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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatte die Überzeugung gehegt, daß meine Briefe an die richtige Adresse gekommen seien, und mußte nun das Gegenteil davon hören. Die Halunken hatten ihren Plan ausgeführt. Vielleicht war alle unsere Mühe, waren alle die Wagnisse, welche wir unternommen hatten, vergeblich gewesen!
    Als der Anwalt den beabsichtigten Befehl gegeben hatte, setzte er sich mir gegenüber nieder und winkte mir mit der Hand, zu beginnen. Sein Gesicht war noch immer blaß wie vorher; ich sah, daß seine Lippen zitterten; es gelang ihm nur schwer, äußerlich ruhig zu erscheinen. Der Mann, dessen Ehre auf dem Spiel stand, tat mir leid. Seine persönliche Ehre, des war ich überzeugt, konnte nicht angegriffen werden; aber in seinem Office war eine Fälschung vorgekommen; er hatte sich von einem raffinierten Schwindler betrügen lassen; es handelte sich dabei um ein großes Vermögen – wenn die Tatsachen an die Öffentlichkeit gelangten, so war er vernichtet.
    Ich war überzeugt, daß Thomas und Jonathan Melton nicht allein gehandelt, sondern auch Harry Meltons Hilfe in Anspruch genommen hatten. Darum mußte sich mein Bericht auch auf letzteren erstrecken. Ich erzählte also alles, was ich von den drei Personen wußte, was ich mit ihnen und gegen sie erlebt hatte. Die Erzählung dauerte natürlich sehr lange, und doch unterbrach der Anwalt sie mit keinem Ausruf. Selbst als ich geendet hatte, saß er noch eine Zeitlang schweigend da, indem er den Blick starr in die Ecke gerichtet hielt. Dann stand er von seinem Stuhl auf, ging einigemal im Zimmer hin und her, blieb schließlich vor mir stehen und fragte:
    „Sir, alles, was ich jetzt gehört habe, ist wahr, ist die reine Wahrheit?“
    „Ja.“
    „Verzeiht die Frage! Ich sehe ein, ja ich muß einsehen, daß sie überflüssig ist; aber es klingt das alles so unmöglich, und für mich handelt es sich dabei um mehr, als Ihr vielleicht denkt.“
    „Um was es sich für Euch handelt, kann ich mir denken – um Euern Ruf, Eure Zukunft, vielleicht auch Euer Vermögen.“
    „Natürlich auch um das letztere. Wenn es sich herausstellt, daß Ihr Euch nicht irrt, werde ich, selbst wenn mich niemand dazu zwingen könnte, mit allem, was ich besitze, für den Verlust eintreten, welchen die richtigen Erben dadurch, daß ich mich habe täuschen lassen, erleiden. Und leider bin ich der Überzeugung, daß alles, was ich dem Betrüger übergeben habe, verloren ist.“
    „Ich möchte das jetzt noch nicht als Tatsache hinstellen. Man kann ihn noch erwischen.“
    „Schwerlich! Er ist über die See und wird sich gewiß an einem Ort verstecken, von dem er weiß, daß er ihm Sicherheit gewährt.“
    „Hatte sich nicht auch sein Vater versteckt? Und haben wir diesen nicht in Tunis gefunden? Ich denke, daß der Sohn keinen Vorzug vor dem Vater haben wird. Die eigentliche Schwierigkeit liegt darin, daß die drei Halunken die Beute teilen werden. Selbst wenn wir den einen erwischen, gehen die beiden anderen Teile verloren.“
    „So meint Ihr also, daß Harry Melton auch jetzt die Hand im Spiel gehabt hat?“
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „In welcher Weise sollte er geholfen haben?“
    „Hm! Wie hieß der Schreiber, welcher mir die beiden Antworten geschrieben und Eure Unterschriften gefälscht hat?“
    „Hudson.“
    „Wie lange ist er schon bei Euch?“
    „Ein und ein halbes Jahr.“
    „Ich vermute, daß er sich nicht mehr in Eurem Office befindet.“
    „Ich erwarte seine Heimkehr übermorgen. Er wurde telegraphisch von dem Tod seines Bruders benachrichtigt und erbat sich zwei Wochen Urlaub, um beim Begräbnis desselben zu sein und dann die Kinder des Verstorbenen unterbringen zu können.“
    „Wo soll der Bruder gelebt haben und gestorben sein?“
    „Droben in St. Louis.“
    „So können wir getrost bis auf weiteres annehmen, daß er diese Richtung nicht eingeschlagen hat. Wie seid Ihr mit ihm bekannt geworden?“
    „Durch die schriftlichen Empfehlungen, welche er besaß. Ich stellte ihn zunächst als gewöhnlichen Schreiber an, obgleich er bedeutend älter war als Leute, denen man sonst einen solchen Posten anweist, doch schon nach kurzer Zeit erwies er sich so brauchbar, daß ich ihm immer mehr und mehr anvertraute. Er lebte außerordentlich zurückgezogen, war sehr fleißig und pünktlich und schien in seinen Mußestunden zu studieren, denn ich bemerkte gar wohl, daß seine Kenntnisse sich vermehrten. Es gab Fächer, in denen ich meine Klienten getrost an ihn weisen konnte; ich war

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