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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lächerliche Lage. Draußen stand der Beduine, welcher nicht schreiben und wohl auch kaum lesen konnte, und ich mußte oder sollte vielleicht nachschreiben, was er mir vorsagte. Er stellte Bedingungen, welche gar nicht zu erfüllen waren. Seine Absicht ging darauf hinaus, von der Auszahlung des Blutpreises loszukommen und die Freiheit der vierzehn gefangenen Ayuns zu erhalten, ohne aber verbunden zu sein, uns das Leben zu schenken.
    Ich schrieb, um ihn nicht belügen zu müssen, alles nach, auf die eine Seite des Blattes, welches ich aus dem Notizbuch gerissen hatte. Während der Pausen aber, in denen er sich besann, teilte ich auf der anderen Seite dem Herrn der Heerscharen das Geschehene mit und bat ihn, sich gar nicht um uns zu bekümmern, da wir schon in der nächsten Nacht wieder frei und auf dem Weg nach Hammamet sein würden.
    „Nun, bist du fertig?“ fragte er dann.
    „Ja.“
    „So gib den Brief heraus!“
    Ich schob das Blatt durch die Lücke, durch die ich vorhin geblickt hatte. Es entstand eine Pause. Er sah es an, und sagte dann in einem Ton, dem man die Verwunderung anhörte:
    „Was ist denn das? Das kann man ja gar nicht lesen!“
    „Der Herr der Heerscharen kann es ganz gut lesen“, antwortete ich. Ich hatte nämlich deutsch geschrieben und auch das Diktat in deutsche Sprache übersetzt. Er schien das Blatt anderen zu zeigen, denn ich hörte wieder flüstern, und es dauerte längere Zeit, ehe er mich fragte:
    „Was ist denn das? Das sind ja ganz fremde Schriftzüge!“
    „Es ist die Schrift, welche in meiner Heimat gebräuchlich ist.“
    „Aber kann denn der Herr der Heerscharen die fremde Schrift lesen?“
    „Ja.“
    „Gut! Wenn er es nicht lesen kann, ist es dein eigener Schaden. Seine Boten mögen es ihm bringen; sie mögen ihm auch sagen, wohin er seine Antwort zu senden hat, denn wir bleiben hier nicht halten, sondern ziehen morgen weiter. Bis ich seine Antwort habe, werdet ihr weder zu essen noch zu trinken bekommen, damit eure Sehnsucht nach ihm um so größer werde.“
    Er entfernte sich mit denen, die bei ihm gestanden hatten, und nun schob ich mich wie ein Schornsteinfeger so hoch wie möglich in der Spalte in die Höhe, um einmal hinauszublicken.
    Da, wo der vorliegende Stein oben zu Ende ging, war der Spalt kaum einen Fuß breit, doch bemerkte ich gerade dort einen kleinen Riß in dem Gestein. Ich fuhr mit dem Messer in denselben und brach das Stück heraus. Nun konnte ich den Kopf gerade so weit vorschieben, daß ich hinaus- und an dem Stein hinunterblicken konnte.
    Es stand kein Posten draußen. Man hielt den schweren Stein für einen mehr als hinreichenden Wächter, ein Umstand, über den wir uns nur freuen durften. Ich konnte die ganze Breite des Tales überblicken, und auch nach links hinauf- und nach rechts im Wadi hinabsehen. Es waren weit mehr Menschen da, als wo wir gekommen waren. Jedenfalls hatten sie sich bei unserer Ankunft versteckt gehalten, um uns so vertrauensselig wie möglich zu machen. Der Scheik stand links bei den Boten Krüger-Beis. Ich sah, daß er ihnen den Brief gab; dann stiegen sie auf ihre Tiere und ritten davon. Ob sich das, was ich geschrieben hatte, nämlich meine Hoffnung, noch in der folgenden Nacht frei zu sein, auch erfüllen würde?
    Nie vergeht die Zeit schneller als dann, wenn man sie am nötigsten hat. Die Sonne hatte sich schon hinter dem hohen, westlichen Ufer des Wadi niedergesenkt, und bald hörten wir draußen das Gebet der Dämmerung erschallen. Dann kam das Abendgebet. Der Mond ging auf, doch drang sein Schein nicht in unser schönes ‚Haus des Besuchs‘. Ich kletterte wieder empor und sah hinaus. Kein Feuer brannte, denn der Mond leuchtete hell genug. Am Stein stand noch immer keine Wache. Man vertraute vollständig seinem schweren Gewicht. Wir arbeiteten und gruben im Dunkeln. Da wir nichts sehen konnten, mußten wir uns ganz allein auf den Tastsinn verlassen. Winnetou machte den Vormann. Er scharrte den Sand los und warf ihn dann dem hinter ihm in der Grube stehenden Emery zu, welcher ihn wieder mir zuschob, der ich ihn hinauf auf den Fußboden der Spalte zu werfen hatte. Denn wir standen jetzt viel tiefer, als der letztere lag. Das Loch führte zwei Ellen gerade abwärts, und dann wenigstens drei Ellen waagerecht weiter. Winnetou befand sich jedenfalls schon unter dem Stein und hatte dann, um das Freie zu erreichen, wieder aufwärts zu graben. Es war gegen Mitternacht; in einer Stunde konnten wir fertig sein.
    Da hörte ich

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