42, weiblich, Single ... sucht jungen Lover (Renée Corrillas Erotikreihe) (German Edition)
und frage die Sekretärin, ob sie sie im Zimmer haben wolle.
Am Nachmittag überprüfe ich mit eigenen Augen, inwieweit der berühmte Dürer in der kleinen Kammer einer Gefahr ausgesetzt sein könnte. Das Museum, das sich in einem ehemaligen Klostergebäude im Osten des Stadtzentrums befindet, ist beinahe geschützt wie eine Burg. Die hohen Mauern sind im Grunde unbezwingbar, jedoch kommt man bis 20 Uhr in den Innenhof, von dort aber wiederum unmöglich zu dem Platz, von dem aus man das Fenster des Raums, in dem der Dürer hängen wird, hochsteigen könnte.
Gerlinde ruft mich an, obwohl sie weiß, dass ich das während der Arbeitszeit nicht mag. Man habe mich gesehen. Mit einem fremden Mann. In der Stadt. „So fremd ist der nicht“, sage ich und beiße mir auf die Zunge. Weiß Gerlinde davon, weiß es die ganze Stadt. Und ihre ganze Facebook-Community. Aber was soll's. Als ich ihr den Namen nennen, ist sie baff. - „Ich glaub das nicht“, sagt sie. „Clemens Müller?! Der ist doch viel zu jung für dich! Der ist doch noch ein Kind!“ - „Er ist 24.“ - „Und du bist 42.“ - „Und? Du sagst doch immer, ich seh mindestens acht Jahre jünger aus.“ - „Dann sind es immer noch 10 Jahre.“ - „Gerlinde, die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur alte Säcke dürfen nach jungen Frauen fischen. Auch wir alte Schachteln dürfen junge Kerle suchen.“ - „Aber so jung! Und noch der Sohn vom Bürgermeister! Das ist ein ganz übler Cassanova.“ - „So? Und warum lieben alle Cassanova, obwohl sie wissen, dass er Cassanova ist?“ - „Das versteh ich auch nicht, Michi!“ - „Weil er gut im Bett ist.“ - „MICHI!“ - Wir lachen beide, wir lachen laut, der Kleine von der Überwachung kommt vorbei, ein Funkgerät in seiner rechten Hand, sieht mich finster an. Im Schlepptau hat er drei Arbeiter, die eine Vitrine tragen, der Dicke vom Hausmeisterdienst hilft nicht, er gibt nur Anweisungen. „Ich glaube, ich sterbe, ohne jemals wieder Sex gehabt zu haben“, sage ich. - „Nimm dir nen Callboy! So wie ich!“ - „Du nimmst dir nen Callboy?“ - „Klar! Zweimal im Monat.“ - „Kannst du dir das leisten?“ - „Wenn ich jeden zweiten Monat nen neuen Vibrator brauche, ist das auch nicht günstiger.“ - „Gerlinde, Gerlinde ... warum hast Du mir nie davon erzählt?“ - „Du bist doch so leicht zu schocken.“ - „Findest du?“ - „Finde ich.“ - Ich gehe die Stiege hoch zum Innenhof, sehe wie Holger rotiert, verzweifelt versucht, die drei Arbeiter einzuweisen, aber sie schaffen es nicht, die Vitrine durch das zweite Tor zu tragen. Sie stellen sie ab. Eine Gruppe Besucher spaziert an mir vorbei. Im Innenhof steht ein Christbaum, ein prächtiges Exemplar, eine hohe, breite Fichte, schade, dass der Baum sterben musste, nach Neujahr wird er sowieso wieder rausgeschmissen. Ich war ja dafür, die Tanne auf der Nordseite zu schmücken, aber Holger meinte, dort würde er nur von jedem zweiten Besucher gesehen werden - und Holger will immer nur das Maximum. Gerlinde redet immer noch, redet von allem möglichen, aber ich höre gar nicht mehr zu. Ich stelle mir vor, dass Clemens mich im Büro nimmt, wo's warm ist und gemütlich, dass er mich richtig gut vögelt, in der Mittagspause, wenn alle Angestellten (bis auf die Leute von der Überwachung) im Restaurant sind. Ich seufze. Ich fühle, dass ich feucht bin. Ich muss vorsichtig sein. Männer, die mich feucht machen, haben mich zu oft aufs Kreuz gelegt.
***
Meine Tochter hat einen neuen Freund. Sie schickt mir ein Foto auf mein I-Phone. ... Moment. Hatten wir das nicht schon mal? Hatten wir. Okay. Neuer Freund. Neues Foto. Und auch dieses Mal schaue ich es mir nicht an. Ich setze mich in die Badewanne (meine Sünde, ich bade zu oft, ich verbrauche dabei viel Wasser, viel Strom, aber es ist eine meiner wenigen Ökosünden, die ich mir erlaube), genehmige mir ein Schaumbad, und ich gebe zu, ich habe den Raum mit Kerzen ausgestattet, so, wie man das oft im Fernsehen sieht. Ich hab auch Musik, kein Liszt, nein, Ne-Yo, Chantal liebt ihn, hat ihn rauf- und runtergespielt, als sie im Sommer bei mir war, und hat mich damit infiziert. Ich höre „Miss Right“ und frage mich, ob ich jemals Mister Right begegnen werde. Ich betrachte meinen Körper, ich mag meine Brüste, sie sind etwas zu groß vielleicht, aber immer noch schön, im Sommer starren die Männer drauf, und sogar Chantal beschwerte sich, dass sie offenbar nicht meine Größe vererbt bekam. Ich habe
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