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294 - Der Keller

294 - Der Keller

Titel: 294 - Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Fessel, in der er sich wand, und er stürzte - in Ermangelung der Herren - auf die skrupellosen Oberen zu, die ihnen dienten. Aber das mächtige Licht stoppte ihn. Es durchdrang ihn ebenso wie jedes andere Geschöpf im Gewölbe.
    Dann stürzte sein Geist in einen bodenlosen Abgrund.
    ***
    Noch einmal wurde er wach.
    Jurgis erkannte, dass dies ein anderer Raum war als der, in dem ihm Aistes Schicksal vor Augen geführt worden war. Jetzt lag er auf einem Tisch. Jetzt war er umringt von Oberen. Und… von obeliskartigen grünen Kristallen, denen mehr als nur grünes Licht entströmte.
    Macht! Absolute Macht! So fremdartig, dass sie nicht von dieser Welt stammen konnte.
    Das mussten die Herren sein!
    Der fremde Geist, der nicht nur die Oberen unter seine Knute zwang, sondern auch Schildkröte in sein Ränkespiel eingebunden hatte, kam nun mit Macht über Jurgis, um ihn zu brechen.
    Er wimmerte unter den Bildern, die das Licht ihm schickte. Es zeigte ihm, welches Schicksal den Hermaphroditen erwartete.
    Jurgis durchlebte in einem einzigen Moment mehrere Höllen gleichzeitig. Er verstand keine Details, aber nun begriff er, was zuvor die bloßen Worte nicht vermitteln konnten:
    Sie wollten seine Besonderheit, gleichzeitig Mann und Frau zu sein, für eine neue Generation der Pueraquilas nutzen: geflügelte Bestien, die keinen Partner brauchten, um sich zu vermehren. So würden sie in kürzester Zeit eine neue Rasse in die Welt setzen, die auch unter widrigsten Bedingungen überleben konnte. Und wenn es genug waren… würden diese drei Herrscher und viele Tausend mehr die Pueraquilas übernehmen - denn sie waren nichts als purer Geist und auf der Suche nach einem Körper!
    Es war zu viel. Mehr, als Jurgis' Verstand ertragen konnte. Die Erinnerung an Jelenas unsinnigen Tod, das Wissen um Aistes Schicksal, um seine eigene Rolle in diesem Spiel böser Götter, an eine Streitmacht der Bestien, die die Erde erobern würden - all das ließ ihn zerbrechen.
    In diesem Moment brachen alle Dämme in ihm, wurden Kräfte frei, auf die er bewusst nie hätte zugreifen können - wohl aber im Wahnsinn.
     
    Jurgis fing an zu schreien, wie noch niemals zuvor ein Mensch oder eine andere Kreatur auf der Erde geschrien hatte.
    Der Schrei ließ die Geheimen Oberen wimmernd zu Boden gehen. Mit verzerrten Gesichtern hielten sie sich die Ohren zu, aber der Ton drang durch die Haut und die Knochen direkt in ihr Gehirn und versetzte es in Schwingungen.
    Blut schoss ihnen aus Ohren, Augen und Nase. Die Pupillen explodierten geradezu. Ihre eigenen Schreie wurden weniger und weniger und verstummten schließlich ganz. Nur einer von ihnen, der Jüngste, bewegte sich noch.
    Die Herrscher gerieten in Panik, und hätte Jurgis noch seinen Verstand gehabt, wäre ihm klar geworden, dass sie diese Erfahrung zum ersten Mal machten. Verzweifelt versuchten sie den Hermaphroditen zu stoppen, fanden aber keine Angriffsfläche mehr in seinem Geist.
    Jurgis schrie weiter, ohne Pause, scheinbar ohne Luft zu holen, und der schrille Ton steigerte sich noch von Sekunde zu Sekunde. Bald erreichte er eine Frequenz, in der die Kristalle selbst zu vibrieren begannen.
    Nun schrien auch die Herren, doch im Gegensatz zu Jurgis konnte niemand sie hören. So wie auch niemand sie schließlich zerbersten und zu Staub zerfallen sah.
    ***
    Gegenwart
    »Jurgis starb nur wenige Minuten später. Er schrie sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib, bis seine Lunge kollabierte.« Xij blickte Matt Drax über die Flammen des Lagerfeuers hinweg an. »Eigentlich sollte mich der Tod nicht mehr schrecken - aber dieser war wohl von allen der schlimmste. Dass ich meine letzten Minuten nicht mehr bewusst erlebt habe, macht es nicht leichter. Und selbst die Erinnerung daran ist noch immer mit Wahnsinn behaftet.« Sie schüttelte sich.
    Matt drang nicht weiter in sie; im Gegenteil versuchte er sie davon abzulenken. »Was du über die Kristalle erzählt hast, klingt ganz nach den Daa'muren«, sagte er. »Sie haben damals nach Gastkörpern gesucht, in die sie ›umziehen‹ konnten. Bei diesen Harpyien schien es ihnen fast gelungen zu sein - bis dein Vorfahr dem ein Ende setzte.«
    »Wenig später haben sie sich dann für die Echsenkörper entschieden«, ergänzte Rulfan. »Kein Wunder - die drei Daa'muren, die das Projekt betreut hatten, wurden ja vernichtet.«
    »Offenbar war aber mindestens eine Brutanlage für die Pueraquilas bereits fertiggestellt«, sagte Xij nachdenklich. »Damals

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