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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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eine angesteckt. Das Auto raste durch die verlassenen Straßen. Roman saß hinterm Steuer mit dem Eifer eines Straßenbahnfahrers, der die Chance bekommen hatte, Schumacher bei einem Formel-1-Rennen zu besiegen.
    Lass seufzte. »Und was wird jetzt mit mir?«, fragte er. »Holst du eine Taschenlampe heraus und sagst >Das war eine Sumpfgasexplosion    »Du siehst doch, dass eine Taschenlampe dafür gar nicht nötig ist«, erwiderte ich. »Aber ich werde das doch überleben?«, ließ Lass nicht locker.
    »Das wirst du«, beruhigte ich ihn. »Aber du wirst dich an nichts erinnern. Tut mir leid, aber das ist eben die übliche Prozedur.«
    »Alles klar«, sagte Lass traurig. »Mist ... Was soll das bloß alles... Aber wo ich jetzt schon mit drinhänge, könntest du mir wenigstens sagen...«
    Das Auto raste ohne Rücksicht auf Verluste durch die Gasse und hüpfte über Schlaglöcher hinweg. Lass machte die Papirossa aus. »Wer bist du?«, fragte er. »Ein Anderer.« »Was für ein Anderer?« »Ein Magier. Aber keine Angst, ich bin ein Lichter Magier.«
    »Du bist erwachsen geworden, Harry Potter ...«, bemerkte Lass. »Was man nicht alles mitmacht. Oder bin ich vielleicht verrückt geworden?«
    »Da besteht leider keine Hoffnung...«, sagte ich und stemmte die Hand gegen die Decke. Roman mühte sich gewaltig, jagte über Blumenbeete und schnitt Kurven. »Pass auf, Roman! Wir müssen schnell und sicher ankommen!«
    »Dann sag mir auch noch eins«, fing Lass wieder an. »Diese Jagd ... autsch ... hängt die mit dieser anormalen Riesenfledermaus zusammen, die wir gestern Nacht gesehen haben?«
    »Du wirst darüber lachen - aber das tut sie!«, bestätigte ich. Die Kraft brodelte in mir, machte mich trunken wie Champagner. Ich wollte albern sein, meinen Spaß haben. »Hast du Angst vor Vampiren?«
    Lass holte eine Flasche Whisky aus seiner Tasche, schraubte sie mit einer heftigen Bewegung auf und setzte sie an den Mund. »Kein bisschen!«, behauptete er munter. 

Sechs
    Auf halber Strecke hängte sich ein Polizeiwagen an uns an. Ich wirkte für den Bora einen Zauber, der die Aufmerksamkeit der Menschen ablenkt, und sofort entfernten die Polizisten sich. Normalerweise schützen Andere ihre Autos mit diesem Zauber gegen Diebstahl - jetzt freute ich mich, eine neue Anwendung für ihn gefunden zu haben. Allerdings wäre kurz darauf beinah ein LKW in uns reingefahren, worauf ich den Zauber umgehend wieder aufhob.
    »In fünfzehn bis zwanzig Minuten sind wir am Flughafen«, erstattete Roma Bericht, der wild mit dem Lenkrad hantierte. »Welche Instruktionen haben Sie dann, Chef?«
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte ich, wie Lass den Kopf schüttelte und einen weiteren Schluck trank. Wir waren bereits aus der Stadt raus und rasten über die Straße zum Flughafen dahin. Eine ziemlich gute Straße - für die Verhältnisse in Mittelrussland.
    »Schalte das Radio an«, bat ich. »Sonst macht die Fahrt keinen Spaß.«
    Roma schaltete das Radio ein. Wir erwischten gerade noch die letzten Nachrichten. »... zur Freude von Millionen von Lesern hat das Warten nach drei Jahren nun ein Ende«, verkündete die Sprecherin. »Zum Abschluss noch eine Mitteilung vom Kosmodrom Baikonur, wo in Kooperation von Russen und Amerikanern eine Rakete ins All geschickt werden soll. Der Start ist für 18.32 Uhr Moskauer Zeit geplant. Und jetzt setzen wir unser Musikprogramm fort...« »Willst du auch einen Whisky?«, fragte Lass. »Nein, ich muss noch arbeiten.«
    »Reiß dich zusammen, Alexander, das ist nicht die Zeit zum Trinken!«, rief Roman munter. »Wir haben noch Arbeit!«
    Dieser gutmütige Mann, der normalerweise wohl keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, hielt sich jetzt für James Bond. Oder seinen Assistenten.
    Irgendwie haben wir alle in unserer Kindheit nicht genug gespielt.
    »Du wirst das Auto bewachen«, sagte ich ihm. »Das ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Wir zählen auf dich.« »Ich diene dem Licht!«, schrie Roman.
    »Niemals hätte ich geglaubt ...«, stöhnte Lass auf der Rückbank. »Soll ich auch auf das Auto aufpassen?«
    »Ja«, meinte ich. »Nur ... ich habe eine große Bitte: Versuch nicht wegzurennen.«
    Von hinten war abermals ein Gluckern zu hören. Ob ich auch Lass dem Licht empfehlen sollte? Das wäre humaner ... Warum sollte ich den Menschen unnötig quälen?
    Zeit zum Nachdenken blieb mir jedoch nicht. Das Auto raste auf den Platz vor dem Flughafengebäude zu und hielt mit quietschenden Bremsen vorm Eingang

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