50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
Bruders!“
„Ich glaube, dann bin ich auch mit dir verwandt!“
„Und ich mit dir!“
Beide lachten einander ganz glücklich an. Dann fragte Hiluja:
„Wie aber wird unsere Verwandtschaft zu nennen sein?“
„Wohl Schwager und Schwägerin?“
„Ja, das meine ich auch, aber das ärgert mich.“
„Warum?“
„Deine Schwester ist bereits meine Schwägerin. Wozu soll ich da noch eine zweite haben?“
„Ja, und da dein Bruder mein Schwager ist, brauche ich dich eigentlich nicht auch als solchen.“
„Also meinst du, daß es besser wäre, wenn wir miteinander nicht verwandt geworden wären?“
„O doch! Aber es müßte ein anderer Grad der Verwandtschaft sein.“
„Welcher ungefähr?“
„Nun, Vetter vielleicht?“
„O nein! Das wäre ja eine noch entferntere Stufe!“
„Du wünschst also eine nähere?“
„Ganz gewiß.“
„Es ist möglich, daß dies hübscher wäre. Aber was ist näher als Vetter und Schwager?“
„Das weißt du ganz gewiß. Welches ist denn wohl der nächste Grad der Verwandtschaft?“
„Vater und Sohn, Mutter und Tochter. Nicht?“
„Geh doch, Hiluja! Soll ich etwa dein Sohn sein?“
„Oder ich deine Tochter? Nein!“
Beide lachten einander wieder seelenvergnügt in das Gesicht. Dann ergriff Hilal die Hand Hilujas, zog sie ein wenig näher und fragte:
„Was muß denn eigentlich erst vorhanden sein, ehe es Sohn und Tochter geben kann?“
„Meinst du etwa Vater und Mutter?“ fragte Hiluja in wunderbar gut gespielter Naivität.
„Ja freilich. Die Eltern müssen doch erst da sein.“
„Und das ist die allerliebste Verwandtschaft, die es nur geben kann. Höre, Hiluja, wir wollen weder Vetter noch Muhme, weder Schwager noch Schwägerin, sondern Eltern sein!“
„Das ist nicht gut möglich!“
„Freilich ist es möglich! Du die Mutter und ich der Vater.“
„Von wem denn?“
Hiluja war bei Hilals letzten Worten sehr rot geworden. Er antwortete, beherzt anfangend:
„Von – von – nun, von –“
Hilal konnte nicht weiter und stockte. Er sah erst jetzt ein, in welch eine dumme Gasse er sich verlaufen hatte. Auch er wurde rot, doch war er geistesgegenwärtig genug, um sich so leicht nicht verblüffen zu lassen, und fuhr sogleich in entschiedenem Ton fort:
„Nein, das ist nichts, das geht nicht. Diese Verwandtschaft ist doch wohl ein wenig zu nahe. Höre, Hiluja, ich weiß wirklich nicht, was ich eigentlich habe sagen wollen.“
„Wenn du es nicht mehr weißt“, scherzte sie, „so hast du wohl überhaupt gar nichts sagen wollen?“
„O nein! Ich wollte dir im Gegenteil sehr, sehr vieles sagen, Hiluja.“
„So sage es doch!“
„Das ist unmöglich. Die Zeit ist zu kurz.“
„Ist denn das, was du sagen wolltest, gar so lang?“
„Ganz ungeheuer lang!“
„Wieviel Zeit also brauchtest du wohl dazu?“
„Mein ganzes Leben.“
„Da bin ich doch neugierig. Darf ich denn nicht wenigstens einen kleinen Anfang hören?“
„Ja, gern.“
„Wie lautet er denn?“
„Er lautet: Hiluja, ich bin dir unbeschreiblich gut!“
Hilal zog sie dabei warm an sich und küßte ihren Mund. Sie aber erwiderte ganz ohne Scheu seinen Kuß, strich leise mit der Hand über seine gebräunte Wange und flüsterte:
„Ist es denn wahr, daß du mir so sehr gut bist?“
„So sehr, daß es gar nicht zu beschreiben ist!“
Da nickte sie ihm wonnevoll zu und sagte:
„Auch ich hatte nur den einen Wunsch, von dir geliebt zu sein. Nun ist er mir erfüllt.“
„So gebe Allah seinen Segen, sonst werden wir niemals vereinigt sein.“
„Wieso?“
„Der Vater liebt mich nicht.“
„Wie wäre dies möglich! Ist er doch nur erst diese wenigen Stunden hier!“
„Und dennoch habe ich es bemerkt. Vorhin, wenige Augenblicke bevor ich zu dir kam, stand ich an der Mauer, und er schritt langsam mit einem der Ältesten vorüber. Dabei warf er einen kalten, stolzen, finsteren Blick auf mich und sagte in einer Weise, daß ich einsehen mußte, es gelte mir: ‚Badija ist ihm geschenkt. Mit Hiluja wäre dies unmöglich. Sie ist bereits versprochen.‘“
„Wie? Das hat er gesagt?“ fragte das junge Mädchen erschrocken. „Ich habe noch kein Wort davon vernommen.“
„Er würde es doch nicht sagen, wenn es nicht wahr wäre!“
„So hat er es ohne mein Wissen getan. Von meinem Vater aber sollte mich dies sehr wundern, daß er mich so innig liebt.“
„Vielleicht hat er es gerade deshalb getan. Derjenige, dessen Weib du werden sollst, ist vielleicht ein
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