35 - Sendador 02 - In den Kordilleren
gebracht, daß wir vierhundert Feinde besiegten und gefangen nahmen.‘
‚So ist er ein Teufelskerl!‘
‚Ja, das ist er. Alle, die bei ihm sind, sagen; daß er alles mögliche zustande bringt, daß er alles wisse und alles könne.‘
‚So ist dieser Kerl ein wahres Unikum! Und was will er von mir?‘
‚Sie sollen ihm den Weg zeigen, aber wohin, das weiß ich nicht.‘
‚Aus deinen Reden zu schließen, ist er nicht allein?‘
‚Nein. Es sind noch andere bei ihm, ein amerikanischer Seekapitän mit seinem Steuermann, der Bruder Jaguar – ‘
‚Jaguar? Alle Teufel! Das ist mir freilich nicht sehr willkommen. Was mögen denn diese Menschen bei mir wollen?‘
‚Das werden sie Ihnen wohl sagen. Und ferner sind dabei sechs Yerbateros. Ihr Anführer wurde Señor Monteso genannt.‘
‚Monteso? Ah! Ein guter Bekannter von mir! Was der mit – ah, sagtest du nicht, daß dieser Deutsche alles könne?‘
‚Ja, ich hörte es so.‘
‚Kann er spanisch sprechen?‘
‚Wie ein Spanier.‘
‚Haben sie nicht von Peru gesprochen? Oder von Kipus? Von der Inkasprache?‘
‚Nein.‘
‚Auch nicht von Papieren, von Plänen, von verborgenen Schätzen?‘
‚Nein.‘
‚Vortrefflich, ganz vortrefflich! Sie sind sehr verschwiegen dabei. Weißt du nicht wenigstens, ob dieser Deutsche indianisch spricht?‘
‚Ich hörte, er sei jahrelang bei den Indianern gewesen.‘
‚So stimmt es; so stimmt es. Jetzt weiß ich, weshalb sie zu mir wollen. Aber warum suchen sie mich hier? Sie konnten doch nicht wissen, daß ich jetzt hier bin?‘
‚Sie wollten über Goya nach dem Gran Chaco; aber ich hörte in Palmar, daß Sie jetzt hier seien, und sagte es Ihnen.‘
‚So ist es, so! – Wann kommen sie?‘
‚Kurze Zeit nach mir, Sie werden nur wenige Stunden nach mir abgeritten sein und sich außerordentlich beeilt haben. Gomarra, mein Vetter, führt sie.‘
‚Auch einer von den Aripones?‘
‚Nein; er ist andern Stammes; aber seine Mutter war eine Schwester meiner Mutter.‘
‚Warum bist du nicht geblieben, bis sie mit dir ritten?‘
‚Ich wollte es; aber dann hätten wir auf die Beute verzichten müssen, weil der Deutsche die Weißen vor den Aripones warnen will.‘
‚Teufel! Das soll er bleiben lassen!‘
‚Darum wollte er so schnell aufbrechen, und dann wird er seine Pferde angestrengt haben, und darum bin ich schleunigst noch vor ihm fortgeritten. Wir haben unsere Pferde totgejagt.‘
‚Das ist recht! Also er glaubt, daß die Weißen von den Aripones überfallen werden sollen?‘
‚Ja.‘
‚Er weiß aber doch nicht etwa, daß ich es mit euch halte?‘
‚O nein. Er will eben kommen, um sie zu warnen.‘
‚Ah so! Das mag er immerhin tun, wenn er nur nicht zu zeitig kommt.‘
‚Gerade das befürchte ich. Er kann in jedem Augenblick hier eintreffen.‘
‚Verflucht! Eigentlich könnte ihn der Teufel holen; aber da ich ihn sehr notwendig brauche, so mag er ihn noch leben lassen. Also er kann in jedem Augenblick hier sein? Hm! Und ich soll bis des Nachts oder noch länger auf euch warten? Das geht nicht. Ist der Mann da, so ist nichts mehr zu tun. Ich muß also handeln, noch ehe er kommt. Ja, wenn man wüßte, ob er gleich hier diese Stelle findet. Es sind mehrere Ansiedlungen hier. Vielleicht sucht er uns von einer zur andern.‘
‚Gewiß, Señor. Ich habe ja auch nicht nötig gehabt, zu suchen. Ihre Wagenspuren sind so deutlich, daß sie selbst ein Blinder mit dem Fuß entdecken würde.‘
‚Das ist wahr. Er findet die Spur und kommt dann direkt hierher. Lasse ich es soweit kommen, so ist alles verloren. Aber da kommt mir ein Gedanke. Will er weiter als bis hierher zu den Ansiedlungen?‘
‚Nein. Er will hierher, um Sie zu finden.‘
‚Gut. So locke ich die Männer auf die Krokodilinsel, und dann fahren wir weiter nach einem Ort, an welchem ich mit euch zusammentreffe und euch den Raub samt den Weibern und Kindern übergebe. Dann kehre ich nach hier zurück und warte auf den Deutschen. Kommt er, so sage ich ihm, daß die Karawane mich abgelohnt habe und weitergefahren sei.‘
‚Wird er das glauben?‘
‚Ganz gewiß. Ich werde ihm die Sache derart darstellen, daß er keinen Zweifel haben kann.‘
‚Aber dann leben doch die zwanzig Männer auf der Krokodilinsel noch!‘
‚Was schadet das?‘
‚Sie können ihnen ihr Geld doch erst dann abnehmen, wenn sie tot sind!‘
‚Ich werde ihnen etwas weismachen, daß sie gar nichts Wertvolles einstecken. Sie mögen dann, wenn wir fort
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