja total in zu sein – zumindest bei Leseratten. Ihr erstes Buch Brennende Begierde wurde über zwei Millionen mal verkauft und hat die Bestsellerlisten gestürmt. Beim zweiten, Schatten der Lust , waren es ebenso viele, und das dritte ist gerade in Arbeit. Die Frau hat eine Menge Fans, aber auch Kritiker. Vor allem konservative Stellen. Da gibt es teilweise ziemlich heftige Diskussionen.«
»Und da sagt man immer, die sexuelle Revolution wäre vorbei«, sagte ich. »Wo wohnt Sandy Saxon? Auch in Connecticut?«
Phil zögerte einen Moment. »Warte mal – sorry, es gibt in der Datenbank keine Sandy Saxon. Ist wohl ein Pseudonym. Ich schau mal bei Facebook rein. Ah ja, da ist sie ja. Nein, da ist auch kein Wohnort angegeben. Offenbar will die Frau ihre Ruhe haben. Bei dem, was einige der Fans schreiben, kann ich das gut verstehen.«
»Dann müssen wir ihre Identität vor Ort klären«, sagte ich. »Eine Bestsellerautorin, die erotische Romane schreibt – das könnte interessant werden.«
***
Als wir bei Walton Books in der Fifth Avenue
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