5. Die Rinucci Brüder: In Neapel verlor ich mein Herz
versucht, Ihnen zu helfen.“
„Danke“, flüsterte er wie betäubt.
Was für ein Chaos! Er hatte geglaubt, Sapphire endlich gefunden zu haben. Stattdessen stand diese sachlich und nüchtern wirkende Fremde vor ihm, die Sapphire so ähnlich sah, dass es ihm beinah das Herz brach. Wieder einmal war alles nur eine Illusion gewesen.
Ihm war klar, dass er Sapphires Namen ausgesprochen hatte. Hatten Evie und die andere Frau es gehört? Er ließ sich zurücksinken und schloss die Augen.
„Danke“, wiederholte er und zwang sich, die Lider wieder zu öffnen.
In dem Moment verkündete Piero: „Der Krankenwagen ist da.“
„Was für ein verdammter Krankenwagen?“, fragte Ruggiero gereizt. „Ich gehe nicht ins Hospital.“ „Das sollten Sie aber“, entgegnete Polly. „Sie sind schwer auf den Kopf gestürzt und müssen sich unbedingt untersuchen lassen.“
„Signorina“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „ich bin Ihnen dankbar für Ihre Hilfe, trotzdem haben Sie mir nichts zu befehlen. Schicken Sie die Sanitäter weg.“
Verärgert über seinen Ton, begann Polly: „Signor Rinucci, ich rate Ihnen dringend …“
„Sie können mir raten, was Sie wollen“, fuhr er sie an. „Ich verbitte mir jede weitere Einmischung.“ „So freundlich und liebenswürdig kann eigentlich nur mein Sohn sein“, ertönte in diesem Augenblick eine weibliche Stimme.
„Mamma“, sagte Ruggiero gequält. „Woher weißt du …?“
„Evie hat mich über Handy angerufen“, antwortete Hope auf Englisch, weil sie gehört hatte, dass ihr Sohn und die junge Dame sich in der Sprache unterhalten hatten. „Ich war einkaufen und zufällig in der Nähe.“
„Was für ein seltsamer Zufall!“
„Sei ruhig, und benimm dich“, forderte Hope ihn streng auf. „Du solltest die Leute, die dir helfen wollen, nicht so grob behandeln.“
Da er sich weiterhin hartnäckig weigerte, sich ins Hospital bringen zu lassen, schickte Hope den Krankenwagen weg.
„Ich ruhe mich zu Hause aus“, erklärte Ruggiero. „Rechtzeitig zu der Party heute Abend bin ich wieder fit.“
„Oder Sie brechen völlig zusammen“, erklärte Polly mit einer Spur von Schärfe in der Stimme. Evie stellte die beiden Frauen einander vor und erklärte ihrer Schwiegermutter kurz, dass Polly Krankenschwester sei und Erste Hilfe geleistet habe.
Ohne zu zögern, umarmte Hope die junge Frau daraufhin liebevoll. „Ganz herzlichen Dank. Bitte, tun Sie mir den Gefallen, und kommen Sie doch heute Abend zu uns.“
Ruggiero hob jedoch die Hand, wie um zu protestieren, und Polly war klar, dass er mit der Einladung nicht einverstanden war. Offenbar wollte er sie so rasch wie möglich loswerden, und sie konnte sich auch denken warum.
Hope ignorierte die Geste. „Heute Abend möchte ich mich noch einmal richtig bei Ihnen bedanken. Vielleicht sind Sie so freundlich und …“ Sie verstummte und warf ihrem Sohn einen bedeutungsvollen Blick zu.
„Keine Sorge, ich werde ihn im Auge behalten“, versprach Polly.
„Das werden Sie nicht“, fuhr Ruggiero sie an.
„Oh doch“, bekräftigte sie.
„Das lasse ich nicht zu.“
„Versuchen Sie doch, mich daran zu hindern.“
„Sie haben die richtige Einstellung“, sagte Hope erfreut. Dann sorgte sie dafür, dass Ruggiero zu ihrem Wagen gebracht wurde, und überließ es Evie, Polly zum Hotel zurückzufahren.
„Bei der Party heute Abend handelt es sich um eine Familienfeier“, erzählte Evie unterwegs. „Die Rinuccis sind in alle Winde verstreut. Gestern hat jedoch Carlo Rinucci geheiratet, und da waren alle da. Weil Hope solche Treffen liebt, kommen wir nachher noch einmal zusammen, ehe alle wieder nach Hause fahren.“
„War sie wirklich rein zufällig hier?“, fragte Polly.
Evie lachte. „Nein. Bei jeder Testfahrt ist sie in der Nähe und hat immer ihr Handy dabei, damit sie im Notfall sofort informiert werden kann. Das weiß ihr Sohn natürlich und ärgert sich, doch er redet nicht darüber. Es tut mir leid, dass er Ihnen gegenüber so unhöflich war. Normalerweise ist er ganz anders.“
„Es geht ihm nicht gut“, erwiderte Polly. Dass es wahrscheinlich noch einen anderen Grund für seine feindselige Haltung gab, behielt sie lieber für sich.
Als Evie sie vor dem Hotel absetzte, versprach sie Polly, irgendjemand würde sie um sieben abholen.
Jetzt habe ich ein Problem, überlegte Polly, nachdem sie wenig später ihr Zimmer betreten hatte. Sie war mit wenig Gepäck gereist und hatte nur
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