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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihnen trenne, bin ich überzeugt, die beiden Reiter noch vor Abend zu erreichen.“
    „Das werden Sie nicht tun, Señor. Sie dürfen sich nicht von uns trennen. Man weiß nicht, was Ihnen widerfahren kann.“
    „Was könnte mir geschehen?“
    „Fühlen Sie sich ja nicht zu sicher! Wir kommen nun in das Gebiet der Aripones. Sie könnten leicht auf einige von diesen Leuten stoßen.“
    „Ich halte sie nicht für gefährlich. Ich wünsche sogar, die Leute kennenzulernen. Leider aber verstehe ich ihre Sprache nicht.“
    „Das ist ein höchst triftiger Grund, sich von ihnen fernzuhalten, wenigstens solange Sie keinen Dolmetscher bei sich haben. Nein, wir können Sie nicht fortlassen.“
    Da die andern ihm beistimmten, so mußte ich auf meinen Plan verzichten, obgleich ich mich gar zu gern überzeugt hätte, wem die beiden Pferde gehörten, deren Spuren wir zuerst gesehen hatten.
    Wir folgten also von jetzt an der Wagenfährte, mit welcher die erstere Spur nun zusammenfiel. Schon nach wenigen Stunden sahen wir, daß die Karawane wieder Halt gemacht hatte und die vorige Nacht geblieben war, mitten auf freiem Camp, das war doch sonderbar, ja sogar auffallend. Was mußte geschehen sein? Ich umritt den Lagerplatz und bemerkte bald die Spur eines einzelnen Mannes, welcher da umhergelaufen war. Zu welchem Zweck? Er hat zu der Gesellschaft gehört, denn seine Spur kam von der Lagerstätte und führte auf dieselbe zurück. Er war wie suchend umhergegangen, weit vom Lager fort.
    Heute früh war dann die Karawane von hier aufgebrochen. Sie hatten ihren Weg sehr, sehr langsam fortgesetzt, wie man aus der Fährte ersehen konnte. Leider wurde es bald Nacht, und da mußten wir lagern, sonst hätten wir die Spur leicht verlieren können.
    Das, was wir bisher beobachtet hatten, war wenig genug; es bot eigentlich gar keinen Grund zu Befürchtungen, und doch hegte ich ein Mißtrauen, welches zwar dunkel war, aber sich doch nicht überwinden ließ. Oft hat der Mensch eine Ahnung, auf welche er sich besser als auf ein offenbares Ereignis verlassen kann. Wir brachen am frühen Morgen wieder auf. Natürlich mußten wir annehmen, daß die Karawane während der Nacht gerade so wie wir gerastet habe, aber wir ritten Stunde um Stunde und sahen doch nicht die Spur eines Lagerplatzes.
    Das war wieder sehr auffällig. Erst zwei Lagerplätze so eng nebeneinander, und nun eine lange Wagenfahrt während der Nacht! Das mußte gewisse Gründe haben. Aber ich konnte darüber noch so lange nachdenken, es fiel mir keine stichhaltige Erklärung ein.
    Da plötzlich tauchte vor uns ein dunkler Punkt auf, welcher sich uns schnell näherte und dabei immer größer wurde. Es war ein Reiter, der im Galopp herangehetzt kam. Wir sahen, daß er sein Pferd mit dem Lasso peitschte. Als er nahe herangekommen war, schwenkte er den breitrandigen Hut und rief uns laut entgegen:
    „Hallo, Señores, sind Sie diejenigen, welche ich suche?“
    „Wen suchen Sie?“ fragte der Bruder.
    „Leute, die aus Palmar kommen.“
    „Das stimmt, Señor. Wir kommen von dort.“
    „Gott sei Dank! So ist die Hilfe doch vielleicht noch möglich!“
    „Für wen?“
    „Für –“
    Die Antwort blieb ihm im Munde stecken. Er hielt jetzt vor uns und hatte bis jetzt nur den Bruder beobachtet, der mit ihm sprach. Nun aber fiel sein Blick auf mich, und da hielt er mitten in der Antwort inne. Er trug die Kleidung eines Gaucho, einen dichten Vollbart, welcher von seinem Gesicht fast nur die Nasenspitze sehen ließ, und hatte den Hut tief in die Stirn gezogen.
    „Cobrido!“ rief er. „Ist es möglich!“
    „Was?“ fragte ich, da er mich noch immer anstarrte.
    „Daß Sie da sind!“
    „Ich? Kennen Sie mich?“
    „Na, und ob! Sie aber scheinen mich ganz vergessen zu haben.“
    „Kann mich wirklich nicht besinnen.“
    „Wirklich nicht? Sollte –? Ah, ja, der Bart, der Bart!“
    „Ihre Stimme kommt mir freilich bekannt vor.“
    „Nicht wahr? Ja, ja! Wollte soeben heim, weil ich dachte, daß Sie kommen würden, und nun treffe ich Sie da mitten im Chaco!“
    „Heim – weil Sie dachten – daß ich kommen würde? Ah, jetzt geht mir das Licht auf! Sie sind Señor Pena?“
    „Endlich, endlich kommt er auf meinen Namen!“ rief der Mann jetzt. „Willkommen, Señor, willkommen!“
    Er gab mir die Hand, welche ich ihm kräftig schüttelte, und drückte mir die meine, daß ich hätte schreien mögen. Dabei rief er lachend:
    „Also Sie haben mich wirklich nicht erkannt? Sie wollen zu

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