300 Fragen zur Saeure-Basen-Balance
Stoffwechselprodukten, Vitaminen und Mineralstoffen; die Temperaturregelung im Körper zum Ausgleich auf Wärme- oder Kältereize von außen; die Signalübermittlung durch Hormone; die Mitarbeit am Immunsystem. Der Puffer zur Aufrechterhaltung des pH-Werts im Blut entsteht durch das Zusammenwirken folgender vier Systeme:
Bikarbonatpuffer (Kohlensäure-Hydrogenkarbonat-Puffer): Er macht zwischen 69 und 75 Prozent der Gesamtpufferkapazität im Blut aus. Das Blut bezieht sein Bikarbonat aus dem Verdauungstrakt, wo es sonst benötigt wird, um die Darmsäfte alkalisch zu machen.
Hämoglobinpuffer: Der rote Farbstoff der roten Blutkörperchen macht zwischen 21 und 25 Prozent der Gesamtpufferkapazität aus.
Phosphatpuffer: Er macht nur 1–5 Prozent der Pufferkapazität des Bluts aus. Blut bezieht Phosphat aus den Knochen, dem größten Phosphatspeicher des Körpers.
Eiweißpuffer (Proteinatpuffer): Sein Anteil an der Gesamtpufferkapazität liegt zwischen 1 und 5 Prozent.
Selten erwähnt wird, dass auch das Zellinnere verschiedener Gewebe zur Pufferung herangezogen werden kann. Diese »Reservepufferung« entzieht sich allerdings den bekannten Messmethoden.
Das Abpuffern von Ungleichgewichten im Säure-Basen-Haushalt des Körpers funktioniert keineswegs unbegrenzt (siehe > ).
Welche Bedeutung hat das Bindegewebe für den Säure-Basen-Haushalt?
Die meisten Forscher meinen, dass das Bindegewebe keinen direkten Einfluss auf die Puffersysteme des Bluts ausübe – weshalb es bislang bei der Betrachtung der Vorgänge im Säure-Basen-Haushalt vernachlässigt wurde. Es ist das Verdienst von Dr. Friedrich Sander und dem Wiener Histologen Prof. Dr. med. Alfred Pischinger sowie von Prof. Dr. Hartmut Heine, dass wir Kenntnisse haben über die wichtigen Regulationsvorgänge im Bindegewebe und ihre Auswirkungen auf den Säure-Basen-Haushalt. Friedrich Sander wies darauf hin, dass besonders die kollagenen Fasern des Bindegewebes in der Lage sind, bei schnell ansteigender Säurekonzentration die sauren Anteile aufzunehmen und zu lagern; auch das trägt zur Stabilisierung des pH-Werts bei. Alfred Pischinger bezeichnete das Bindegewebe als eigenes Organ und wies auch auf dessen Speicherkapazität hin. Seine Forschungen wurden später von Hartmut Heine fortgeführt.
Wie können die Lungen den Säure-Basen-Haushalt beeinflussen?
Durch die Lungen wird ständig sauer wirkendes Kohlendioxid abgeatmet. Es entsteht durch Verbrennung, aber auch bei der Verstoffwechslung bestimmter Nahrungsbestandteile wie Zitronen- oder Apfelsäure. Im gesunden Organismus wird die Balance von Säuren und Basen durch die Abatmung von Kohlendioxid nicht gestört. Sobald der pH-Wert im Blut sinkt, also zu sauer wird, wird das Atemzentrum im Gehirn erregt, und dieses bewirkt eine verstärkte Abatmung von Kohlendioxid, durch die das Blut wieder basischer wird – ein Notventil des Körpers, um Entgleisungen im Säure-Basen-Haushalt zu verhindern. Durch schnellere oder langsamere Atmung kann der Säure-Basen-Haushalt direkt beeinflusst werden. Wird durch Hyperventilation – schnelle, flache Atmung, die in enger Verbindung zu psychischem Extremstress steht – zu viel Kohlendioxid abgeatmet, kommt es zu einer respiratorischen (atmungsbedingten) Alkalose, also einem Zuviel an Basen, verbunden mit Muskelkrämpfen. Auch eine langsamere Atmung kann den Säure-Basen-Haushalt beeinflussen. Gefährlich ist das im Extremfall; bei Lähmungen und Blockierungen des Atemzentrums durch Medikamente oder Gifte: Die Folge ist eine akute Azidose (Übersäuerung).
Wie können die Nieren den Säure-Basen-Haushalt beeinflussen?
Die Nieren spielen bei den Regulationsvorgängen des Säure-Basen-Haushalts eine bedeutende Rolle. Sie scheiden Stoffe aus, die der Organismus nicht mehr benötigt: sogenannte Stoffwechselendprodukte. Dazu gehören Harnstoff und Kreatinin aus dem Eiweißabbau, Harnsäure aus dem Purinabbau, Sulfate, Phosphate und vieles mehr. Es werden saure und basische Stoffe ausgeschieden, wobei die Nieren normalerweise mehr Säuren als Basen ausscheiden.
Im Laufe des Tages kommt es bei einem gesunden Menschen, der regelmäßige Mahlzeiten zu sich nimmt, zu Basenfluten (siehe > ), bei denen viel basisches Natriumbikarbonat zu den Nieren geht, von ihnen zum Großteil herausgefiltert und wieder ans Blut zurückgegeben wird. Die Menge des täglich in den Nieren anfallenden Bikarbonats ist 40-mal so groß wie die im Blut enthaltene Menge. Würde alles Bikarbonat der Basenflut mit
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