Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

43 Gruende, warum es AUS ist

Titel: 43 Gruende, warum es AUS ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Handler , Maira Kalman
Vom Netzwerk:
Schule, vor deinem Training, wenn du dich schnell umgezogen und deine Teamkollegen verscheucht hast, die schon beim Aufwärmen waren, dann musstest du auch schon los, noch einen Kuss, muss sein, einen noch, okay, jetzt aber wirklich, ich muss gehen, muss muss.
    Und dieses Briefchen war eine Zeitbombe unter der Decke meines normalen Lebens, den ganzen Tag lang tickte es in meiner Jackentasche, wurde wie zwanghaft immer wieder gelesen, dann die ganze Woche lang in meiner Handtasche, bis ich Angst bekam, es könnte zerdrückt oder von irgendwem ausspioniert werden, dann in meiner Schublade, zwischen zwei langweiligen Büchern, wo sie vor den Augen meiner Mutter sicher waren, dann im Karton und gleich vor deiner Tür – rums. Ein Briefchen, wer schreibt denn so ein Briefchen? Wie kamst du dazu, mir ein Briefchen zu schreiben? Die ganze Zeit war dieses Dröhnen in mir, Explosion folgte auf Explosion, die Freude über das, was du mir geschrieben hast, raste durch mein Blut wie zuckende Wurfgeschosse. Ich kann es nicht mehr in meiner Nähe haben und schieße es zu dir zurück, sobald ich es auseinandergefaltet und noch einmal gelesen und noch ein letztes Mal geweint habe. Ich nämlich auch, du Scheißkerl. Selbst jetzt.
    Â 
    Â 
    Â 

 
    Â 
    Wenn ich dieses zerrissene Ding ansehe, muss ich immer daran denken, wie perfide es war, was du damals getan hast, und wie perfide es war, dass ich in dem Moment nichts dabei fand. Jetzt gerade, wo ich dir schreibe, kann ich es nicht aus dem Karton nehmen, sonst sieht Al es noch, und dann käme das Thema wieder hoch, wieder die Tatsache, dass du das Ding mitten durchgerissen hast, wieder die Tatsache, dass ich kein Wort dazu gesagt habe. Du glaubst wahrscheinlich, das hier stammt von dem Abend, als wir zum Ball gegangen sind, aber das stimmt nicht. Du glaubst wahrscheinlich, es sei von allein kaputtgegangen, ohne Grund, wie so viele Plakate für alle möglichen Veranstaltungen, die am Ende vom Regen aufgeweicht sind oder von den Hausmeistern entfernt werden, um Platz für neue zu schaffen, wie die für den Weihnachtsball, die jetzt überall hängen und die Totenköpfe und Fledermäuse und Kürbisgesichter von diesem Poster ersetzen, diese neuen Plakate, für die Jean Sabinger eine total raffinierte Zeichnung gemacht hat, die man auf den ersten Blick für eine Glaskugel hält, die sich aber aus nächster Nähe als Darstellung völlig verzerrter Tänzer wie aus einem Spiegelkabinett entpuppt. In Wahrheit warst du es, du Mistkerl, du hast dich unmöglich aufgeführt und es zerrissen.
    Als ich morgens zur Schule kam, bescheuerterweise noch mit feuchten Haaren und ohne Bio-Hausaufgaben im Rucksack, da saß Al auf einer der Bänke rechts im Hof, vor sich einen gewaltigen orangeroten Stapel Plakate. Jordan und Lauren waren auch da, beide hielten – ich brauchte einen Moment, bis ich kapierte – eine Rolle Klebeband in der Hand.
    Â»O nein«, sagte ich.
    Â»Morgen, Min«, sagte Al.
    Â»O nein, o nein, Al, ich hab’s vergessen.«
    Â»Hab ich doch gleich gesagt«, kommentierte Jordan.
    Â»Ich hab’s völlig verschwitzt, und jetzt muss ich ganz schnell Nancie Blumineck suchen und sie anflehen, dass sie mich Bio abschreiben lässt. Ich kann jetzt nicht. Echt nicht! Außerdem hab ich keinen Tesa.«
    Al zog eine Rolle hervor, er hatte es gewusst, natürlich. »Min, du hast geschworen.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Vor drei Wochen hast du es mir geschworen, bei einem Kaffee, den ich dir spendiert habe, bei Federico’s. Jordan und Lauren waren Zeugen.«
    Â»Stimmt«, sagte Jordan. »Sind wir. Waren wir.«
    Â»Ich habe deine Aussage beglaubigt«, verkündete Lauren feierlich.
    Â»Aber ich kann nicht, Al!«
    Â»Du hast geschworen«, sagte Al. »Bei der Geste, mit der Theodora Sire ihre Zigarette ins Badewasser von diesem Dingsda schmeißt.«
    Â»Tom Burbank. Al –«
    Â»Du hast geschworen, dass du mir hilfst. Als ich erfuhr, dass ich verpflichtet war, im Festausschuss für die große Halloween-Sause mitzuarbeiten, musstest du nicht schwören, an jeder Sitzung teilzunehmen – im Unterschied zu Jordan.«
    Â»Weißt du, wie öde die sind?«, jammerte Jordan. »Ich hab so lange die Augen verdreht, dass sie mir in den Hinterkopf gerutscht sind. Was du siehst, Min, sind künstliche Teile aus Glas in den leeren Höhlen meiner zu

Weitere Kostenlose Bücher