44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens
sich hier befindet, die Gräfin Rosa de Rodriganda sei.“
„Daraus folgt also, daß man ihr das Recht abspricht, ihr Erbe zu beanspruchen?“
„Allerdings. Ich habe gerade in dieser Beziehung auch mit dem spanischen Gesandten in Berlin korrespondiert und Depeschen gewechselt. Er ist gewillt, das möglichste zu tun.“
„Ich bin Ihnen wirklich zu sehr großem Dank verpflichtet.“
„Sie sehen, daß in dieser kurzen Zeit bereits sehr viel geschehen ist. Weiter habe ich mich hier an den Geheimrat Belling gewandt.“
„In Darmstadt?“
„Ja. Er besitzt großen Einfluß bei Hof. Ich habe ihm das nötigste mitgeteilt, und er hat mir versprochen, dahin zu wirken, daß der Großherzog sich für Sie interessiert. Geschieht dies, so haben Sie hier festen Grund gefunden. Ich erwarte stündlich seine Resolution.“
„Dann würde es ja geraten sein, mich ihm einmal vorzustellen.“
„Tun Sie das. Sie haben zunächst die Aufgabe, Ihre Braut zu Ihrer Gemahlin zu machen, und hierbei fällt die Gunst des Hofes bedeutend in die Waagschale. Übrigens kann uns jeder Tag Neues bringen. Ich lebe der schönen Hoffnung, daß alles sich schnell zum besten lenken lassen wird.“
„Halten Sie noch fest an Ihrer früheren Meinung, daß jener spanische Kapitän nur zur See gefangen werden kann?“
„Es ist noch jetzt meine Überzeugung. Sie müssen wissen, wohin er Ihren Freund, jenen Husarenleutnant Alfred de Lautreville, entführt hat. Sie müssen ferner wissen, welche Bewandtnis es mit dem Mann hat, der in Mexiko aufgeladen und als Sklave nach Härrär transportiert wurde. Das alles erfahren Sie nur dann von ihm, wenn Sie sein Meister werden, wenn Sie, Gewalt gegen Gewalt, ihn in Ihre Hände bekommen.“
„So ist es beschlossen, daß ich eine Dampfjacht kaufe und nach dem Kap gehe, um ihn zu verfolgen.“
„Ich rate Ihnen dazu. Vorher aber stellen Sie Ihre hiesige Existenz fest. So, das wäre, was ich Ihnen für heute bringe. Darf man die Damen sehen?“
„Ich bitte darum.“
„Ich möchte sie begrüßen, und wir können ja in ihrer Gegenwart noch weiter über unser Thema verhandeln.“
Man begab sich also nach dem Salon, wo der Hauptmann, Sternau, der Anwalt, Gräfin Rosa und die beiden Damen Sternau bis über die Dunkelstunde hinaus beisammen saßen.
Eben erhob sich der Anwalt, um aufzubrechen, als ein Reiter in den Hof galoppierte.
„Wer mag das sein?“ fragte er. „Vielleicht ein Bote nach mir. Ich werde erwartet.“
„Nein, den Schritt dieses Pferdes und die Art und Weise dieses Reiters kenne ich“, versetzte Rodenstein. „Es ist mein Ludewig.“
Er hatte im Laufe der Unterhaltung dem Anwalt die Heldentat Kurts erzählt und auch gesagt, daß er den Burschen nach Darmstadt geschickt habe. Darum kannte dieser die Angelegenheit und sagte, sich wieder niedersetzend:
„So bleibe ich noch eine Minute. Ich möchte doch sehen, was der Oberforstdirektor zu unserem kleinen Nimrod gemeint hat.“
Es dauerte gar nicht lange, so trat Ludewig ein.
„Eingetroffen, Herr Hauptmann!“ meldete er.
„Du warst länger, als ich dachte“, sagte der Oberförster.
„Der Herr Oberforstdirektor war gar nicht in Darmstadt dahier“, entschuldigte sich der Bursche, „sondern in Kranichstein.“
„Und da bist du hinaus? Nun, wie ging es?“
Ludewig trat mit stolzen Schritten an den Tisch und zählte das Geld auf denselben.
„Dahier!“ sagte er. „Das ist für den Balg.“
„Zwanzig Taler? Ah, das ist viel. Das hätte ich dem Oberforstdirektor nicht zugetraut“, meinte der Oberförster.
„Es ist auch gar nicht von ihm, vielmehr von der Hoheit selbst.“
„Von der Hoheit? Du meinst doch nicht etwa von dem Großherzog?“
„Ja, gerade den meine ich dahier!“
„Bist du toll?“
„Nein, aber reich.“
Ludewig lachte mit dem ganzen Gesicht, griff in die Tasche und klimperte mit seinem Geld.
„Mensch, das klingt ja nach lauter harten Talerstücken!“ rief der Hauptmann. „Von wem sind sie?“
„Ich hätte sogar noch zwei Taler mehr; aber die habe ich dem großherzoglichen Stallknecht als Trinkgeld gegeben, weil er mir den Braunen versorgt hat.“
„Zwei Taler?“ fragte Rodenstein. „Du bist wohl übergeschnappt?“
„Nein. Ich gab sie, weil der Kerl mich erst über die Achsel ansah dahier, und geben konnte ich sie, weil ich fünfzehn Taler Trinkgeld erhalten habe.“
„Fünfzehn – – – ah, Halunke, du hast einen Rausch!“
„Das wäre gar kein Wunder, wenn man vor lauter Freude
Weitere Kostenlose Bücher