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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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gerade glücklich gelandet war und sich entspannte. Ein zufriedener Mann - der eben deshalb auffiel. Im Moment interessierte mich das nicht. Kostja?
    Ich drehte mich um, als habe jemand meinen Namen gerufen. Ich starrte auf das Schild »Personaleingang« und auf das Codeschloss.
    Im Lärm des Flughafens erhob sich eine für niemandem hörbare Melodie. Offenbar rief er mich.
    Die Knöpfe des Codeschlosses leuchteten gehorsam auf, als ich meine Hand danach ausstreckte. Vier, drei, zwei, eins. Ein wirklich schlauer Code...
    Ich öffnete die Tür, sah mich um und nickte Lass zu, um die Tür dann vorsichtig, damit sie nicht wieder ins Schloss fiel, anzulehnen.
    Leere, in einem trostlosen Grün gestrichene Gänge. Durch die ich jetzt ging.
    Die Melodie schwoll an, schlingerte durch die Luft, schwang sich empor und sank wieder. Wie eine versponnene Melodie auf einer klassischen Gitarre. Dazu die zarten Klänge einer Geige.
    Das ist er also, der richtige Ruf eines Vampirs, der Ruf, der dir gilt.
    »Ich komme ja schon«, murmelte ich, während ich auf eine weitere Tür mit Codeschloss zusteuerte. Hinter mir ging eine Tür: Lass folgte mir. Ein neues Schloss, ein neuer Code. Sechs, drei, acht, eins. Ich öffnete die Tür - und fand mich auf dem Rollfeld wieder.
    Langsam kroch ein dickbäuchiger Airbus über den Beton. Weiter hinten heulten die Turbinen einer Tupolew, die auf die Startbahn zusteuerte.
    Fünf Meter vor der Tür stand Kostja. In der Hand hielt er einen kleinen, piekfeinen Aktenkoffer aus Hardplastik. Mir war klar, dass er das Fuaran enthielt. Kostjas Hemd war eingerissen - als ob es ihm zwischendurch zu klein gewesen sei.
    Offenbar war er aus dem Zug gesprungen und hatte mit der Transformation begonnen, bevor er sich vollständig ausgezogen hatte. »Hallo«, sagte Kostja. Die Musik verstummte, riss mitten im Ton ab. »Hallo«, erwiderte ich. »Du bist schnell hergeflogen.«
    »Geflogen?« Kostja schüttelte den Kopf. »Nein ... eine Fledermaus schafft diese Strecke kaum.« »Und in was hast du dich dann verwandelt? In einen Wolf?«
    Kostjas Antwort setzte der absurden Profanität unseres Gesprächs die Krone auf: »In einen Hasen. Eine großen grauen Hasen. Sprung für Sprung...«
    Ich konnte nicht an mich halten - und kicherte los, als ich mir den gigantischen Hasen vorstellte, der durch Gärten rannte, mit riesigen Sprüngen über Bäche und Zäune setzte. »Stimmt ...« Kostja breitete die Arme aus. »Es war wirklich komisch. Ist mit dir alles in Ordnung? Habe ich dich nicht... zu sehr...? Sind die Zähne in Ordung?« Ich versuchte, so breit wie möglich zu lächeln.
    »Entschuldige.« Kostja wirkte ehrlich bedrückt. »Das lag daran, dass alles so überraschend kam. Wie bist du dahinter gekommen, dass ich das Buch habe? Der Cocktail?« »Ja. Für den Zauber ist das Blut von zwölf Menschen nötig.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Kostja gedankenversunken. »Euch ist doch gar nicht bekannt, was im Fuaran steht... Na ja, egal. Ich möchte mit dir reden, Anton.«
    »Ich mit dir auch«, sagte ich. »Gib auf. Noch kannst du dein Leben retten.«
    »Ich lebe seit langem nicht mehr.« Kostja lächelte. »Hast du das etwa vergessen?« »Du weißt, was ich meine.«
    »Lüg mich nicht an, Anton. Du glaubst ja selbst nicht, was du da sagst. Ich habe vier Inquisitoren ermordet!«
    »Drei«, korrigierte ich ihn. »Viteszlav und zwei im Zug. Der dritte hat überlebt.«
    »Ein gewaltiger Unterschied.« Kostja runzelte die Stirn. »Schon einen würden sie mir niemals verzeihen.«
    »Das ist ein besonderer Fall«, entgegnete ich. »Ich sage es ganz offen, die Großen haben es mit der Angst bekommen. Sie könnten dich umbringen, doch der Preis für ihren Sieg wäre sehr hoch. Die Großen würden sich auf Verhandlungen einlassen.« Kostja schwieg und sah mich unverwandt an.
    »Wenn du das Fuaran zurückgibst, wenn du dich freiwillig ergibst, krümmen sie dir kein Haar«, fuhr ich fort. »Du bist doch ein gesetzestreuer Vampir. Das liegt alles an dem Buch, du hast im Affekt gehandelt...«
    Kostja schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht. Edgar hat die Worte Viteszlavs nicht für voll genommen. Aber ich habe sie geglaubt. Ich bin umgekehrt und zur Hütte zurückgeflogen. Viteszlav hat nicht mit einer Falle gerechnet ... Er hat mir das Buch gezeigt und alles erklärt. Als ich das von dem Blut von zwölf Menschen gehört habe ... da war mir klar, dass das meine Chance ist. Er hat noch nicht einmal Einwände gegen das Experiment

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