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5 Auch Geister können sich verlieben

5 Auch Geister können sich verlieben

Titel: 5 Auch Geister können sich verlieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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schwer zu schaffen, und der aktuell angekündigte Besuch anlässlich des Festes zu Ehren von
Pater Serra, den heilig sprechen zu lassen schon mehrere Organisationen erfolglos versucht hatten, würde wohl ein besonders ätzender werden.
    »Wir behalten unseren jungen Freund Paul Slater einfach im Auge«, sagte Pater Dom, »dann sehen wir weiter. Vielleicht tut ihm die strukturierte Umgebung, wie wir sie hier an der Mission Academy zu bieten haben, ja ganz gut und verleiht ihm Seelenfrieden.«
    Ich schnaubte verächtlich. Also wirklich, Pater Dom hatte echt keine Ahnung, mit wem er es hier zu tun hatte.
    »Und wenn nicht?«, fragte ich nach.
    »Tja. Darüber können wir uns immer noch Gedanken machen, wenn es soweit ist. Und jetzt los, Susannah. Sie wollen doch nicht Ihre ganze Mittagspause hier bei mir verplempern.«
    Widerstrebend verließ ich sein Büro mitsamt dem staubigen alten Wälzer, den er mir in die Hand gedrückt hatte. Der Morgennebel hatte sich mittlerweile aufgelöst, wie immer so gegen elf Uhr vormittags, und der Himmel über mir war von einem strahlenden, makellosen Blau. Im Innenhof summten Kolibris um die Hibiskusblüten herum. Der Springbrunnen, der von einem halben Dutzend Touristen in Bermuda-Shorts umringt war, plätscherte leise vor sich hin – die Mission war nicht nur eine Schule, sondern auch eine historische Sehenswürdigkeit, die über eine Basilika verfügte
(vom Geschenke-Shop ganz zu schweigen) und auf keiner Bus-Rundfahrt-Route fehlen durfte. Die tiefgrünen Palmenwedel wogten träge in der leichten Brise, die vom Ozean herüberwehte. Einfach herrlich. Wie fast jeder Tag in Carmel-by-the-Sea.
    Warum hatte ich dann bloß so ein mieses Gefühl?
    Bestimmt eine Überreaktion, versuchte ich mir selbst einzureden. Pater Dom hat recht – wir wissen nicht, was Paul bewogen hat, nach Carmel zu kommen. Vielleicht hat er sich wirklich geändert und möchte noch mal ganz neu starten.
    Aber ich wurde dieses Bild einfach nicht los – dieses Bild aus meinen Albträumen. Der lange, dunkle Flur, den ich entlangrenne, meine verzweifelte Suche nach irgendeinem Ausgang, doch überall ist nur dieser Nebel … Fast jede Nacht hatte ich diesen Traum, und fast jede Nacht wachte ich schweißgebadet auf.
    Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, was beängstigender war: mein Albtraum oder das, was jetzt in der Wirklichkeit passierte. Was hatte Paul hier zu suchen? Und noch wichtiger: Wie kam es, dass er so viel mehr über unsere gemeinsame Gabe wusste als ich? Für uns gibt es schließlich keinen Newsletter. Keine Konferenzen, keine Berufskunde-Seminare. Immer noch war ich genauso ahnungslos wie damals als kleines Mädchen. Auch damals hatte ich nur gewusst, dass ich irgendwie … anders war als alle anderen Kinder.

    Paul hingegen schien ein paar Antworten gefunden zu haben.
    Aber was sollten das für Antworten sein? Nicht einmal Pater Dominic wusste genau, was wir »Mittler« – ein besseres Wort gibt es nun mal nicht – eigentlich waren, woher unsere Gabe stammte und wie weit sie überhaupt reichte. Und dabei war Pater Dom um Längen älter als Paul und ich zusammengenommen! Okay, wir können Tote sehen und mit ihnen reden – oder sie sogar küssen oder in den Bauch treten. Tote, oder besser gesagt, die Geister von Menschen, die gestorben sind und irgendwas unerledigt gelassen haben. Diesen Zusammenhang hatte ich begriffen, als ich sechs war und mein Vater, der gerade erst an einem plötzlichen Herzanfall gestorben war, mich nach dem Begräbnis aufsuchte, um mit mir ein kleines Schwätzchen zu halten.
    Aber war das alles? Ich meine, konnten Mittler nur das und sonst nichts? Paul war da anscheinend anderer Meinung.
    Trotz Pater Doms Überzeugung, Paul hege sicher nur die besten Absichten, hatte ich starke Zweifel. Menschen wie Paul taten nichts ohne Grund. Was hatte er also in Carmel zu suchen? Konnte es sein, dass er nun, da er Pater Dominic und mich kennengelernt hatte, den Drang verspürte, diese Bekanntschaft zu vertiefen und in der Nähe von »seinesgleichen« zu sein?

    Möglich. Genauso möglich, dass Jesse mich liebt und nur so tut, als liebe er mich nicht, weil eine Beziehung zwischen uns einfach nicht … ging.
    Na klar. Und genauso möglich ist es, dass sich mein lang gehegter Traum erfüllt und ich tatsächlich zur Abschlussballkönigin gekürt werde.
    Beim Mittagessen versuchte ich weder an Paul noch an die Sache mit der Abschlussballkönigin zu denken, als ich draußen zwischen Adam und CeeCee

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