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302 - Wo der Wahnsinn regiert

302 - Wo der Wahnsinn regiert

Titel: 302 - Wo der Wahnsinn regiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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immer zweimal im Leben.
    Er hatte kaum einen Blick für all die verschwenderische Pracht und den Reichtum übrig, als er durch den fünfstöckigen Palas geführt wurde. Xij lag schwer in seinen Armen, und noch schwerer wog die Verantwortung für ihr Leben.
    Die stumme Yuna huschte wie ein Schatten neben ihnen her, eilte hin und wieder voraus, öffnete eine Tür und schloss sie hinter ihnen, wie eine Dienerin. Zumindest herrschten hier Strukturen, wenn auch vorerst undurchschaubare, und auch die restaurierten Räume machten Matt Hoffnung. Einfache Barbaren hätten das nie zustande gebracht.
    Yuna öffnete eine weitere Tür und zeigte auf ein großes Himmelbett, auf das Matt Xij vorsichtig ablegte. Die Asiatin deutete bittend auf einen Stuhl. Offenbar war sie tatsächlich stumm, denn sie hatte noch kein Wort gesagt.
    Matt schüttelte den Kopf. »Das ist ein Notfall. Sagen Sie Ihrem Heiler, wir werden uns schon finanziell einig, aber er soll gleich herkommen.«
    Stefaan machte eine weite Geste mit dem Arm. »Aber bitte, wer wird denn so ungeduldig sein? Möchten Sie vielleicht einen Wein, während Sie warten, Herr Drax?«
    Matt wünschte sich, mit Blicken töten zu können. »Ich will keinen Wein. Ich will diesen Heiler!«
    »Er heißt Rudowigu«.
    »Rudowigu?« Das erinnerte Matt an etwas, aber er wusste nicht, an was genau. »Holen Sie ihn. Sofort!« Wenn das nicht schneller ging, musste er Gewalt anwenden.
    Stefaan seufzte. »Sie sind es gewohnt zu befehlen, Herr Drax, und Sie sehen tatsächlich nicht arm aus. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann. Immerhin bin ich der persönliche Berater und Übersetzer Rudowigus.« Er blinzelte Matt auf eine Weise zu, die dem gar nicht gefiel, warf anschließend einen Blick auf Xij, der etwas wie Bedauern ausdrückte, und entschwebte mit abgewinkelten Händen durch die Tür. Matt wunderte sich darüber, wie gut der Mann Deutsch sprach, während die Wachen mehr schlecht als recht zu verstehen waren.
    Yuna brachte einen Eimer mit Wasser und ein feuchtes Tuch, mit dem sie Xij die Stirn abtupfte. Ein starker ätherischer Geruch nach Minze und anderen Kräutern breitete sich aus. Besorgt sah Matt auf die reglose Frau im Bett, die keinen Laut von sich gab. So schlimm war es noch nie gewesen. Auf und ab wandernd wartete er.
    Schließlich wurde die Tür wieder geöffnet und herein kam in Stefaans Begleitung ein Mann in einem dunkelblauen, königlichen Gewand und hohen Stulpenstiefeln. Das Fell eines mutierten Luchses lag als Umhang um seine Schultern, und er trug eine filigrane Krone aus silbernem Metall.
    Yuna schreckte in ihrer Tätigkeit auf und wich mit gebeugtem Haupt zurück. Sie schien großen Respekt vor dem Mann zu haben. Ohne Zweifel war es der Heiler selbst, der »Zauberer von Swaanstein«. Er musste bereits Mitte fünfzig sein und trug einen grauen Bart.
    Er war fast so groß wie Matt, auch wenn er zweifelsfrei ein Asiate war, höchstwahrscheinlich ein Japaner. Unwillkürlich musste Matt an die dortigen Bunkerzivilisationen denken, die den Einschlag von »Christopher-Floyd« als Einzige überstanden hatten; das gesamte restliche Japan war von einer gigantischen Flutwelle praktisch leergespült worden. War er hier auf die Nachfahren einer solchen Community gestoßen? Auf eine asiatische Enklave weitab vom nahezu vollständig zerstörten Japan?
    »Rudowigu«, sagte er langsam und begriff, an was es ihn erinnerte: Ludwig. So musste der Name mit den gesprochenen Buchstaben »L« und »K« klingen.
    Der Eintretende musterte ihn. »Sie sind gekommen, um meine Hilfe zu erbitten?«, sagte er in stark gebrochenem Deutsch. »Wer sind Sie und woher kommen Sie?«
    »Matthew Drax aus Meeraka«, stellte Matt sich vor und kam sofort zur Sache. »Meine Begleiterin wurde atomar verstrahlt. Können Sie ihr helfen?«
    Der Mann legte die Stirn in Falten. »Aus Meeraka, sagen Sie?«, sagte er auf Englisch, das er offenbar besser beherrschte. Auf seinem Gesicht erschien ein wissendes Lächeln. »Ich hatte schon einmal einen Patienten mit diesem Krankheitsbild. Es ist einige Jahre her; er hieß...«
    »Waltemahr, aus Ambuur«, kürzte Matt die Konversation ab. »Wir wissen von ihm, deshalb sind wir hier.« Er deutete auf Xij. »Also können Sie ihr helfen, ja?«
    Der Heiler trat an das Bett und setzte sich auf die Kante. Dabei griff er sich an die Seite und verzog das Gesicht. Seine Hand wanderte auf seinen Bauch und presste sich kurz darauf.
    Matt verkniff sich die Frage, ob er Schmerzen

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