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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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setzte der Engländer hinzu, „da steht noch einer, der ganz gewiß weiß, daß ich ein Franke bin.“
    Er deutete dabei auf den fünften, auf dessen Gesicht soeben das Laternenlicht gefallen war. Es war der schiefäugige Kerl, in dessen Hütte der Lord heute nachmittag mit den beiden Mädchen gesessen hatte.
    „Ich kenne ihn nicht“, antwortete dieser.
    „Das ist eine Lüge. Ich habe zwar andere Kleider an, aber mein Gesicht ist nicht zu verkennen.“
    „Das alles ist jetzt Nebensache“, erklärte Ali Effendi.
    „Es fragt sich nur, ob er ein Entführer ist. Kommt her, ihr Mädchen! Gesteht die Wahrheit, dann soll euch keine Strafe treffen. Hat er euch geraubt?“
    „Ja“, antwortete Lea.
    „Was wollte er mit euch tun?“
    „Er wollte uns auf sein Schiff schaffen.“
    „Das ist genug. Wir wollen ein ernstes Wort mit ihm sprechen, ehe wir ihn nach der Stadt bringen. Führt ihn hinüber nach der Hütte. Ich schaffe diese ungeratenen Töchter nach Hause und komme dann nach. Er wird sich zu verantworten haben.“
    Ali Effendi warf den Mädchen zum Schein einige Drohungen zu und entfernte sich dann mit ihnen. Der Lord aber wurde längs des Seeufers hingeführt bis nach der Hütte, in der er heute die interessante Bekanntschaft gemacht hatte. Er sprach unterwegs kein Wort; er sagte auch nichts, als er zur Tür hineingeschoben wurde. Still setzte er sich nieder und verhielt sich zu allen Spottreden und Schmähungen so ruhig als ob er gar nicht gemeint sei.
    Es verging eine lange, sehr lange Zeit, bis Ali Effendi der beleidigte Vater der Mädchen, zurückkehrte.
    Die anderen machten ihm ehrerbietig Platz. Er setzte sich dem Gefangenen gegenüber, und seine Miene zeigte mehr Betrübnis als Zorn.
    „Jetzt wollen wir dein Geschick entscheiden“, begann er würdevoll. „Es wird sich hoffentlich bald zeigen, ob wir dich freilassen oder dem Bei zum Urteilsspruch übergeben.“
    „Der Bei hat mir gar nichts zu sagen“, entgegnete der Lord. „Der englische Resident wird mich vernehmen.“
    „So wirst du vorher beweisen müssen, daß du ein Engländer bist.“
    „Das werde ich! Wer erlaubt dir übrigens, du zu mir zu sagen, nachdem du mich in deinem Haus vorhin Sie genannt hast?“
    „Ich kenne dich nicht; ich entsinne mich nicht, dich je bei mir gesehen zu haben. Du trägst die Kleider eines Moslem, und die Gläubigen sagen du zueinander. Du hast sehr gegen mich gesündigt, aber vielleicht verzeihe ich dir; vielleicht lasse ich dich frei.“
    „Ah! Du bist sehr barmherzig!“
    „Ja, das bin ich, obwohl du es nicht verdient hast, denn meine Töchter sind mir stets gehorsam gewesen; sie haben mir niemals Sorge, sondern stets nur Freude bereitet; jetzt aber laden sie Schande auf mein Haupt. Und warum? Weil du sie verführt hast.“
    „Oder sie mich.“
    „Du bist alt genug und nicht der Mann dazu, dich verführen zu lassen. Du allein hast ihnen den Kopf verdreht und ihnen große und schöne Versprechungen gemacht, und du bist in mein Haus gekommen, um den Bau desselben und eine günstige Gelegenheit auszuspionieren.“
    „Ah, die alte Schließerin hat mich verraten!“
    „Sie nicht. Allah selbst hat mich erleuchtet. Meine Töchter sind dir gefolgt. Ich traf im rechten Augenblick ein und konnte so von ihnen erfahren, daß du sie noch nicht berührt hast. Darum, und weil sie selbst für dich bitten, bin ich bereit, Gnade walten zu lassen, wenn du auf die Bedingung eingehst, die ich als Vater machen muß.“
    „Laß sie hören! Vorher aber entferne die Fessel. Ich verhandle mit keinem Menschen, solange ich gebunden bin.“
    „Ich darf dich nicht losbinden. Du hast bewiesen, daß du ein gewalttätiger Mensch bist und den Kampf kennst, den man in England Boxen nennt.“
    „Ah! Ihr fürchtet euch also vor mir! Diese Polizisten sind ja bewaffnet, dieser gute Eunuch ebenfalls, und auch du hast ein Messer und eine Pistole im Gürtel.“
    „Dennoch bist du uns gefährlich.“
    „So werde ich auf keinen Vorschlag eingehen, er mag lauten oder heißen, wie er will.“
    „Wenn du klug bist, gehst du darauf ein.“
    „Nun, anhören kann ich ihn ja.“
    „Wer ein Mädchen entführt, ist schuldig, so viel zu zahlen, als er Beisteuer geben würde, wenn er sie zum Weib nähme.“
    „Ah! Darauf läuft es hinaus!“
    „Ja. Bist du reich?“
    „Sehr.“
    „Wieviel würdest du für ein Weib bezahlen?“
    „Mehrere Millionen, wenn ich es liebhabe.“
    Ali Effendi erschrak förmlich über diese Summe. Gerade die

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