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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gestoßen; es hatte ein Scharmützel gegeben, bei welchem ein Mogollon und die Squaw ergriffen worden waren; die anderen fünf Gegner hatten das Weite gesucht. Am sonderbarsten kam mir der Umstand vor, daß alle sechs Mogollons mit Flinten bewaffnet gewesen waren. Woher hatten sie die?
    Wir nahmen erst den Gefangenen vor. Er schwieg beharrlich; es war nichts aus ihm herauszubringen. Dann wurde Judith vorgeführt. Sie trat nicht etwa verlegen auf, sondern sah uns frech in die Gesichter.
    „Was haben Sie in der Nähe des Dorfes zu suchen?“ fragte ich sie.
    „Das können Sie sich denken!“ lachte sie mich an.
    „Natürlich Ihren Jonathan?“
    „Ich habe Ihnen gesagt, daß ich zu ihm gehöre!“
    „Sogar sehr gehören Sie zu ihm, sehr! Aber Sie wissen, daß wir auf Ihre Gesellschaft verzichtet haben. Wissen Sie, daß Ihre Begleiter ihr Leben auf das Spiel gesetzt haben, indem sie sich so nahe an die Nijoras wagten?“
    „Das ist mir gleich.“
    „Wo haben die Kerls die Flinten her?“
    „Das brauchen Sie nicht zu wissen.“
    „Sind Sie etwa gekommen, mich noch einmal zu veranlassen, Sie mitzunehmen?“
    „Welche Absicht sollte ich sonst haben?“
    „Melton zu befreien.“
    „Sie meinen, daß wir uns in dieses große Lager wagen wollten? So dumm waren wir nicht.“
    „Des Nachts hätte man es immer wagen können. Ihre eigentliche Absicht aber war eine andere. Sie haben sich auf die Lauer gelegt, um unsere Abreise zu bemerken. Dann wollten Sie uns folgen und uns überfallen. Sie hätten Ihren Jonathan und das Geld bekommen, und nebenbei hätten die Mogollons sich für ihre Niederlage gerächt.“
    „Wunderbar, wie klug Sie sind!“ rief sie lachend aus; aber es war ein erzwungenes Lachen; ich hatte wahrscheinlich das Richtige getroffen.
    „Um so törichter sind Sie. Ihr Leben war und ist ein trauriges, und ebenso traurig wird Ihr Ende sein!“
    „Was geht das Sie an! Mein Leben und mein Ende ist meine Sache, aber nicht die Ihrige!“
    „Doch auch mit die meinige! Wenn Sie sich stets in unsere Wege drängen, besitzen wir gar wohl das Recht, uns um Sie zu bekümmern. Aber wir werden dafür sorgen, daß Sie uns nicht sogleich wieder belästigen können. Der Häuptling der Nijoras, unser Bruder, wird Sie einige Wochen hier gefangen halten; das wird das einzige Ergebnis Ihres jetzigen, unweiblichen Abenteuers sein.“
    Man sah deutlich, daß sie erschrak; sie nahm sich aber zusammen und sagte, jetzt in bittendem Ton:
    „Sie fügen mir damit ein großes Unrecht zu. Ich will Melton nicht befreien, sondern bin nur in der Absicht gekommen, Sie zu bitten, mich mitzunehmen.“
    „Bitten? Mit sechs Begleitern? Und in dieser Weise bewaffnet? Pah! Das machen Sie einem anderen weiß, aber mir doch nicht. Sie bleiben Wochen hier gefangen. Was dann aus Ihnen wird, das mag allerdings Ihre Sache und nicht die unserige sein. Fort mit Ihnen, hinaus! Wir mögen Sie nicht mehr sehen.“
    Sie ging; aber unter dem Eingang drehte sie sich noch einmal um und fragte:
    „Melton soll also wirklich fortgeschafft und bestraft werden?“
    „Ja.“
    „So reisen Sie! Aber Sie werden bald etwas erleben, wenn ich nun auch nicht dabeisein kann!“
    Aus dieser Drohung war mit größter Deutlichkeit zu ersehen, daß wir unterwegs hatten überfallen werden sollen. Noch waren fünf Mogollons da; wir mußten also vorsichtig sein. Es stand zu erwarten, daß sie sich heute abend näher schleichen würden, um das Schicksal ihrer Anführer und ihres Kameraden zu erfahren. Darum zogen wir, sobald es dunkel geworden war, einen Ring von Lauschern, welche sich in das hohe Gras legen und dort unbeweglich halten mußten, um das Dorf. Das hatte Erfolg. Vier Mogollons wurden erwischt; der fünfte entkam.
    Nun konnten wir am anderen Morgen unsere Reise ohne Sorge antreten. Wir wurden von einer Schar Nijoras mehrere Stunden weit begleitet und waren von da unsere eigenen Herren. Die Sänfte Marthas wurde von Pferden getragen; die Nijoras hatten dafür gesorgt, daß wir alle gut beritten waren, und so legten wir ganz stattliche Tagesmärsche zurück. Wir vermieden die Gegend des ‚Schlangenberges‘ und den Flujo blanco mit dem Pueblo, welches wir auf dem Herwege erobert hatten. Von da an aber lenkten wir genau dahin ein, woher wir gekommen waren.
    Hatte Jonathan Melton Hoffnung gehabt, befreit zu werden, so schien sie von Tag zu Tag mehr zu schwinden. Wir sorgten dafür, daß er kein Wort mit seinem Vater sprechen konnte. Dieser befand sich in einem

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