42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)
los ist.“ - „Nun ...“ - das Hupen hört endlich auf - „Wir wollten den Dürer doch in die kleine Kammer im Südbereich hängen.“ - „Wollten wir.“ - „Der Sicherheitschef meint, das wäre zu gefährlich, da dieser Raum der einzige sei, der nur über eine Kamera verfüge, außerdem könnte man - wir wollen jetzt nicht den Teufel an die Wand malen, aber die Verbrecher werden immer gerissener – das Fenster mit einer Leiter erreichen.“ - „Mit einer Leiter? Da müsste man erst eine zwanzig Meter hohe Wand überwinden.“ - „Schon, aber ...“ - „Es müssten Profibergsteiger sein. Und diese Profibergsteiger müssten erst mal in den oberen Trakt des Museums kommen – unbemerkt.“ - „Michaela ...“ - Ich raufe mir das Haar mit der Linken, möchte losschreien, darf es aber nicht. „Holger“, sage ich. „Bitte. Lasst meinen Dürer in der kleinen Kammer.“ - „Ausgeschlossen.“ - „Ausgeschlossen?“ - „Tut mir leid. Finde bitte einen neuen Platz.“ - „Mach ich“, sage ich. „Schönen Abend!“ Ich beende das Gespräch, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu verabschieden. Ich bin bekannt dafür, dünnhäutig zu sein, explosiv manchmal, schlecht gelaunt. Aber das sind nur extreme Momente, seltene Momente. Vor zwei Tagen hörte ich, wie der Kleine von der Überwachung zu dem Dicken vom Hausmeisterdienst sagte, die Struck gehöre wieder mal so richtig durchgefickt, damit sie bessere Laune habe. Es ist ordinär formuliert (und eine Unverschämtheit!), aber der Kleine hat Recht: Ich brauche einen Mann. Er hat nicht Recht, wenn er glaubt, ich hätte dann bessere Laune. Wenn ich guten Sex habe, steh ich noch mehr unter Strom, im positiven wie im negativen Sinn.
***
Nach Mitternacht klingelt mein Handy, das ich nur wegen Chantal (meine Tochter, deren Name mein Ex-Mann ausgesucht hat) nicht abschalte. „Ist was passiert, Chantal?“ - „Sie haben Recht, Michaela. Wir lassen den Dürer, wo er war.“ - „Holger ...“, sage ich. - „Hab ich Sie geweckt?“ - „Macht nichts“, sage ich, aber nur, weil ich den Dürer in der verdammten kleinen Kammer lassen darf. - „Dann schlafen Sie gut, Michaela!“ - „Gute Nacht, Holger! Und danke!“ - Ich drehe mich zur Seite, lege das Handy auf das Nachtkästchen und fange an, langsam bis 100 zu zählen. Mit jeder Sekunde werde ich älter. Werde ich verzweifelte. Meint jedenfalls Gerlinde, aber Gerlinde ist böse auf's Blut. Und dafür liebe ich sie. Ich bin nicht verzweifelt, ich bin nur manchmal traurig. Ich bin nicht hässlich. Ich bin auch nicht schön. Ich bin irgendwas dazwischen, je nachdem, wie ich mich grad fühle – oder wieviel die Kerle gerade getrunken haben. Die Männer, die mich ansprechen, gefallen mir selten, dafür waren meine früheren Männer (ein Ex-Mann, drei längere Beziehungen) gutaussehend, vielleicht habe ich sie auch deshalb verloren. Ich kann Männer aufreißen, ich bin nicht schüchtern, nicht dumm, aber in letzter Zeit treffe ich keine Kerle mehr, die mich interessieren. Sechs Jahre ohne eine Beziehung, die länger als drei Wochen geht! Bin ich im falschen Land? In der falschen Stadt? Hab ich den falschen Job? Was läuft falsch?
Gerlinde meint, Chantal hätte wahrscheinlich an einem Wochenende mehr Orgasmen als sie, Julia und ich in einem ganzen Jahr. Ich war empört, hab mich ordentlich gezofft, denn keiner darf so über meine Tochter reden, sie ist 16, ja, sie mag wechselnde „Beziehungen“ haben (ich weigere mich, „Sexualpartner“ zu sagen, auch wenn es das Wort eher treffen würde), aber ich hoffe, dass sie nicht mit allen Typen, mit denen sie antanzt, in die Kiste steigt. Da sie aber bei meinem Ex-Mann lebt, kann ich das nicht überprüfen. (und verdammt ja, ich WÜRDE es ÜBERPRÜFEN, sie ist schließlich 16, sie ist noch ein KIND, egal, was sie selbst glaubt oder mein Ex-Mann labert)
Ich denke an Weihnachten und wie sehr ich meine Eltern vermisse, die vor drei Jahren bei einem Autounfall in Tirol tödlich verunglückt sind. Bis zu diesem Jahr war ich immer bei ihnen, zuletzt alleine, davor stets mit meinem Ex und natürlich Chantal. Gerlinde hat schon angekündigt, bei mir vorbeizuschauen, sollte ich niemanden haben, aber Gerlinde an Weihnachten? Ihre Boshaftigkeit ist okay, weil Gerlindes böse Scherze mich zum Lachen bringen und ich die Verrückte gern hab, aber Weihnachten ist für mich etwas Besinnliches, Ruhiges, etwas für's Herz (seufz). Ich hab auch immer einen kleinen Weihnachtsbaum,
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