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49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul

Titel: 49 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 01 - Verschwörung in Stambul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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jenen Engländern, die sich über alle Nationalitäten erhaben dünken, alle Rechte nur für sich in Anspruch nehmen und es für eine große Ehre halten, wenn sie einen anderen einmal ein Wort gönnen.
    Mehrere Negerknaben huschten mit Pfeifen, Tabak, glühenden Kohlen und Kaffee hin und her, um die Gäste zu bedienen. Der Lord bestellte sich in französischer Sprache Kaffee, wurde verstanden und augenblicklich bedient. Er nahm das Fernrohr vom Rücken und lehnte es nebst dem Regenschirm an die Wand, streckte behaglich die langen Glieder aus und zog ein gut gefülltes Zigarrenetui aus der Tasche. Dabei warf er einen prüfenden Blick auf sein Gegenüber.
    Dieses war ein vielleicht vierundzwanzigjähriger junger Mann von hoher, kräftiger Gestalt und einem wahren Adoniskopf. Seine Züge waren ernst. Es lag ein Hauch von Weh- oder Schwermut über sie ausgebreitet, der sie noch interessanter machte. Er hatte eine Zigarre zu Ende geraucht, schob den Rest von sich und stand im Begriff, in die Tasche zu greifen. Da streckte ihm der Engländer sein Etui entgegen und sagte:
    „Bitte, nehmen Sie von mir!“
    Der andere blickte überrascht auf und zögerte. Jetzt langte der Karierte in die Westentasche, zog ein Kärtchen hervor, gab es ihm und sagte:
    „Nun dürfen Sie doch zulangen?“ Auf der Karte stand ‚Lord Eaglenest‘. Der junge Mann machte eine Bewegung des Erstaunens und schien einen Ausruf auf den Lippen zu haben, unterdrückte ihn aber, nahm eine von den angebotenen Zigarren und holte dann auch seine Karte hervor, um sie zu überreichen.
    „Ah, Sie haben auch Karten?“ fragte der Lord. „Ich dachte, so weit sei die Zivilisation hier noch nicht vorgeschritten!“
    „Ich bin kein Türke, wie Eure Lordschaft sehen.“
    Auf seiner Karte stand: ‚Paul Normann, Maler‘, und zwar in deutscher Sprache.
    „Wie? Ein Deutscher sind Sie?“ fragte der Lord im reinsten Hochdeutsch. „So lassen Sie uns deutsch sprechen. Ich habe in Deutschland Verwandte, zwar sehr entfernt, doch führen sie meinen Namen, nicht Eaglenest natürlich, sondern Adlerhorst. Ich habe jüngst nach ihnen gesucht, aber leider alle Spuren verweht gefunden.“
    „Kaum glaublich“, meinte der andere. „Verwandte eines Lords von England können doch nicht spurlos verschwinden!“
    Dabei warf er einen erwartungsvollen Blick hinüber.
    „Hätte es auch nicht für möglich gehalten. Die Besitzungen waren in anderen Händen, sämtliche Glieder der Familie verschwunden. Eigentümliche Schicksale, hm! Brennen Sie doch an. Es ist eine Peru, habe sie selbst in Amerika geholt. Habe acht- oder neuntausend bei mir.“
    „Hier in Konstantinopel?“
    „Ja. Bin nämlich auf eigener Jacht hier. Habe mich mit meiner Lieblingszigarre gut versorgen müssen, weil ich nicht weiß, wann ich wieder nach Hause komme.“
    „So haben Sie kein bestimmtes Ziel?“
    „Nein. Suche Abenteuer.“
    „Die sind leicht und auch schwer zu haben, je nachdem das Glück einem günstig ist oder nicht.“
    „Mir ist es nicht günstig. Da, lesen Sie einmal.“
    Er zog das Textbuch hervor, das er unterwegs eingesteckt hatte. Der Maler las den Titel.
    „Eine Mozartsche Oper“, sagte er. „Ich kenne sie.“
    „Ich auch. Aber damit bin ich nicht zufrieden. Ich will nicht nur Publikum sein, ich will selbst entführen.“
    „Selbst?“ lachte Normann. „Wen denn?“
    „Eine Türkin.“
    „Ah! Und wo?“
    „Hier in Konstantinopel.“
    „Sie scherzen!“
    „Warum sollte ich scherzen? Es ist mein Ernst. Ich bin Mitglied des Travelerclubs in London, in welchen nur der aufgenommen wird, der mindestens eine Reise von fünftausend englischen Meilen gemacht hat. Ich war weit, sehr weit und habe viele Reiseerinnerungen mitgebracht. Jetzt nun will ich eine Türkin mitbringen. Die Oper ist gut, sie hat mir gefallen. Was den Schauspielern möglich ist, das bringe ich auch fertig. Ich entführe eine, aber schön muß sie sein.“
    Normann lächelte still, fast mitleidig vor sich hin. Er faßte die Meinung, daß der Lord an einer fixen Idee laboriere, die jedoch für andere glücklicherweise ganz ungefährlich sei. Ein mit dem Spleen Behafteter nimmt sich vieles vor, was er nicht ausführt.
    „Sie lächeln?“ meinte der Engländer. „Sie täuschen sich in mir. Ich fahre seit drei Wochen die Dardanellen und den Bosporus auf und ab, um irgendeinen Harem aufzugabeln, in den ich mich des Nachts einschleichen könnte.“
    „Um den Kopf zu verlieren!“ fiel der Maler ein.
    „Oho! So

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