43 Gruende, warum es AUS ist
Streichholzschachtel lag in deinem Nacken.
Die zweite Nacht war die, nachdem ich meine Jungfräulichkeit verloren hatte, nachdem du mich abgesetzt und ich nachmittags stundenlang nur müde und ruhelos auf meinem Bett gelegen und ins Leere gestarrt hatte â da waren wieder sieben oder acht Streichhölzer fällig. Die dritte Nacht, das war, nachdem es aus war mit uns, und das wäre eine Million Streichhölzer wert gewesen, aber es waren dann doch nicht mehr als die, die mir noch geblieben waren. In der Nacht fühlte es sich so an, als würden die Hölzchen, wenn ich sie vom Dach hinunterschnipste, alles in Brand setzen, als würden die Funken der Streichholzköpfchen die Welt in Flammen aufgehen lassen und all die vielen Menschen darin mit gebrochenem Herzen. Alles sollte in Rauch aufgehen, du solltest in Rauch aufgehen. In einem Film würde das allerdings nicht funktionieren, zu viele Effekte, zu viel Show für jemanden, der sich so klein und elend fühlte wie ich. Also schneiden, rausnehmen aus dem Film, auch wenn ich mir die Szene noch so oft als Daily ansehe. Aber ich will es immer noch, Ed, ich will das, was gar nicht möglich ist, und deswegen ist es aus.
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Direkt gegenüber von Majakowskis Traum , gerade mal einen Katzensprung entfernt, versteckten wir uns in einem Laden, dem A-Post Novelties , spähten durch die Regale mit was weià ich allem und warteten und warteten darauf, dass Lottie Carson endlich ihren glamourösen Zwischenstopp beendete und wir ihr nach Hause folgen konnten. Vermutlich dachten wir, wir könnten schlecht die ganze Zeit auf der StraÃe rumhängen, wieso hätten wir sonst in diesen Laden gehen sollen mit den ewig mürrischen Zwillingshexen, die ihn betreiben, und all dem Quatsch, den sie verkaufen, teurem Glitzerkram, den Leute anderen Leuten zum Geburtstag kaufen, wenn sie die nicht gut genug kennen, um das zu finden und ihnen zu schenken, was sie sich wirklich wünschen. Von allem, was du mir geschenkt hast, Ed, ist die Kamera das Einzige aus diesem Laden â immerhin. Ich schlenderte also zwischen Aufziehtieren und angestaubten Glückwunschkarten herum, während du dich unter den Mobiles wegducktest, die sie da hängen haben, bis du endlich sagtest, was dir schon die ganze Zeit durch den Kopf ging.
»Ich kenne sonst kein Mädchen wie dich.«
»Wie?«
»Ich habe gesagt, ich kenne sonst kein â«
»Was heiÃt das â wie mich?«
Du hast geseufzt und gelächelt und mit den Schultern gezuckt und wieder gelächelt. Das Mobile bestand aus glitzernden Sternen und Kometen, die um deinen Kopf kreisten, so als wärst du eine Comicfigur und ich hätte dich gerade k.o. geschlagen. »Du bist mehr so der künstlerisch angehauchte Typ«, war dein erster Vorschlag.
Ich baute mich direkt vor dir auf. »Der künstlerisch angehauchte Typ â ich doch nicht!«, sagte ich. »Jean Sabinger vielleicht, Colleen Pale auch.«
»Die sind doch Freaks«, sagtest du. »Warte mal â sind das etwa Freundinnen von dir?«
»Wären sie dann keine Freaks?«
»Dann täte es mir leid, wollte ich sagen, mehr nicht. Vielleicht wäre abgehoben der bessere Ausdruck. Neulich abends, da hast du nicht mal gewusst, dass wir das Spiel verloren hatten. Normalerweise weià so was doch jeder, dachte ich.«
»Ich hab nicht mal gewusst, dass es ein Spiel gab.«
»Und dann so ein Film wie der heute.« Du hast den Kopf geschüttelt und auf seltsame Art eingeatmet. »Wenn Trev davon wüsste, er würde denken â ich weià nicht, was er denken würde. Ein typischer Schwulenfilm! Nichts für ungut â ich meine, ich wollte deinen Freund Al nicht beleidigen.«
»Al ist nicht schwul.«
»Der Typ hat Kuchen gebacken!«
»Das war ich.«
»Du? Nichts für ungut, aber der war grässlich.«
»Der Punkt war doch der«, erklärte ich, »er sollte schrecklich schmecken, passend zu einer Bitter-Sixteen-Party, eben nicht süÃ, sondern bitter.«
»Nichts für ungut, aber keiner hat davon gegessen.«
»Hör auf, dauernd nichts für ungut zu sagen nach irgendwelchen beleidigenden Bemerkungen. Das ist kein Freibrief.«
Du hast den Kopf schief gelegt, Ed, wie ein dümmliches Hündchen, das sich fragt, wieso die Zeitung am Boden liegt. Gleichzeitig aber auch irgendwie niedlich. »Bist du jetzt
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