5 Farben Blau
mich plötzlich in die Arme nimmt und seine Hüften gegen meine drückt.
M it der einen Hand hält er mich, mit der anderen streicht er sich über die Wange, die sich von meinem Schlag rosa färbt. Er grinst breit.
Es gibt nur einen Weg raus aus dieser Klemme, entscheide ich und entspanne mich ein wenig. Dann schaue ich ihm gradewegs in die Augen, mutig, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn er meint, er kann mich schockieren, dann ist er bei mir an der falschen Adresse. So schnell lasse ich mich nicht einschüchtern. Ich winde mich langsam ein wenig und er lässt mich abrupt los.
» Mr Cunningham, ich respektiere Ihre Offenheit, auch wenn ich sie völlig unangemessen finde als Teil eines Bewerbungsgespräches.«
» Das ist Ansichtssache, meine Liebe, ich bin eben für klare Verhältnisse.«
Ich nicke und bewahre Haltung. »Gut zu hören, dann dürfte es Sie nicht überraschen, was ich Ihnen dazu sagen möchte. Erstens: Ich habe ebenfalls ein Prinzip, nämlich niemals«, das Wörtchen wieder kann ich gerade noch rechtzeitig verschlucken, »ein Verhältnis mit meinem Boss anzufangen. Und zweitens: Ich habe keine Angst vor Ihnen, Mr Cunningham.«
~
Als Rhys Cunningham wieder allein in seinem Büro sitzt, starrt er die Tür an, dann stützt er die Ellbogen auf seinem Schreibtisch auf und lässt den Kopf in seine Hände sinken. Was ist bloß in ihn gefahren?
Ale xʼ Schwester hat etwas an sich, das ihn verrückt macht. Bis heute Morgen hat er geglaubt, Frauen wie sie wären nicht sein Typ. Kurze schwarze Haare, die wirr von Kopf abstehen, a la Halle Berry, ist so gar nicht sein Ding. Sie hat zwar eine gute Figur, aber ihre Größe von höchstens einem Meter siebzig lässt sie alles andere als wie ein Model erscheinen. Andererseits, mit der Sorte Frau hat er ja auch nicht die besten Erfahrungen gemacht, das letzte Desaster hat sich ja erst heute Morgen aus seinem Leben verabschiedet.
Als er Jazman Darling heute Morgen auf dem Treppenabsatz sitzen sah und sie dabei beobachtete, wie sie eine Träne von ihrer Wange wischte, ist etwas mit ihm geschehen, und er kann nicht sagen, was das ist. Später im Aufzug, als sie nervös an ihrer Jacke herumzupfte, hätte er am liebsten ihre Hände festgehalten, damit sie stillhielt, doch er war dazu verdammt gewesen, nichts zu tun, außer sie anzustarren, wie ein geiler Teenager. Und nun wird sie für ihn arbeiten, rund um die Uhr. Was hat er sich nur dabei gedacht? Ist sein Leben nicht schon kompliziert genug?
Er sollte sich lieber um die letzte Katastrophe namens Melissa Alesandro kümmern, doch dazu hat er im Moment keine Lust. Ihre Beziehung war wie ein leckgeschlagenes Schiff, er wundert sich, dass es erst nach zwei Monaten gekentert ist. Dabei hatte er ihr von Anfang an klar gemacht, dass es zwischen ihnen nichts anderes geben konnte als Sex. Keine Beziehung, keine Gefühle, erst recht keine Liebe. So etwas gibt es in seinem Leben nicht, dafür hat er keine Zeit. Warum sich mehr aufbürden als nötig? Es läuft doch eh immer auf das Gleiche hinaus: Trennung! Sein Herz steht nicht zur Verfügung. Liebe gibt es nicht, sie ist nichts als eine Erfindung, um den Valentinstag und das Hochzeitsgeschäft anzukurbeln. Sie ist die verlogene Umschreibung für Begehren, etwas, das für kurze Zeit aufflammt und schnell wieder erlischt. Sobald die Lust gestillt ist, verflüchtigte sie sich wie ein Lächeln im Wind.
Die Verbindung mit Melissa hatte bereits von Anfang an einen Schönheitsfehler: Sie hat sein Begehren weder geschürt noch gestillt. Die ganze tolle Optik? Was für eine Blendung! Die Verbindung schnellstmöglich zu beenden, war die beste Entscheidung, die er an diesem Tag getroffen hat. Jaz Darling einzustellen dagegen wohl eher nicht.
Niemand würde ihm je vorwerfen können, dass er nicht offen gewesen wäre. Dabei musste er sich gar nicht verstellen, als er sie mit seiner Geilheit konfrontierte. Die war echt, oh ja. So echt, dass er sich nicht kontrollieren konnte, als sie sich umwandte und das Büro verließ. Er sah aus dem Fenster des 50. Stocks und konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie sich langsam auf ihren Bürostuhl setzte und einen letzten Blick zu seinem Büro warf. Er sah förmlich, wie sie sich in ihrer unglaublich aufreizenden Art auf den Sitz gleiten ließ und ihre Hose mit einer ruhigen Handbewegung richtete. Dabei, so stellte er sich ohne Probleme vor, berührte sie ihren Schoß. In dem Augenblick war es geschehen. Seine plötzliche und harte Erektion
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