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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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alte Überlandpostkutsche treten. Ist das nicht Taktik?“
    „Sprichst du im Ernst? Willst du sie etwa als Kanone gebrauchen? Dann bin ich neugierig, womit du sie laden wirst!“
    „Nicht als Kanone, sondern als Sturmbock.“
    „Sturmbock? Das ist ja eine ganz und gar mittelalterliche Maschine!“
    „Die ich aber in die Neuzeit übersetze, denn mein Sturmbock wird lebendig und nicht von totem Holz und Eisen sein.“
    „Begreife ich nicht!“
    „Und ist doch so ungeheuer einfach! Du siehst doch ein, daß wir den Wagen mitnehmen müssen?“
    „Nein, das sehe ich vielmehr ganz und gar nicht ein. Wie wollt ihr euch frei bewegen können, wenn ihr den alten Kasten mit euch schleppt!“
    „So höre! Wir dürfen den Mogollons, wenn sie in den Hohlweg eingedrungen sind, keine Zeit und auch keinen Raum lassen, umzukehren. Wir müssen uns also hart hinter ihnen befinden; das ist aber gefährlich, weil sie sich umdrehen und auf uns werfen können. Da dient uns denn die Kutsche als Maske. Wenn diese hinter den Mogollons erscheint, werden die letzteren uns für ihre eigenen Krieger halten.“
    „Ah, richtig! Fein ausgedacht! Aber die Sache hat einen Haken. Bei der Kutsche waren zehn Krieger; du aber kommst mit siebzig; das muß doch verdächtig erscheinen.“
    „O nein. Du hast die fünfzig vergessen, die bei Melton waren und hier gefangenliegen. Man wird denken, daß es diese sind.“
    „Richtig, richtig! Die fünfzig haben die zehn mit der Kutsche hier getroffen und sich mit ihnen vereinigt. Da beträgt der Unterschied nur zehn, was wohl nicht auffallen wird. Und dann? Was geschieht dann?“
    „Das wirst du sofort hören.“
    Ich rief den Unterhäuptling zu mir und bat ihn:
    „Rufe deine Leute zusammen und sage ihnen, daß ich sechs gute Reiter brauche, welche sich mit mir zu einem gefährlichen Unternehmen freiwillig vereinigen sollen!“
    Er folgte der Aufforderung und da meldeten sich denn nicht mehr und nicht weniger als – alle. Nun erklärte ich ihm und den Seinen, so daß sie alle es hörten:
    „Wir müssen den Mogollons mit dem Wagen folgen, so daß sie uns für die Ihrigen halten und wir gleich nach ihnen in den Hohlweg eindringen können. Wenn sie die Platte oben erreicht haben und da sehen, daß sie eure tapferen Brüder in einer unangreifbaren Stellung vor sich haben, werden sie umkehren wollen. Das müssen wir verhüten. Ich will ihnen durch den Wagen den Rückweg versperren. Um den steilen Hohlweg hinanzukommen, muß ich wenigstens acht Pferde anspannen. Keiner von euch kann fahren; ich werde mich also selbst auf den Bock setzen, um die hintersten zwei Pferde an der Deichsel zu lenken. Auf jedem der sechs vorderen Pferde soll einer von euch sitzen, um sie anzutreiben. Wenn wir hinter den Mogollons anlangen, werden sie die sechs zunächst für Brüder ihres Stammes halten. Später aber, wenn wir ihnen näher kommen, steht zu befürchten, daß sie uns erkennen und auf uns schießen. Also haben die sechs Reiter vor dem Wagen eine sehr gefährliche Aufgabe zu erfüllen. Darum wünschte ich, daß die Leute sich freiwillig melden möchten. Wer jetzt noch Lust hat, mag seinen rechten Arm erheben!“
    Da flogen alle Arme empor.
    „Du siehst, daß es keinen Feigling unter uns gibt“, sagte der Häuptling mit stolzem Lächeln. „Wenn Old Shatterhand sich vorn auf den Wagen setzt und sein Leben wagt, wird kein einziger dieser Krieger zurückbleiben.“
    „Gut, machen wir es also noch anders! Die sechs Krieger, welche ich haben will, müssen ausgezeichnete Reiter sein, denn es gilt, den Wagen im Galopp den Hohlweg emporzureißen und unter den voranreitenden Mogollons eine möglichst große Verwirrung anzurichten. Ich kenne euch nicht; ihr selbst müßt euch kennen. Sucht mir die sechs besten und sichersten Reiter aus!“
    Das nahm der Unterhäuptling in die Hand. Es war auch nicht leicht, da es galt, keinen zurückzusetzen und keinen zu beleidigen, doch brachte er in kurzer Zeit die sechs zusammen, ohne daß die anderen murrten. Wie ich zu meiner Beruhigung hörte, waren die Stangenpferde noch da, welche den Wagen bis an den ‚Weißen Felsen‘ gezogen hatten. Hätte ich zwei halbwilde Indianerpferde an die Deichsel nehmen müssen, so wäre diese mir ganz sicher abgebrochen worden. Es war auch schon ohnedies anzunehmen, daß die Fahrt eine gefährliche sein werde. Glücklicherweise befand sich das Riemenzeug in leidlichem Zustand. Die sechs Vorderpferde brauchten kein Geschirr; es reichte für jedes ein

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