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43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
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so drei Minuten vielleicht.«
    Â»Klar, dann sind wir völlig unverdächtig.«
    Â»Hast du ’ne Uhr? Egal, wir zählen einfach bis zweihundert.«
    Â»Wieso zweihundert?«
    Â»Die Sekunden. Eins, zwei …«
    Â»Min, zweihundert Sekunden sind nicht drei Minuten.«
    Â»Oh Mann!«
    Â»Zweihundert könnte nie das Dreifache von irgendwas sein.«
    Â»Stimmt, du bist ja so ein Mathe-Ass, fällt mir gerade ein.«
    Â»Hör auf!«
    Â»Womit?«
    Â»Hör auf, mich wegen Mathe aufzuziehen.«
    Â»Ich zieh dich gar nicht auf, ich hab mich bloß erinnert. Du hast doch letztes Jahr diesen Preis gewonnen, stimmt’s?«
    Â»Min.«
    Â»Was war das noch mal?«
    Â»Ich hab nicht gewonnen, ich war bloß in der Endrunde. Mit vierundzwanzig anderen.«
    Â»Na ja, aber entscheidend ist doch –«
    Â»Entscheidend ist doch, dass Trevor und die anderen sich dauernd darüber lustig machen.«
    Â»Ich nicht. Wieso sollte man auch? Es ist Mathe, Ed. Nichts wie, was weiß ich, wie wenn du richtig toll stricken könntest. Was nicht heißen soll, dass Stricken –«
    Â»Das ist beides gleich schwul.«
    Â»Was? Sag so was – ich meine, Mathe ist doch nicht schwul !« »Irgendwie schon.«
    Â»War Einstein schwul?«
    Â»Seine Frisur auf jeden Fall.«
    Ich betrachtete erst deine Haare, dann dich. Du lächeltest ein Kaugummi auf dem Bürgersteig an. »Also wirklich«, sagte ich, »wir leben in verschiedenen –«
    Â»Stimmt«, sagtest du. »In deiner sind drei Minuten gleich zweihundert Sekunden.«
    Â»Ah, stimmt ja. Drei. Vier.«
    Â»Lass gut sein, schon vorbei.« Du hieltest meine beiden Hände wie bei irgend so einem Volkstanz und führtest mich im Zickzack über die Straße. Ob zweihundert Sekunden oder einhundertachtzig, dachte ich, wen kümmert das schon?
    Â»Ich hoffe bloß, sie ist es.«
    Â»Weißt du was?«, hast du gesagt. »Ich auch. Aber selbst wenn nicht –«
    Doch kaum waren wir hineingegangen, war klar, dass wir wieder hinausgehen sollten. Nicht nur wegen der mit rotem Samt bespannten Wände. Nicht nur wegen der Lampenschirme aus rotem Stoff, der im Schein der Glühbirne dunkelrosa schimmerte, und auch nicht wegen der kleinen Glasperlen an den Lampenschirmen, die sich im Luftzug der offenen Tür drehten und wie Prismen funkelten. Es lag auch nicht an den geschäftig hin und her laufenden Männern im Frack oder den roten, wie Flaggen gefalteten Stoffservietten, mit einer kleinen, gefalzten Ecke für die Fahnenstange, die auf einem Ecktisch bereitlagen, Flagge auf Flagge auf Flagge auf Flagge, so als wäre ein Krieg vorüber und die gegnerische Partei hätte sich komplett ergeben. Es lag auch nicht an den Tellern mit dem roten Schriftzug Majakowskis Traum über einem Zentaur, der einen Dreizack über dem Kopf hielt und einen Huf erhoben hatte, um uns alle zu bezwingen und zu bedeutungslosem Staub zu zertreten. Es lag auch nicht bloß an uns, daran, dass wir noch Schüler waren, ich ein Junior und du ein Senior, und unsere Kleidung völlig verkehrt war: zu bunt und zu zerknittert und mit zu vielen Reißverschlüssen, zu fleckig und schlampig und peinlich und elastisch und modisch und verzweifelt und lässig und unsicher und angeberisch und verschwitzt und sportlich und einfach verkehrt. Es lag auch nicht daran, dass Lottie Carson nicht von ihrem Platz herüberschaute, an dem sie jemandem zusah, auch nicht daran, dass dieser Jemand ein Kellner war, und auch nicht, dass dieser Kellner eine Flasche mit einer roten Serviette darum hoch über dem Kopf hielt, und es lag auch nicht daran, dass sich in dieser eisgekühlten Flasche, an deren Hals Tropfen glitzerten, Champagner befand. Das alles war es nicht. Es war die Speisekarte, logisch, die auf einem kleinen Podest nah bei der Tür ausgestellt war, und wie gottverdammt viel gottverdammt alles kostete und wie gottverdammt viel Geld uns dazu in unseren gottverdammten Taschen fehlte. Also gingen wir rein und gleich wieder raus, aber nicht bevor du dir eine Schachtel Streichhölzer aus dem ausladenden Cognacschwenker gegriffen und mir in die Hand gedrückt hast, noch ein Geschenk, noch ein Geheimnis, noch eine Gelegenheit, dich vorzubeugen und mich zu küssen. »Keine Ahnung, wieso ich das mache«, sagtest du, und ich habe dich zurückgeküsst, und meine Hand mit der

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