302 - Wo der Wahnsinn regiert
Hamlet sagt die Wahrheit. Lasst den Mann frei«, befahl er.
Sie gehorchten.
Matt rieb sich das Kinn, das aussah, als habe er einen erneuten Schlag abbekommen. Offensichtlich war er bei der Bergung der Gasbombe überwältigt worden. Er sah Xij mit hochgezogener Braue an.
»Könnte mal bitte einer für mich übersetzen?«
***
Matt brauchte nicht lange, sich von Xij die Lage erklären zu lassen. Er ging auf Rudowigu zu, der benommen am Boden lag, nicht weit von dem ermordeten Akuma und der inzwischen leise weinende Hana entfernt.
»Holt Yuna«, sagte er zu Stefaan, ehe er an den König herantrat.
Rudowigu war gefesselt worden und eines seiner Augen schwoll an wie das eines Preisboxers. Sein Blick drückte seine ganze Verachtung aus. »Matthew Drax. Ich hätte dich töten sollen, als ich dich das erste Mal sah.«
Matt kniete sich neben ihn.
»Ich würde dich wirklich gern deinen Männern überlassen, Masao, damit sie dich massakrieren können, wie es dir zusteht. Aber wir haben eine Abmachung. Dein Leben gehört mir. Deshalb hast du die Wahl: Entweder hilfst du Xij, oder ich werde dich eigenhändig im Starnberger See ertränken, damit du deinem großen Vorbild nacheifern kannst.«
Im Hintergrund sah er Yuna eintreten, die ihrer Tochter entgegeneilte und sie in die Arme nahm, ehe sie gemeinsam mit ihr neben Akuma niederkniete.
Masao lachte trocken. »Wie ich schon sagte: Die Krankheit deiner Begleiterin ist zu weit fortgeschritten. Ich könnte ihr Leben vielleicht um ein paar Wochen verlängern, mehr aber nicht.«
»Wie willst du das wissen, ohne sie je wirklich untersucht zu haben?«
Masao kniff die Lippen zusammen. Matt packte seine Schultern, um ihn zu schütteln, als er die leise Stimme von Stefaan neben sich hörte.
»Mach dir keine Sorgen. Wir kennen Mittel, um Rudowigu zu zwingen, deinem Wunsch zu entsprechen. Freiwillig wird er es nicht tun, aber er wird es tun müssen . Xij wird geholfen werden.«
Matt wollte lieber nicht nachfragen, was das im Detail bedeutete. Wichtig war ihm nur, dass Xij versorgt war. Die junge blonde Frau erschien ihm wie der Tod auf Beinen. Das musste endlich ein Ende haben.
»Dann tut es. Sorg dafür, dass Xij eingehend untersucht wird und er ihr kein Leid antun kann.«
Stefaan nickte. Matt verließ sich auf sein Versprechen. So geckenhaft ihm der Mann zu Beginn ihrer Bekanntschaft erschienen war, so ernsthaft wirkte er nun. Xij würde eine echte Chance erhalten und vor Ort sämtliche medizinische Unterstützung bekommen, die die Technos ihr geben konnten.
***
Zwei Tage später hatte sich die Lage auf dem Schloss normalisiert. Die Bewohner bereiteten eine Trauerfeier für Akuma vor, die in einer kleinen Kapelle vor der Beisetzung stattfinden sollte. Yuna und Hana hatten sich zurückgezogen, andere Schlossbewohner dagegen lernte Matt jetzt erst kennen, darunter zahlreiche Mediziner mit verschiedenen Fachgebieten, Bauspezialisten und einige Bunker-Soldaten, die sich sehr für PROTO interessierten.
Vorerst hatte Stefaan die Führung der Klinik übernommen, wobei er schon am ersten Abend nach Rudowigus Festsetzung seine barocke Kleidung samt Perücke in den Schrank gehängt hatte. Inzwischen sahen die meisten Bewohner wieder aus wie Technos. Sie trugen entweder Uniformen oder einfache Kleidung, wie die Menschen aus den umliegenden Dörfern.
Zu einem Fest zur Absetzung Rudowigus war es nicht gekommen. Zu sehr trauerte man um die Opfer. Außerdem schienen die meisten Menschen dem Frieden noch nicht zu trauen, und Matt fragte sich, was sie tun würden, wenn er fort war.
Obwohl Stefaan ihm das Versprechen gegeben hatte, dass Rudowigu leben würde, wollte er lieber nicht wissen, was der neue Herr Swaansteins tun würde, um ihn zu kontrollieren. Er hatte von Yuna erfahren, dass Rudowigu ihr ein Implantat eingesetzt hatte, das ihr das Sprechen die meiste Zeit über unmöglich machte. Sicher würden die Schlossbewohner auch für Rudowigu einen Weg finden, ihn empfindlich einzuschränken.
Matt konnte das egal sein, solange der ehemalige König sich um Xij kümmerte. Noch immer dauerten die zahlreichen Untersuchungen an. Matthew stand neben dem Panzer im Innenhof und beobachtete, wie die Schlosstore geöffnet wurden und Stefaan die obersten Mitglieder des Lupa-Clans empfing.
Hana hatte sich trotz der Trauer um ihren Vater dafür eingesetzt, dass die Barbaren das Schloss fortan mit den Technos teilen konnten, und die beiden Parteien wollten an diesem Tag einen Vertrag aushandeln,
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