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304 - Allein gegen alle

304 - Allein gegen alle

Titel: 304 - Allein gegen alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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aufzusteigen, schneller und schneller.
    Matt richtete eine der Kameras nach oben. Lichtreflexe waberten dort, wo sich augenscheinlich die Wasseroberfläche befand. Leuchtende Punkte, irgendwo darüber. Vom Grund des Beckens sah es aus, als schaute man in einen verschwommenen Sternenhimmel.
    »Wahnsinn! Was für ein Anblick!«, entfuhr es Xij.
    Während die Ballasttanks mit Luft ausgeblasen wurden, sprach niemand von ihnen ein Wort, aber als PROTO schließlich die Wasseroberfläche durchbrach, keuchte Matt überrascht auf. Er hatte ja viel erwartet, aber was sich hier vor ihnen auftat, das war selbst für ihn fast eine Nummer zu groß.
    Als er gelesen hatte, welche Ausmaße die Grotta Gigante besaß, hatte ihn wohl sein abstraktes Denkvermögen im Stich gelassen. Über ihnen tat sich das größte Gewölbe auf, das er je gesehen hatte.
    Das allein war es allerdings nicht, was ihm die Sprache verschlug. Vielmehr waren es die absurd in allen möglichen Neonfarben fluoreszierenden Farngewächse und die baumgroßen Pilzschwämme, die an den Wänden hafteten und deren Kriechwurzeln ein undurchdringliches Wirrwarr bildeten. Sie machten sich nicht nur an den Seiten der Höhle breit, sondern wucherten auch über enorme Stalaktiten und Stalagmiten – und so etwas wie metallene Wohncontainer, die sich zwischen ihnen stapelten.
    Und noch etwas ließ ihn stutzen: die leicht bekleideten Männer und Frauen, die am Rand des Wasserbeckens standen und die unerwarteten Neuankömmlinge – beziehungsweise ihren Amphibienpanzer – überaus interessiert musterten.
    ***
    Das Refugium Grotta Gigante – vor 150 Jahren
    Dr. Carlo Puzo wechselte den Objektträger des optischen Mikroskops gegen einen weiteren mit einer frischen Zell-Probe aus, beschriftete die entnommene und legte sie zurück in den Behälter mit Nährflüssigkeit.
    Die Ergebnisse waren zufrieden stellend, insbesondere was die Stabilität der Zellwände anging.
    Daran werden sich die Bakterien die Zähne ausbeißen! , freute er sich. Keine Ernteausfälle mehr. Keine welken Pflanzen, die von innen heraus verfaulen. Und – was das Wichtigste ist – keine leidigen Rationierungen mehr! Ich habe es satt, mit knurrendem Magen zu arbeiten!
    Wenn es ihm gelang, mit den Experimentalzüchtungen einen Erfolg zu erzielen, dann konnten ihm Ruhm und Ehre egal sein. Er würde sich endlich wieder einmal satt essen können. Wie lange war es her, dass er sich das letzte Mal bei den Algenpatties bis zum Abwinken bedienen konnte?
    Letztes Jahr an Weihnachten , erinnerte er sich schmerzvoll. Volle acht Monate! Und Fisch? Wann hatte er das letzte Mal einen gebratenen Fisch gegessen? Seitdem mussten über vier Jahre vergangen sein. Nicht, dass man in dieser Zeit keine Fische mehr gefangen hätte. Aber bei einer Fangquote von vielleicht zwei Tieren im Monat konnte es dauern, bis man mit der Zuteilung wieder an die Reihe kam.
    Beinahe kam es ihm so vor, als habe er schon sein ganzes Leben damit verbracht, die Nahrungsprobleme der Kolonie endlich in den Griff zu bekommen. Der Forschungsbungalow war seit seiner Studienzeit zunächst sein zweites Zuhause geworden, bis er irgendwann dazu übergegangen war, hier auch tatsächlich zu wohnen. Man war so freundlich gewesen und hatte ihm seinen Wunsch gewährt, aus überschüssigen Bauteilen den Bungalow um eine Etage zu erweitern. Nun musste er, wenn er etwas Zeit für sich brauchte oder schlafen wollte, nur die Leiter neben dem Eingang nehmen und war zuhause.
    Carlo Puzo lehnte sich in seinem Alu-Schalensessel zurück und schloss für einen Moment die Augen. Ich bin müde , dachte er. Seit zweiundzwanzig Jahren sitze ich Tag für Tag hier, untersuche und züchte, dokumentiere und verwerfe. Ich bin einundvierzig, und alles, was ich bisher in meinen Leben geleistet habe, sind ein oder zwei resistentere Algensorten, die eine Ernteertragssteigerung von wenigen Promille gebracht haben. Wenn in der neuen Testreihe keine Pflanzen dabei sind, die einen zweistelligen Prozentbetrag bedeuten, dann...
    Ja, was dann? Würde er alles hinschmeißen, sich auf die Dachterrasse fläzen und sich das fahle Licht der Lumofungis auf das schütter werdende Haar scheinen lassen?
    »Ich könnte mich etwas in Form bringen«, murmelte er. »Gustavos Fitnessprogramm für die Erntetaucher soll ja wahre Wunder wirken.«
    Außerdem hegte er, trotz seines fortgeschrittenen Alters, den Wunsch nach einer Partnerin, vielleicht sogar nach einer Familie. Giovanna, die Meeresbiologin, mit der

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