Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Ist etwa Zykyma auch mit da?“
    „Burada Zykyma; burada Tschita; burada Ibrahim Pascha; burada Derwisch Osman.“
    „Ah, das sind ja alle! Aber wer ist denn dieser Burada? Oder ist's ein Frauenzimmer?“
    Burada heißt ‚hier‘ oder ‚hier ist‘. Der hocherfreute Arabadschi, der natürlich den Lord nicht verstand, antwortete:
    „Gel-sunler, gel-sunler!“
    Das heißt: „Kommen Sie, kommen Sie!“ Dabei deutete er nach links hinüber. Dann fragte er ungeduldig:
    „Wo ist Herr Hermann Wallert?“
    Der Lord schloß nur aus dem Namen, was der Frager meinte, und entgegnete:
    „A la maison italienne!“
    „Onu bilir-im, onu bilir-im“, d.h. ‚ich kenne es, ich kenne es!‘ tönte es da erfreut aus dem Mund des jungen Mannes, und rasch drehte er sich um und eilte davon, der Stadt wieder zu, um Wallert aufzusuchen.
    „Billirim! Dummes Wort“, brummte der Lord. „Aber ist es nicht ein Wunder, den Kerl hier zu treffen? Bei Nacht und Nebel? Na, diese Freude, wenn er zu den beiden kommt! Das ist sehr gut für mich, denn da werden sie nun wohl nicht daran denken, mich zu stören. Nun haben ja auch sie ihr Abenteuer. Sie entführen ihre beiden Mädels und ich meine drei, macht fünf. Dann dampfen wir ab. Vorher aber spreche ich mit diesem Ibrahim Pascha noch ein Wort von wegen der Uhr und der Familie Adlerhorst.“
    Der Lord setzte rasch seinen Weg nach der Jacht fort. An Bord angekommen, hörte er, daß der Kapitän ein wenig an Land gegangen sei und dem Steuermann den Befehl übergeben habe; darum wandte er sich an diesen und sagte ihm, daß er nach Mitternacht drei Damen bringen werde.
    „Entführung?“ fragte der Steuermann erstaunt.
    „Selbstverständlich, Entführung!“
    „Ah! Darf ich mit?“
    „Nein. Kann niemand gebrauchen.“
    „Vielleicht doch; meine Fäuste!“
    „Auch nicht. Mache alles selbst.“
    Damit ging er nach der Kajüte, um den türkischen Anzug anzulegen, den er in Konstantinopel gekauft hatte. Er konnte doch unmöglich in seinem karierten Habit eine Entführung riskieren. Bevor er die Jacht wieder verließ, wagte es der Steuermann nochmals, eine höfliche Warnung auszusprechen, erhielt aber einen scharfen Verweis. Doch er beruhigte sich um so leichter, als er überzeugt war, daß der Lord nichts ohne Normann und Wallert tun werde. Darin hatte er sich allerdings für dieses Mal getäuscht.
    Um nicht dennoch von den beiden Genannten aufgesucht und getroffen zu werden, machte der Lord einen Umweg und hatte deshalb gar nicht viel Zeit übrig als er die Stadt erreichte. Die Uhr zeigte fünf Minuten vor Mitternacht. Er war keinen Augenblick zu früh gekommen.
    Diese fünf Minuten vergingen und noch fünf, noch zehn, ohne daß er etwas sah oder hörte. Endlich war es ihm so, als ob es jenseits der Mauer ein Geräusch gegeben habe. Und richtig da scharrte es oben leicht an dem Rand hin, als ob eine Leiter angebracht werde, und dann sah er über sich einen Kopf erscheinen.
    „Pst!“ machte es leise. „Bist du da?“
    „Ja“, antwortete er erregt und trat von der Mauer zurück, an die er sich geschmiegt hatte, um nicht so leicht gesehen zu werden. „Wer ist's?“
    „Ich, Rahel.“
    „Und die anderen?“
    „Sind noch unten. Da kommt Lea.“
    Die beiden Genannten setzten sich im selben Augenblick auf die Mauer, die dritte dann auch, und nun zogen sie die Leiter, die nicht allzuschwer war, drüben herauf und ließen sie hüben hinab. Der Lord aber hielt sie fest, und sie stiegen herunter, eine nach der anderen.
    „Hier sind wir!“ sagte Lea, indem sie beide Arme um ihn schlang. „Siehst du, daß wir Wort halten?“
    „Ja, ihr seid brav und mutig. Ich glaubte bereits, daß ihr nicht kommen würdet.“
    „Es ging so langsam. Wir mußten an jeder Mauer die Leiter auf beiden Seiten anlegen.“
    „Was tun wir mit ihr?“
    „Wir lassen sie hier liegen.“
    „Da wird man aber merken, auf welche Weise ihr entkommen seid.“
    „Was schadet das? Wenn man nur nicht weiß, wohin wir sind. Zurücktragen können wir sie doch nicht wieder.“
    „Drum wollen wir uns auch nicht länger hier aufhalten. Kommt also mit!“
    Der Lord hatte keine Ahnung daß der sogenannte Vater seinen angeblichen Töchtern höchst eigenhändig über die Mauern weggeholfen hatte, und daß bereits ein anderer in der Nähe stand, der ihn unbemerkt beobachtet hatte und nun die Leiter entfernte.
    Die drei Schwestern folgten ihm schweigend bis vor die Stadt hinaus. Dann blieben sie beratend stehen, ob sie direkt oder

Weitere Kostenlose Bücher