5 1/2 Wochen
Duisburg, den nichts aus der Ruhe bringen konnte; der Ruddi auch gerne mal auf die Stirn küsste; der mich in Belorado durch einen geheimnisvollen Anruf auf meinem Handy zum Feiern in der Herberge aufforderte und mich den Weg zu meinen liebgewonnen Pilgerfreunden herauflotste; der Ruddi’s am Abend vergessene Leine morgens fürsorglich auf die Theke legte und mir dies per SMS mitteilte; der mit seinem Freund Oliver, ebenfalls aus Duisburg, nur zwei Wochen auf dem Jakobsweg unterwegs war und in Burgos am Fluss in der Herberge vergeblich darauf wartete, dass ich zur Abschiedsfeier komme, weil ich 20 Kilometer entfernt in Atapuerca war, traf ich persönlich einige Male und wir hatten eine Menge Spaß, Gesprächsstoff und tausende Bilder vom Jakobsweg anzusehen. Mit Achim stehe ich bis heute in unregelmäßigem Kontakt. Er geht weiterhin jedes Jahr für zwei Wochen auf Pilgerreise in Nordspanien.
Sabrina aus Kaiserslautern, die in kurzen Hosen durch den kalten Wind der Pyrenäen lief; die in Villamayor de Monjardín lächelnd in der Küche half, um sich ihr Abendessen zu verdienen; die mir auf meinem Matratzenlager zwischen zig stinkenden Pilgerstiefeln zur Beruhigung eine Umarmung und die Worte schenkte, wie es meine Tochter getan hätte; die manchmal rückwärts lief, weil ihre Blasen und Knie dann nicht so weh taten; die in Belorado so gerne in den Herbergs-Pool gesprungen wäre, wenn es nicht vor ihrer Nase der ungeduschte Pilger getan hätte, besuchte ich zu ihrem Geburtstag im darauffolgenden Januar zusammen mit Achim. Sie fand auf dem Jakobsweg die Liebe ihres Lebens und wanderte nach Frankreich in seine Heimat aus.
Lynn und Mary aus Vancouver, von denen ich dachte, dass sie in Saint Jean Pied de Port zu Hause sind und eine Herberge betreiben; die mich auf meiner ersten Etappe in ein vorbeifahrendes Auto schubsten; die Ruddi so sehr liebten und mir ein Zelt kaufen wollten, weil sie glaubten, dass die Spanier mich auf keinen Fall mit Hund in ihre Häuser lassen würden; die immer um uns besorgt waren, sah ich nicht wieder und möchte weinen, weil ich keine Möglichkeit habe, an sie ran zu kommen.
Edit aus Ungarn, die mich auf dem gnadenlos überfüllten Busbahnhof in Santiago de Compostela erkannte, von hinten ansprang und am liebsten nie wieder losgelassen hätte; deren Abschiedsumarmung und -worte ich niemals vergessen werde, weil ich das Gefühl hatte, sie wäre ein Teil von mir, lud mich zu ihrem Geburtstag ein. Zu meinem großen Bedauern, konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht verreisen. Sie geht ebenfalls jedes Jahr auf den Camino.
Hermann aus Kiel, der von Anfang an gerne mal vom Weg abkam; der Ruddi einige Kilometer auf seinem Rücken durch den Regen trug; mit dem ich die ersten Tage verbrachte und so manche Nacht ein Zimmer teilte; der mir bei einem Orkan in meinen wildgewordenen Poncho half; mit dem ich oft und herzhaft lachen konnte; über den ich an dieser Stelle ein separates Buch schreiben könnte, habe ich nicht wiedergesehen und zu meinem großen Bedauern kenne ich weder seinen Nachnamen noch Telefonnummer.
Gabi und Franz-Josef aus Aachen, die ich ganz am Anfang in Honto auf “unserer Terrasse” beim Wäscheaufhängen kennenlernte; die beim Abendessen dafür sorgten, dass mein Teller nie leer war und kein Stück Bratkartoffel zurück in die Küche ging; mit denen ich in Zubiri Croissants bis zum Abwinken aß; die mich zum Abschluss meiner Pilgerreise in Santiago de Compostela vor der Kathedrale so liebevoll auffingen und mit mir fühlten, sah ich nicht wieder und bin sehr traurig darüber, dass ich ihren Nachnamen nicht kenne.
Gordon aus Vilachá, bei dem ich aufgenommen wurde, als gehörte ich zur Familie, werde ich besuchen, wenn ich das zweite Mal auf dem Camino unterwegs bin. Ich hoffe, dass er dann zu Hause ist.
Manel, dem 75 Jahre alten Spanier, der mit mir, einer ihm vollkommen fremden Person MIT HUND, in Villalcázar de Sirga spontan sein Zimmer und die Nacht teilte, danke ich aus tiefstem Herzen. Ohne ihn hätte ich auf der Straße schlafen müssen. Ich sah ihn nicht wieder.
José aus Ambasmestas, der mich mit mehreren „Kurzen“ davon abhielt, am späten Nachmittag noch einen Berg zu bezwingen; der mir auf dem Felsblock am Bach fast einen Heiratsantrag gemacht hätte; der darum kämpft, dass sein Freund das wunderschöne Hotel - seinen alten Hof - halten kann. Ich danke ihm für den tiefen, sehr persönlichen Einblick in seine Vergangenheit mit einer Ehefrau, die er auch über den
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