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35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

35 - Sendador 02 - In den Kordilleren

Titel: 35 - Sendador 02 - In den Kordilleren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wahrheit, und Gott zürnt nicht ewig.“
    Man sah es dem Schlafenden an, daß es mit ihm zur Rüste ging. Der Tod schrieb ihm seine Zeichen in das Gesicht. Wir setzten uns in der Nähe hin und sprachen leise miteinander. Nach einiger Zeit erwachte er und verlangte mit matter Stimme nach seinem Sohn.
    „Vergib mir; halte dein Wort, und sei fromm!“ stieß er leise und mit vieler Mühe hervor.
    Wir beteten. Die Indianer folgten unserem Beispiel. Nach einiger Zeit flüsterte er, nach dem Grabe des Ermordeten winkend:
    „Dort liegt Juan Gomarra. Tragt auch seinen Bruder herauf! Bei ihnen will ich liegen, damit mir leichter vergeben werde.“
    Lange lag er mit geschlossenen Augen, rechts die Hand des Bruders und links diejenige seines Sohnes haltend. Dann richtete er sich noch einmal empor, und sank tot zurück. Wahrlich, der Augenblick, an welchem ein Mensch von hinnen scheidet, ist ein großer, ein heiliger Augenblick! Und ob er noch so schwer gefehlt habe, niemand ist Richter als Gott, der Herr, allein! – – –
    Die Gesellschaft schlief am Abend unten an der Lagune. Der Bruder, der Sohn des Sendador und ich hielten oben die Leichenwache, und am anderen Morgen wurden die Toten, auch die gefallenen Chiriguanos, mit der Feierlichkeit begraben, welche unter den obwaltenden Verhältnissen möglich war. Dann verließen wir die Pampa de Salinas. Vielleicht gab es nur einen einzigen, welcher im stillen unzufrieden darüber war, daß der Sendador sich seiner Rache durch den Tod entzogen hatte – Pena, welcher nur sehr schwer zu vergessen vermochte. –
    Uns allen war vollständig unbekannt gewesen, daß der Sendador einen Sohn gehabt hatte. Daß dieser an den Taten seines Vaters beteiligt gewesen war, das wußten wir nun, aber weiter nichts, weiter gar nichts von ihm; er war uns ein Rätsel, welches wir gar zu gern gelöst hätten, doch widersprach es meinem Gefühl, ihn, als er uns auf dem Rückweg begleitete, nach seiner Vergangenheit zu fragen. Die anderen aber waren in dieser Beziehung weniger zart als ich, und schon beim ersten Nachtlager wendete sich Pena mit einer darauf bezüglichen Erkundigung an ihn. Er dachte eine kleine Weile nach und antwortete dann in ernstem Ton:
    „Señores, ich bitte Sie sehr, mir dieses eine Geheimnis zu lassen; die Mitteilung desselben kann weder Ihnen etwas nützen noch an dem Geschehenen das geringste ändern. Keiner von Ihnen hat einen Vorteil davon, wenn ich mein persönliches Erscheinen bei der Pampa de Salinas erkläre. Ich habe viel, sehr viel Unrecht getan, und mein Leben wird von jetzt an der Sühne meiner Taten und derjenigen meines Vaters gewidmet sein. Ich werde mich dahin begeben, wo der Sendador lebte, und dort das, was er beging, möglichst gut zu machen suchen. Das mag ihnen genügen!“
    Es fragte ihn keiner wieder. Am Rio Salado trennten wir uns von den Tobas und Chiriguanos; er ritt mit ihnen weiter. –
    In Tucuman trafen wir den ‚alten Desierto‘, der jetzt wieder jung geworden zu sein schien, mit Unica und ihrem Adolfo Horno. Monteso verabschiedete sich da mit seinen Yerbateros von uns, um nach den erlebten Abenteuern seinem Beruf wieder nachzugehen.
    Nicht weit von der Hauptstadt Mitteldeutschlands liegt ein Rittergut, dessen Namen nicht genannt zu werden braucht. Es gehört dem Desierto, und da wohnt auch Adolf Horn mit seinem Weibchen, die seine Universalerben sind. Wenn sie einmal von vergangenen Zeiten und früheren Erlebnissen sprechen wollen, so lassen sie anspannen und fahren nach der Stadt, um an einem schönen Haus der Schloßstraße auszusteigen. Der Eigentümer desselben ist der Rentier Kummer, einst Señor Pena genannt, dessen Nichte ihm die Wirtschaft führt. Dann sitzen alle die Genannten traulich beisammen und freuen sich der ruhigen, glücklichen Gegenwart, die ihnen nach so langen Kämpfen gern und wohl zu gönnen ist.
     

KARL MAY

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