3 Weihnachtsgeschichten - Erst ich ein Stück, dann du
eine gute Idee“, antwortet Tinas Papa. „Damit uns die Zeit nicht so lang wird, sollen
wir schon mal den Tannenbaum schmücken.“
„Wir haben doch gar keinen!“, sagt Tina.
„Aber wir!“, ruft Dominik und wischt sich die Tränen ab. Er weiß, was seine Mama gemeint hat. „Den können wir bei euch aufstellen und schmücken. Mit unserem Schmuck und mit eurem.“
„Genau!“ Tinas Papa lacht. „Dann ist meine Tochter mir auch nicht mehr böse, dass ich vergessen habe, einen Baum zu besorgen.“
Tina schaut Dominik an.
Dominik schaut Tina an.
„Also dann findet ihr Tannenbäume gar nicht blöd“, stellt Dominik fest.
„Überhaupt nicht“, gesteht Tina. „Das habe ich bloß so gesagt. Weil ich sauer war, dass wir keinen hatten. Und ein bisschen neidisch war ich wohl auch.“
„Das kann ich verstehen!“, sagt Dominik. „Unser Baum ist wirklich besonders schön. Allerdings ein bisschen zu groß. Unser eigener Schmuck hätte wahrscheinlich gar nicht ausgereicht.“
„Das Problem ist ja nun aus der Welt geschafft“, meint Tinas Mama. „Also machen wir uns an die Arbeit!“
Alle vier gehen nach nebenan
und tragen den Tannenbaum
vorsichtig herüber.
Den Schmuck und die Leiter
nehmen sie auch mit.
Aufrecht, gerade und groß steht der Baum im Wohnzimmer. Nun wird er geschmückt – mit Kugeln, Ketten und Sternen. Silberne Vögel sitzen auf seinen Zweigen, goldene Nüsse verstecken sich in seinem Grün, kleine Engel zeigen stolz ihre Instrumente.
Zum Schluss werden die Kerzen befestigt. „Echte Kerzen!“, sagt Tina zufrieden. Dominik nickt: „Ich freue mich schon, wenn sie brennen.“
Als der Baum fertig ist, dämmert es bereits. Dominiks Mama ist jetzt seit zwei Stunden im Krankenhaus und hat noch immer nicht angerufen. Ist das ein gutes Zeichen oder ein schlechtes?
Dominik geht mit Tina ans Fenster
und blickt hinaus auf die Straße.
Dicke Schneeflocken tanzen
im Licht der Laternen.
Tina nimmt Dominiks Hand und sagt:
„Weiße Weihnachten! Siehst du?“
Dominik nickt. Es könnte alles so schön sein, wenn ... Er drückt Tinas Hand.
Da klingelt das Telefon. Tinas Papa nimmt den Hörer ab. „Ja?“, sagt er. „Wirklich? – Das nenne ich Glück
gehabt . – Dominik wird sich freuen. – Wir freuen uns natürlich auch. – Übrigens, das mit dem Tannenbaum war eine gute Idee. Wir haben ihn in unserer Wohnung alle zusammen geschmückt.“
Dominik strahlt und Tina hüpft auf der Stelle. Ihr Papa legt lächelnd den Hörer auf und sagt. „Mir scheint, ich muss nichts mehr erklären.“
Trotzdem erklärt er, dass Dominiks Mama am Telefon war, dass sie sich weder den Fußknöchel noch das Handgelenk gebrochen hat und dass sie nicht im Krankenhaus bleiben muss.
„Deswegen hole ich sie jetzt ab“,
sagt Tinas Papa.
„Will vielleicht jemand mitfahren?“
Na, und ob! Dominik will.
Tina will auch.
Nur Tinas Mama schüttelt den Kopf. Sie bleibt lieber zu Hause. Bis die Kerzen am Tannenbaum brennen hat sie noch einiges zu tun. Was? Das verrät sie nicht. Vielleicht hat es mit dem Abendbrot zu tun, an dem nun fünf Leute teilnehmen werden. Vielleicht will sie auch auf dem Klavier noch mal ein paar Takte üben. Bei Tochter Zion greift sie an einer Stelle immer daneben.
Dominiks Mama wartet schon
vor dem Krankenhaus.
Sie hat zwei dicke weiße Verbände,
aber sie sieht sehr vergnügt aus.
„Jetzt müssen wir alle zusammen Weihnachten feiern“, sagt Tina zufrieden. „Weil wir nämlich nur einen einzigen Tannenbaum haben.“
„Müssen?“, fragt Dominik. „Sag lieber, wir dürfen!“
„Finde ich auch“, sagt seine Mama. „Ein geteilter Tannenbaum ist manchmal ein doppeltes Glück.“
Unterwegs zum Jesuskind
Die Heilige Nacht war angebrochen. Die Engel oben im Himmel freuten sich sehr. Sie jubelten, weil sie auf die Erde fliegen und den Menschen die Frohe Botschaft bringen durften. Sie strahlten, weil sie einen Blick in den Stall von Bethlehem tun und das eben geborene Jesuskind anschauen durften. Sie glühten vor Stolz, weil sie die Lieder singen durften, die sie immer wieder geübt hatten und die nun so schön klangen, dass sie selbst darüber staunten.
Freuten sich in dieser Nacht
wirklich alle Engel?
Nein, nur die großen!
Der kleinste durfte nämlich
noch nicht mit auf die Erde.
Die vier Erzengel Michael, Gabriel, Raphael und Uriel hielten den Weg für zu weit und zu gefährlich. Deshalb hatten sie beschlossen, dass der kleine Rufus
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