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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einmal besoffen würde.“
    „Wer gab dir denn das Trinkgeld?“
    „Ich will es erzählen, Herr Hauptmann. Vom Großherzog fünf Taler.“
    „Mit dem Großherzog hast du gesprochen?“ fragte der Hauptmann überrascht.
    „Ja, mit ihm habe ich gesprochen, und zwar so wie mit mir selbst. Er hat mich ‚unsern guten Straubenberger‘ genannt dahier! Also von ihm fünf Taler, von dem Oberforstdirektor fünf Taler macht zehn –“
    „Mir bleibt der Verstand stille stehen!“ sagte der Hauptmann.
    Ludewig fuhr fort:
    „Von der Frau Großherzogin drei, macht –“
    „Alle Teufel!“ fuhr Rodenstein auf, „auch mit der hast du gesprochen?“
    „Ja. Von ihr drei, macht dreizehn, und von der Frau Oberforstdirektor zwei, macht fünfzehn dahier.“
    „Aber Mensch, wie kommst du denn zu dem Glück, mit dem Großherzog zu reden?“
    „O, dazu kann mancher kommen, Herr Hauptmann. Zum Beispiel Sie, und schon morgen.“
    „Morgen?“ Rodenstein sprang auf. „Was willst du damit sagen, Kerl?“
    „Morgen kommt der Großherzog, der Oberforstdirektor und noch eine ganze Menge anderer Herren, alle mit ihren Weibern dahier.“
    „Kerl, ich schlage dich tot, wenn du es etwa wagst, dir einen Spaß zu machen!“ rief der Oberförster, außer sich vor Überraschung.
    „Sie kommen, weiß Gott, sie kommen, Herr Hauptmann!“ beteuerte der Bursche.
    „Herrgott, ist's möglich! Welch eine Überraschung! Und so viele, mit ihren Damen?“
    „Ja.“
    „Na, das wird eine schöne Prosit die Mahlzeit! So etwas muß man doch viel länger vorher wissen! Weshalb nur gerade morgen?“
    „Den Kurt wollen sie sehen! Ja, und den Herrn Doktor und die gute Gräfin Rosa; und die Prämien will der Großherzog bringen, hundertzwanzig Taler in Summa dahier.“
    Diese Nachricht brachte eine ungeheure Aufregung in der Versammlung hervor. Die Anwesenden alle erhoben sich von ihren Plätzen und drangen mit Fragen auf Ludewig ein. Der Oberförster wehrte aber ab und sagte:
    „Halt, meine Herrschaften! Das muß ordentlich gehen, nicht alles durcheinander! Laßt mich allein fragen, dann kommen wir schneller zum Ziel.“ Und sich nun wieder zu dem Jägerburschen wendend, erkundigte er sich: „Zu welcher Zeit wollen sie kommen?“
    „Punkt zwölf Uhr mittags.“
    „Und wie viele wollen kommen?“
    „Sehr viele. Weiter weiß ich nichts dahier.“
    „So erzähle, wie es dir in Kranichstein ergangen ist.“
    „Nun, ich übergab mein Pferd dem Stallknecht und sagte einem Diener, zu wem ich wollte dahier. Er sagte, daß der Großherzog bei dem Oberforstdirektor sei, daß er mich aber anmelden werde, weil ich ein Kurier sei.“
    „Donnerwetter, du hast dich für einen Kurier ausgegeben?“
    „Ja.“
    „Bist du gescheit, oder nicht, Kerl?“
    „Ich bin gescheit; das wird sich gleich zeigen.“
    „Da bin ich doch neugierig! Na, ich werde eine schöne Nase erhalten, wenn morgen die Herrschaften kommen! Erzähle weiter.“
    „Der Lakai meldete mich, und ich kam nun in ein Zimmer, wo es Gottstrampach schöner war als im Himmel dahier. Da saßen der Großherzog und der Oberforstdirektor mit ihren Weibern.“
    „Wem gabst du den Brief?“
    „Hm, den kriegte jetzt einstweilen noch niemand.“
    „Niemand? Aber Mensch, den mußtest du doch sofort abgeben!“
    „Das fiel mir gar nicht ein, denn ich hatte es vergessen. Sie fragten mich zunächst, wer ich bin dahier, und warum ich mich wegen eines Wolfes als Kurier ausgeben könne.“
    „Du hat man's! Meine Nase werde ich ganz sicher bekommen, daß ich so einen Dummhut geschickt habe!“
    „Dummhut, Herr Hauptmann? Das dürfen nur Sie mir sagen, einen anderen würde ich zu Boden schlagen, daß ihm die Seele aus der Haut fahren sollte dahier! Ich habe keine Dummheit begangen, sondern mit den Herrschaften gesprochen, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Sie sind auch ganz prächtig mit mir einverstanden gewesen, und ich mit Ihnen auch. Ich habe ihnen sogar tüchtig vor die Zähne gesprochen, als ich ihnen das Fell ausbreitete, und sie dachten, es wäre eine Wolfshaut.“
    „Eine Wolfshaut?“ fragte der Hauptmann ungläubig.
    „Ja.“
    „Unmöglich. Der Großherzog und der Oberforstdirektor wissen schon eine Wolfshaut von einem Luchsbalg zu unterscheiden!“
    „Es ist aber doch so. Sie hatten es für eine Wolfshaut angesehen, bis sie dann selber einsahen, daß es ein Luchsfell war. Und da konnte ich mich nicht halten, da habe ich ihnen die Paten gesteckt.“
    „Sapperlot, du bist doch nicht etwa

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