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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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der das gemeinsame Leben regelte. Mit etwas Glück war dies der Anfang eines neuen, helleren Kapitels, das nicht nur dem Schloss selbst, sondern auch den beiden Gruppen helfen würde, in dieser postapokalyptischen Welt zu überleben.
    »Matt!« Hana lief über den Platz auf ihn zu. Bei ihrem Anblick musste er wieder daran denken, was für eine Schlagkraft dieses zierliche Geschöpf hatte, und betastete demonstrativ seine Lippe, auch wenn sie inzwischen kaum noch schmerzte.
    »Matt, du sollst zu Xij und Masao kommen!« Wie ihr Vater nannte sie den ehemaligen König bei seinem richtigen Namen.
    Matt stand auf. Sein Magen fühlte sich flau an und seine Hände schwitzten. An Hanas Gesicht war nicht zu erkennen, ob es gute oder schlechte Neuigkeiten gab. Langsam folgte er ihr über den Platz und ertappte sich dabei, ein Stoßgebet an den Himmel zu schicken, egal wer dort wohnte, ob Gott oder Wudan.
    Sie betraten den Kliniktrakt und Hana führte ihn zu einem Raum, vor dem sie zurückblieb. Sie wollte Masao nicht sehen, da sie befürchtete, in seiner Gegenwart die Kontrolle zu verlieren. Wenn Matt bei der Erwähnung seines Namens das kalte Funkeln ihrer Augen sah, wollte er sie nicht zum Feind haben.
    Er betrat den Raum, in dem Xij und Masao saßen. Letzterer war von drei Wachen umgeben. Matt wusste, dass dem ehemalige König ein Gift injiziert worden war, ohne dessen Gegenmittel, das er regelmäßig einnehmen musste, er sterben würde. Wenn er versuchte, seine Macht zurückzugewinnen, oder wenn er Xij etwas antat, war es um ihn geschehen.
    Xij sah Masao feindselig an. »Er will nicht mit der Diagnose herausrücken, bevor du nicht da bist. Anscheinend will er nicht alles zweimal erzählen.«
    »Ich bin da. Also raus mit der Sprache«, sagte Matt ruhig, aber in ihm sah es anders aus. Angst saß in seinen Eingeweiden und ließ seine Hände zittern.
    Masao räusperte sich, ehe er in gebrochenem Deutsch zu sprechen begann. »Also gut. Zuerst die gute Nachricht: Xij Hamlet ist nicht verstrahlt.«
    Matt und Xij sahen einander ungläubig an.
    »Was soll das heißen, sie ist nicht verstrahlt?«, fragte Matt nach.
    »Was soll das schon heißen?«, fragte Masao arrogant zurück. »Du siehst dich als gebildeten Mann, aber offensichtlich weißt du nichts über die Symptome atomarer Verstrahlung. Ich will dir auf die Sprünge helfen.« Seine Stimme wurde dozierend: »Hautrötungen, Geschwüre, Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen, Blutarmut und Fieber, um nur einige zu nennen. Bis auf Übelkeit und Erbrechen, einen Hang zum Nasenbluten und allgemeine Schwäche hat Xij nichts davon. Auch ihre Blutanalyse weist nicht auf eine Verstrahlung hin.«
    »Was ist es dann?«, wollte Matt wissen, der sah, wie angespannt Xij war.
    »Tja, das ist die schlechte Nachricht«, antwortete Rudowigu lakonisch. »Ich habe grüne Partikel in Xijs Lunge und Atemwegen entdeckt, die allmählich das Gewebe aufbrechen. Sie scheinen eine Art Vergiftung auszulösen.«
    Grüne Partikel! Die Assoziation war sofort da: der Daa’muren-Kristall, den Xij zerschrien hatte! Dabei musste sie die winzigen Splitter eingeatmet haben!
    »Was kann man dagegen tun?«, fragte Matt.
    Rudowigu seufzte. »Die meisten Menschen meinen, das Problem sei schon behoben, wenn man es erst kennt. Aber so einfach ist das nicht. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich kann gar nichts tun.«
    »Du lügst.« In Matt stieg Zorn auf. Zorn auf Rudowigu, aber auch über seine eigene Hilflosigkeit. »Du willst Xij nicht helfen!«
    Eine Japanerin mit hellblauen Kontaktlinsen trat aus der Ecke des Raums zu der Gruppe und neigte unterwürfig den Oberkörper. »Entschuldigen Sie, wenn ich mich einmische, Drax-san, aber Rudowigu sagt die Wahrheit. Ich bin Doktor Saku und ich habe alles genau beobachtet und dokumentiert, was er tat. Auch habe ich seine Ergebnisse und die Proben überprüft. Diese grünen Partikel sind uns gänzlich fremd. Haben Sie eine Ahnung, was das für ein Material sein könnte?«
    »Ja«, sagte Matt sofort. »Aber das wird Ihnen nicht helfen, fürchte ich. Das Material ist extraterrestrisch. Es kam 2012 bei einem vermeintlichen Kometeneinschlag auf die Erde. Ich wusste bislang nicht, dass es eine solche Wirkung haben kann, wenn es in die Lunge gerät.«
    Die Ärztin senkte den Kopf. »Wir können einen Teil des Materials schonend entfernen, indem wir es absaugen und damit den weiteren Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Aber die bereits vorliegenden Schädigungen sind irreversibel.

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