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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Lasso hin, welcher an der Deichsel und an dem Bauchgurt befestigt wurde.
    Die Vorbereitungen wurden schnell getroffen, und bald stand der Wagen mit acht Pferden bereit zur Fahrt. Emery kam zu mir und sagte in ungewöhnlich ernstem Ton:
    „Konnte sich kein anderer auf den Bock setzen? Mußt gerade du dich den feindlichen Kugeln bieten?“
    „Wahrscheinlich wird nicht viel geschossen werden“, antwortete ich, „und es trifft, wie du weißt, nicht jede Kugel. Aber ich will nicht leichtsinnig sein. Ich könnte doch eine Kugel bekommen oder stürzen oder sonstwie verletzt oder gar von den Pferden fortgerissen werden. Da gilt es, unser Geld in Sicherheit zu bringen. Willst du die Brieftasche aufbewahren, bis ich wiederkomme?“
    „Gern, wenn du es wünschest. Wann aber denkst du, daß du wiederkommst?“
    „Ich denke, daß in vier Stunden alles entschieden sein wird. Kann ich dann aus irgendeinem Grund nicht zurückkehren, so werde ich dir wenigstens einen Boten senden.“
    „Tue das, Charley! Ich werde die Ankunft desselben mit der größten Spannung erwarten.“
    „Und laß dir Melton nochmals an das Herz gelegt sein. Mag geschehen, was nur immer geschehe, er darf nicht wieder loskommen. Jage ihm lieber eine Kugel in den Kopf, als daß du ihn entwischen läßt!“
    „Hab' keine Sorge! Dunker läßt ihn keinen Augenblick aus der Beobachtung. Der schneidet sich eher die rechte Hand ab, als daß er ihn entfliehen läßt. Um eins bitte ich dich, wenn du es mir nicht übel nimmst!“
    „Was?“
    „Wage nicht zu viel, alter, lieber Charley! Du weißt, es gibt Leute in dieser Gegend, die lieber selbst dem leibhaftigen Tod entgegenblicken als dir in die erstarrten Augen sehen möchten. Versprich mir das, he, ja?“
    Wahrhaftig, dem braven Englishman standen die Tränen im Auge, so sehr hing er an mir! Er stellte sich die Gefahr, welcher ich entgegenging, viel größer vor, als sie war. Ich reichte ihm gerührt die Hand und antwortete:
    „Hab' Dank, guter Emery, für deine Sorge! Du darfst versichert sein, daß ich mich nicht blind ins Verderben stürze. Es gibt noch andere Leute, welche auch wünschen, daß ich noch lange lebe. Denke daran, daß ich Eltern daheim habe, die ich bald wiedersehen will! Freilich, dem Mutigen lacht der Erfolg, und wenn ich ihn durch ein kleines Wagnis leichter und schneller erringen kann als sonst, so stehe ich nicht gern hintenan. Hier ist die Brieftasche mit dem Geld; komm mit hinter den Wagen, damit niemand sieht, daß du sie einsteckst!“
    Als wir miteinander fertig waren, kam auch noch Martha und sagte:
    „Es gibt so auffällige Vorbereitungen, und ich höre hier und da ein Wort, aus dem ich schließe, daß Sie beabsichtigen, sich in eine Gefahr zu stürzen. Bitte dringend, mir zu sagen, ob dies wirklich so ist!“
    „Es ist nicht so“, antwortete ich. „Ich unternehme mit Ihrem Wagen eine Fahrt nach der ‚Platte des Cañons‘; das ist alles.“
    „Nach der Platte, auf welcher der Kampf stattfinden soll! Also wohl gar eine Fahrt in den Tod?“
    Ihre Augen hatten sich erweitert und waren mit einem großen, ängstlich starren Blick auf mich gerichtet.
    „In den Tod?“ lachte ich heiter auf. „Das lassen Sie sich von einer Befürchtung sagen, welche gar keinen Grund hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich die sehr ungefährliche Rolle eines Friedensvermittlers auf mich zu nehmen haben.“
    „So gehen Sie mit Gott! Es bleibt hier jemand zurück, dessen beste Wünsche Sie begleiten.“
    Noch war ich damit beschäftigt, zur Anfeuerung der Pferde aus Riemen und dem mehrfach zusammengelegten Lasso, welcher den elastischen Stiel bilden sollte, einen Kantschu zusammenzusetzen, da schickte Jonathan Melton zu mir, um mir zu sagen, daß er notwendig mit mir zu sprechen habe. Als ich zu ihm kam und ihn nach seinem Begehr fragte, antwortete er, mich finster anblickend:
    „Ich sehe, daß Ihr fort wollt. Wohl in den Kampf?“
    „Ja.“
    „Habt Ihr das Geld eingesteckt?“
    „Warum fragt Ihr?“
    „Weil Ihr es nicht der Vernichtung aussetzen dürft!“
    „Wenn ich es bei mir habe, wird es nicht vernichtet.“
    „Doch! Ich sage Euch, daß Ihr nicht zurückkehren werdet. Ihr geht dem sicheren Tod entgegen. Aber wenn Ihr versprecht, mich frei zu lassen, werde ich Euch retten, indem ich Euch den Plan der Mogollons verrate.“
    „So! Also Eure Freunde und Bundesgenossen wollt Ihr verraten! Das sieht Euch ähnlich, wird Euch aber nichts nützen, denn ich kenne den Plan schon

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