297 - Die Zeit läuft ab
angenommen und es versprach ein warmer und schöner Tag zu werden. Ganz so, als wollte die Natur den angemessenen Rahmen für die Ankunft der Fregatte bereiten.
»Sie sind es!«, murmelte Pieroo, der direkt neben ihr stand und nun ergriffen die Hand von Lady Victoria fasste.
Der Anblick versetzte Ann einen Stich. Eine solch vertrauliche Geste durften nur Mom und Pieroo teilen! Nicht diese seltsam verhärmte Frau, die sich als große Anführerin aufgespielt hatte, seit ihre Mutter sie verlassen hatte. Die EIBREX IV trieb heran, wurde immer größer, bis sie schließlich in gebührendem Abstand zum Strand zum Stillstand kam. Ann wusste, dass das Schiff nicht bis ganz zu ihnen heranfahren konnte, weil es sonst auf Grund gelaufen wäre.
Frenetischer Jubel brandete auf, als man zuerst den Anker ins Wasser fallen sah und wenige Augenblicke später auch das satte Platschen zu ihnen herüberschallte, mit dem er auf der Wasseroberfläche eingeschlagen war.
Die Menschen lagen sich in den Armen, küssten sich und jubelten. Die Kriegerinnen von den Dreizehn Inseln reckten ihre Schwerter in den Himmel, die Marsianer nickten stumm und lächelnd, und der Rest der Menschen, viele von ihnen aus Guunsay oder Corkaich, klatschten begeistert in die Hände.
»Sie sind hier!«, rief Lady Victoria, löste ihre Hand aus der des Barbaren und drehte sich zu der Gruppe um. »Das Ziel ist zum Greifen nah!«
Ann sah, wie an der Seite des massiven Kriegsschiffs Beiboote zu Wasser gelassen wurden. Auf einem von ihnen sah sie das leuchtend blonde Haar einer Frau im Wind wehen. Jenny-Mom?
»Heute is der Tag, an dem Mutter zu ihren Kindern und nach Hause zurückkehrt!«, rief Pieroo, und seine sonst so dunkle Stimme überschlug sich beinahe. In seinem Übermut schnappte er sich Ann und hob sie sich auf die Schultern.
Sie ließ es geschehen. Während rings um sie herum die verrückten Menschen wieder einmal lachten und feierten, liefen ihr Tränen der Angst und der Unsicherheit über das Gesicht.
Irgendetwas Schlimmes würde geschehen, das wusste sie. Und wieder einmal, wie schon beim Angriff der Schatten auf Corkaich, mit dem vor vielen Monaten das ganze Unglück seinen Anfang genommen hatte, hatte sie das Gefühl, nicht das Geringste dagegen tun zu können.
ENDE
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